Markenlexikon
Die Brüder Mervin und Jesse Levine betrieben in den 1950er Jahren eine kleine Werbefirma in Manoochie/New Jersey (M&J Levine Advertising), zu der auch eine Druckerei gehörte. 1956 nahm Lawrence Herbert, der zuvor Biologie und Chemie an der Hofstra University in Hempstead auf Long Island studiert hatte, einen Teilzeitjob in der Druckerei an. In den nächsten Jahren entwickelte er ein standardisiertes Farbsystem, dessen Ziel es zunächst war, das Mischen von Druckfarben zu vereinfachen. Anfangs wurden zwölf Basisfarbpigmente als Mischgrundlage verwendet (zuvor über sechzig), später vierzehn und aktuell achtzehn. Aus diesen Grundfarben können tausende weitere Farben zusammengemischt werden.
1962 erwarb Herbert die Druckerei von den Levine-Brüdern und gründete das Unternehmen Pantone. 1963 brachte Pantone das Pantone Matching System heraus. In kurzer Zeit konnte Pantone zwanzig Farbenhersteller davon überzeugen, sein Farbsystem zu lizenzieren.
Ein Beispiel, wie sich das neue Farbsystem auf die Industrie auswirkte, boten die gelben Pappverpackungen des Filmherstellers Kodak, die von verschiedenen Druckereien gedruckt wurden und daher auch unterschiedliche Gelbtöne hatten. Die Verpackungen mit einem dunkleren Gelb wurden von den Kunden jedoch oftmals liegengelassen, da sie glaubten, dass die Filme weniger frisch waren, als die mit einem helleren Gelb. Durch die Verwendung des Pantone-Farbsystems hatten die Filmschachteln nun einen einheitlichen Gelbton, egal aus welcher Druckerei sie kamen.
Pantone konnte sich in den nächsten Jahrzehnten als weltweit führender Farbsystem-Anbieter etablieren, ganz besonders ab den 1990er Jahren, als das Desktop-Publishing (DTP) in der Druck- und Verlagsbranche Einzug hielt und zahlreiche Hard- und Softwarehersteller das Pantone-Farbsystem in ihre Produkte integrierten (Adobe, Agfa-Gevaert, Aldus, Bitstream, Corel, Deneba, HP, Lexmark, Linotype-Hell, NEC, NeXT, Océ, Quark, Tektronix, Ventura, Xerox).
Pantone verdient sein Geld durch die Lizenzierung verschiedener Farbsysteme (Pantone Matching System, Pantone Plus Series, Hexachrome, Pantone Fashion Home + Interiors System, PMS Color System, Pantone SkinTone, Munsell) für unterschiedliche Materialien (Papier, Textilien, Lederwaren, Kunststoffe, Beschichtungen, Keramik) sowie durch den Verkauf von Farbpaletten, Farbfächern, Farbbüchern und anderer Hilfsmittel (Software und Geräte zur Identifikation von Farben, Geräte zur Monitorkalibrierung). Farben stellt das Unternehmen selbst nicht her.
Unter dem Namen Letraset Tria Pantone vermarktete die britische Firma Letraset, ein Hersteller von Anreibebuchstaben, ab 1971 nachfüllbare Marker mit drei verschiedenen Spitzen. Seit 2006 bietet Fine Paints of Europe rund dreitausend Pantone-Farben für den Innen- und Außenbereich an. Hersteller ist die niederländische Firma Wijzonol Bouwverven BN. Aus Marketinggründen ernennt das Pantone Color Institute seit dem Jahr 2000 die Farbe des Jahres. 2007 wurde das Unternehmen Pantone vom Farbmesstechnik-Hersteller X-Rite übernommen, der seit 2012 zum Mischkonzern Danaher gehört.
Text: Toralf Czartowski • Fotos: Unsplash.com, Public Domain