Markenlexikon

Pelikan

Ursprungsland: Deutschland

Der Chemiker Carl Hornemann (1811 – 1896), Sohn eines Malers, Kupferstechers und Farbenhändlers, begann 1838 in Groß Munzel bei Hannover selbst hergestellte Künstlerfarben und Mal-Utensilien zu verkaufen. Diese Farben wurden bis dahin aus Frankreich und England importiert. 1878 übernahm der damalige Werksleiter Günther Wagner (1842 – 1930) die Firma, die sich seit 1840 in Hannover-Hainholz befand, und benannte sie nach seinem Familienwappen, auf dem ein Pelikan mit mehreren Jungen zu sehen war, in Pelikan-Werke um. 1895 gab es wieder einen Besitzerwechsel, neuer Eigentümer wurde nun der Kaufmann Fritz Beindorff (1860 – 1944), der mit einer Tochter Wagners verheiratet war. Er erweiterte die Produktpalette um Füllfedertinte, Wasserfarben, Klebstoffe, Schreibmaschinen-Farbbänder sowie Kohlepapier und begann mit dem Export der Produkte ins Ausland. 1906 wurde in Hannover-List ein neues Werk errichtet.

1929 brachte Pelikan die ersten Füllfederhalter auf den Markt. 1931 folgten Deckfarbkästen, 1934 Dekorations- und Hobbyfarben (Plaka) sowie Druckbleistifte. Der schwarz-grün gestreifte Füllfederhalter Pelikan 400 Stresemann (1950) wurde nach der gestreiften Anzugshose des früheren deutschen Außenministers Gustav Stresemann benannt. Ab 1955 produzierte Pelikan auch Kugelschreiber (Pelikan Roller). Die bekanntesten Produkte des Unternehmens waren jedoch der Tintenpatronenfüller Pelikano (ab 1960), der speziell für Schüler entwickelt wurde, und 1972 die Tintenlöschstifte (Tintentiger, Tinten-Blitz, Super-Pirat).

1964 erwarb Pelikan die Greif-Werke aus Goslar, einen Hersteller von Farbbändern, Kohlepapier und Vervielfältigungsapparaten. 1973 entstand in einer ehemaligen Schuhfabrik in Peine-Vöhrum ein weiteres Werk, in das Pelikan Anfang der 1990er Jahre die gesamte Produktion verlagerte (auf den ehemaligen Werksgelände entstand anschließend das Pelikan-Viertel). 1978 wurden die Pelikan Werke eine Aktiengesellschaft umgewandelt.

Pelikan
Pelikan

Die massive Expansion in neue Märkte (Datenträger, Drucker, Druckertinte, Kopiergeräte, Kosmetik, Projektoren, Spiele, Toner) führte jedoch 1982 zu einem Vergleich und 1984 zur Übernahme durch das Schweizer Unternehmen Condorpart, das zum Handelskonzern Metro gehörte. 1986 brachte Metro die Führungsgesellschaft Pelikan Holding (Baar/Schweiz) an die Börse.

1989 erwarb Pelikan den Hannoveraner Konkurrenten Geha und beendete bald darauf die Geha-Schreibgeräteproduktion. Die Geha Werke (Garbsen) konzentrierten sich als Pelikan-Tochtergesellschaft auf Präsentationstechnik (Copy-Boards, Flip-Charts, Konferenzraum-Ausstattung, LCD-Projektionsgeräte, Tageslicht-Projektoren, Wandtafel-Systeme). Der Geschäftsbereich Hardcopy (Druckerpatronen, Farbbänder, Toner) wurde 1995 an das US-Unternehmen Nukote verkauft (Nukote war bis 1986 ein Geschäftsbereich des Computerkonzerns Burroughs/Unisys). Als Nukote 1998 Antrag auf Gläubigerschutz stellen musste, übernahmen drei langjährige Pelikan-Manager sowie mehrere Schweizer Investoren das europäische Hardcopy-Geschäft. In den USA, Kanada und Mexiko gehört die Marke Pelikan Hardcopy weiterhin Nukote. Für den deutschen Vertrieb der Hardcopy-Sparte ist seit dem Jahr 2000 wieder Pelikan Hannover zuständig.

1997 verkaufte Metro die Pelikan Holding an die malaysische Firma Goodace, die bereits seit langem in mehreren ostasiatischen Ländern Vertriebspartner von Pelikan war. 2005 wurde der ebenfalls aus Malaysia stammende Logistikkonzern Diperdana neuer Pelikan-Eigentümer. Hergestellt werden die Pelikan-Schreib-, Mal- und Büroprodukte jedoch weiterhin größtenteils im deutschen Werk Peine/Vöhrum. Verwaltung und Vertrieb sitzen in Hannover. Lediglich die Konzernzentrale ist in der Schweiz angesiedelt.

2007 erwarb die Pelikan Holding die German Hardcopy AG aus Brilon (Druckerzubehör), die in ihrem Gründungsjahr 1999 von Pelikan die Geha-Markenlizenz für zehn Jahre erworben hatte, außerdem das in der Schweiz ansässige europäische Hardcopy-Geschäft (Pelikan Hardcopy Holding). Die German Hardcopy AG, der seit 2004 auch die Marke Boeder gehört, wurde inzwischen in Geha AG umbenannt.

Text: Toralf Czartowski • Fotos: Unsplash.com, Public Domain