Markenlexikon

Parmalat

Ursprungsland: Italien

Calisto Tanzi (1938 – 2022) gründete 1961 in Collecchio, einer kleinen Stadt in der norditalienischen Region Parma, wo seine Familie Parma-Schinken herstellte, die Molkerei Dietalat. Der 1963 eingeführte Markenname Parmalat entstand aus »Latte di Parma« (ital. Milch aus Parma). Dank geschickter Vermarktung und großzügiger EU-Beihilfen schaffte das Unternehmen relativ schnell den Aufstieg zu einem der größten Milchverarbeiter der Welt. Parmalat war eine der ersten europäischen Molkereien, die die einige Jahre zuvor in Schweden entwickelten Tetra Paks verwendete und damit die traditionellen Glasflaschen ablöste. 1965 brachte Parmalat die ultrahocherhitzte Milch auf den Markt, die mehrere Monate ohne Kühlung haltbar ist. Das UHT-Verfahren (Ultra Heat Treatment) war 1963 ebenfalls von Tetra Pak entwickelt worden.

1973 ging das Unternehmen an die Mailänder Börse. Damals wurde die Milch nur in Italien verkauft, doch bereits 1974 entstanden die ersten Tochtergesellschaften in Brasilien, Venezuela und Ecuador. Bald stellte Parmalat nicht nur Produkte wie Milch, Käse, Desserts, Joghurt und Butter her, sondern auch Brot, Eiscreme, Eistee, Fruchtsaftgetränke, Kekse, Mineralwasser, Pasta, Pizzas, Saucen, Snacks, Suppen und Tomatenpüree.

Von 1978 bis 1984 war Parmalat Sponsor des britischen Formel-1-Rennstalls Brabham, der damals Bernie Ecclestone gehörte und für den der dreimalige österreichische Formel-1-Weltmeister Niki Lauda 1978 und 1979 fuhr. Lauda trug das rote Parmalat-Kapperl von 1975 bis 2002 und machte den Namen Parmalat damit weltweit bekannt.

Ende 2003 kam jedoch der Absturz. Nach jahrelangen, undurchsichtigen Finanzspekulationen in karibischen Steueroasen und Bilanzmanipulationen, erklärte ein Konkursgericht in Parma den Konzern für insolvent. Die Schulden der Parmalat-Gruppe beliefen sich auf fast fünfzehn Milliarden Euro. Firmengründer Tanzi, der lange Zeit als italienischer Vorzeigeunternehmer galt, wurde kurz darauf verhaftet. Gegen Tanzi und andere frühere Parmalat-Manager kam es zwischen 2005 und 2010 zu mehreren Prozessen wegen Bilanzfälschung, Bildung einer kriminellen Vereinigung, Börsenmanipulationen und Insolvenzbetrug, die mit hohen Haftstrafen (Tanzi bekam zehn und achtzehn Jahre) und Schadensersatzzahlung endeten. Aufgrund seines Alters und seines schlechten Gesundheitszustands musste Tanzi jedoch nur zwei Jahre der Strafe absitzen.

Seit 2011 gehört Parmalat mehrheitlich zun französischen Molkereikonzern Lactalis Group (Galbani, Lactel, Leerdammer, Le Président, Salakis, Société).

Text: Toralf Czartowski