Markenlexikon

Pratt & Whitney

Ursprungsland: USA

Das 1865 von den Ingenieuren Francis Ashbury Pratt (1827 – 1902) und Amos Whitney (1832 – 1920) in Hartford/Connecticut gegründete Unternehmen stellte zunächst Maschinengewehre, Maschinen für die Waffenproduktion, Werkzeugmaschinen und später auch Messgeräte her.

1925 gründete Pratt & Whitney gemeinsam mit Frederick Brant Rentschler (1887 – 1956), dem früheren Präsidenten der Wright Aeronautical Corporation (die Firma der Flugpioniere Orville und Wilbur Wright), und dem Ingenieur George Jackson Mead (1891 – 1949) die Pratt & Whitney Aircraft Company, um Flugmotoren zu produzieren. Mead hatte zuvor bei Sterling Engine, Crane-Simplex, Wright-Martin Aeronautical und Wright Aeronautical als Ingenieur und Chefingenieur gearbeitet.

Der erste Pratt & Whitney-Motor R-1340 Wasp, ein luftgekühlter 9-Zylinder-Sternmotor mit einem Hubraum von 1340 Kubikzoll (ca. 22 Liter), wurde Ende 1925 fertiggestellt. Dieses Triebwerk kam in zahlreichen Flugzeugtypen zum Einsatz (Boeing P-26/Modell 266, Curtiss O-52, Fairchild 71, Ford Trimotor, Lockheed Vega, Lockheed Electra 10-A, North American T-6, Sikorsky S-38, Vought O2U Corsair) und blieb bis 1960 in Produktion (insgesamt 34.966 Exemplare). Ein weiterer früher Pratt & Whitney-Sternmotor war der R-1690 Hornet, der von 1926 bis 1942 gefertigt wurde.

1928 gründete James Young, der von Pratt & Whitney eine Lizenz zur Reparatur und Generalüberholung der Wasp- und Hornet-Motoren erhalten hatte, in Longueuil/Quebec eine kanadische Tochtergesellschaft, wo heute kleinere Strahltriebwerke und Turboprop-Triebwerke für Regionalverkehrsflugzeuge und Businessjets sowie Triebwerke für Hubschrauber produziert werden.

1929 wurde Pratt & Whitney von der United Aircraft and Transport Corporation, die William Edward Boeing im gleichen Jahr gegründet hatte, übernommen. Um eine Monopolbildung zu verhindern, ordnete die US-Regierung 1934 jedoch an, den UATC-Konzern in die drei Unternehmen Boeing Airplane (Flugzeugbau), United Aircraft (Chance Vought, Hamilton-Standard, Pratt & Whitney, Sikorsky; ab 1975 United Technologies) und United Air Lines (Fluggesellschaften) aufzuteilen.

Pratt & Whitney
Pratt & Whitney

In den folgenden Jahren entwickelte und baute Pratt & Whitney die Strahltriebwerke für fast alle zivilen Verkehrsflugzeuge von Boeing (707, 727, 737, 747, 757, 767, 777) und Douglas Aircraft bzw. McDonnell-Douglas (DC-2 bis DC-10, MD-80-Serie, MD-90, MD-11) – wobei diese Flugzeugtypen, je nach Wunsch der Käufer auch mit Triebwerken der Konkurrenten General Electric (GE) und Rolls-Royce ausgestattet werden konnten.

Die P&W-Triebwerke kamen/kommen auch in Militärflugzeugen zum Einsatz (Boeing B-52, Lockheed U-2, Lockheed SR-71 Blackbird, General Dynamics F-111, Grumman-F-14 Tomcat, McDonnell-Douglas F-15 Eagle, General Dynamics F-16 Fighting Falcon, Boeing C-17 Globemaster III, Lockheed F-22 Raptor, Lockheed-Martin F-35 Lightning II).

1983 gehörte Pratt & Whitney neben MTU Aero Engines und der Japanese Aero Engine Corporation (Kawasaki Heavy Industries, Ishikawajima-Harima Heavy Industries, Mitsubishi Heavy Industries) zu den Gründern des Jointventures IAE (International Aero Engines). Ein weiteres Jointventure mit dem Konkurrenten GE Aviation entstand 1996 (Engine Alliance).

2005 erwarb Pratt & Whitney die Rocketdyne Division von Boeing, einen Hersteller von Raketenantrieben, der seit seiner Gründung 1955 Triebwerke für zahlreiche Trägerraketen gebaut hatte (Atlas, Delta, Jupiter, Redstone, Saturn, Thor), außerdem die Haupttriebwerke der Space Shuttles. Den Bereich Industrieturbinen wurde 2013 an Mitsubishi Heavy Industries verkauft.

Infolge des Zusammenschlusses von Raytheon und United Technologies gehört Pratt & Whitney seit 2020 zur Raytheon Technologies Corporation. Die von dem Triebwerkshersteller unabhängige Firma Pratt and Whitney Measurement Systems (Bloomfield/Connecticut) stellt Präzisionsmessgeräte für die Maschinenbauindustrie her.

Pratt & Whitney betreibt Werke in den USA (East Hartford/Connecticut, Middletown/Connecticut, Wallkill/New York, West Palm Beach/Florida) und Kanada (Enfield/Nova Scotia, Lethbridge/Alberta, Longueuil/Quebec, Mirabel/Quebec, Mississauga/Ontario, Ottawa/Ontario, St-Hubert/Quebec).

Text: Toralf Czartowski • Fotos: Public Domain