Markenlexikon

Piz Buin

Ursprungsland: Österreich

Ähnlich wie der L'Oréal-Gründer Eugéne Schueller, der Initiator des Sonnenschutzmittels Ambre Solaire, holte sich auch der österreichische Chemiestudent Franz Greiter (1919 – 1985) einen zünftigen Sonnenbrand weg, was ihn dazu anmierte im elterlichen Laboratorium eine Sonnenschutzcreme zu entwickeln. Da ihn die Sonne beim Besteigen des 3312 hohen Berges Piz Buin verbrannt hatte, benannte er seine Entwicklung kurzerhand nach diesem Berg, der auf der Grenze zwischen Österreich (Vorarlberg) und der Schweiz (Graubünden) liegt. Der Name Piz Buin bedeutet in der rätoromanischen Sprache, die im Schweizer Kanton Graubünden gesprochen wird, Ochsenspitze.

1946 kam Piz Buin Gletschercreme erstmals in den Handel. Am Anfang fuhr Franz Greiter noch mit dem Fahrrad in die umliegenden Drogerien, um seine Produkte zu bewerben, während seine Frau Marga, eine Kosmetikerin aus Erfurt, in Greiters Elternhaus in Lauterach (Vorarlberg) die Kunden bediente. Marga Greiter eröffnete bald darauf in Bregrenz/Bodensee einen Kosmetiksalon, während sich Franz Greiter um die Produktion in Lauterach kümmerte, wo Anfang der 1950er Jahre rund zwanzig Mitarbeiter beschäftigt waren. 1954 eröffnete Greiter ein weiteres Werk in Hirschegg im Kleinwalsertal, das seit 1891 Zollausschlussgebiet war. Das Gebiet gehörte zwar zu Österreich, unterlag jedoch der Zollhoheit Deutschlands. Von dort aus konnte Greiter den deutschen Markt und später den gesamten EWG-Raum zollfrei beliefern. 1966 kam ein weiteres Werk in Altstätten (St. Gallen) hinzu.

Da Franz Greiter selbst Ski- und Bergsportler war und etliche Bergsteiger persönlich kannte, kam es bald zu einer engen Zusammenarbeit zwischen Greiters Firma und verschiedenen Sportlern, u.a. Reinhold Messner. Piz Buin wurde bei mehreren Himalaya-Expeditionen verwendet und die Herstellerfirma lies sogar den Hinweis »himalayabewährt« markenrechtlich schützen, was allerdings zeitweise zu juristischen Problemen mit dem Bayer-Konzern (Delial) führte. Ab den 1960er Jahren vergab Greiter weltweit Herstellungslizenzen für die Marke Piz Buin. 1980 waren die Produkte in vierzig Ländern erhältlich. Die Produktionsstätte in Hirschegg wurde 1976 geschlossen, nachdem Österreich der Europäischen Gemeinschaft beigetreten war und nicht mehr der Europäischen Freihandelsassoziation (EFTA) angehörte.

Nach dem Tod des Gründers 1985 führte seine zweite Ehefrau Johanna das Unternehmen, das inzwischen teilweise seinen Erben (fünf Kinder aus zwei Ehen) sowie der Franz-Greiter-Stiftung gehörte, zunächst gemeinsam mit einem Stiftungsrat weiter, bis schließlich Armin Bartl, der schon seit fünfzehn Jahren im Unternehmen beschäftigt gewesen war, zum neuen Geschäftsführer ernannt wurde. Seit dem Tod Franz Greiters gab es mehrere Anfragen für eine Übernahme der Firma Greiter. Schließlich kam 1989 der US-Konzern Johnson & Johnson (Band Aid, Bebe, Carefree, Johnson's Baby, o.b., Penaten) zum Zug. Die Werke in Lauterach und Altstätten wurden inzwischen geschlossen und die Produktion der Piz-Buin-Produkte in andere europäische J&J-Standorte verlegt. Das Kosmetikstudio Marga Greiter in der Kirchstraße 20 in Bregrenz gibt es noch immer.

Text: Toralf Czartowski