Markenlexikon
Pan American Airways wurde im März 1927 von Henry Harley (Hap) Arnold (1886 – 1950) gegründet, um an der Ausschreibung der Luftpostrechte zwischen den USA und Kuba teilzunehmen. Im gleichen Jahr entstanden noch zwei weitere Firmen, im Juni die Aviation Corporation of America (gegründet von Juan Terry Trippe mit finanzieller Hilfe von William A. Rockefeller und Cornelius Vanderbilt Whitney) und im Oktober Atlantic, Gulf and Caribbean Airways (gegründet von dem New Yorker Investment-Banker Richard Hoyt), die sich ebenfalls an der Ausschreibung beteiligten. Im Oktober 1927 führte Pan Am mit einer von West Indian Aerial Express gecharterten Fairchild FC-2 den ersten Postflug zwischen Key West/Florida und Havanna (Kuba) durch; kurz darauf erwarb Pan Am eine dreimotorige Fokker F.VIIa. Im Januar 1928 führte Pan Am den ersten Passagierflug von Miami nach San Juan/Puerto Rico durch (mit Zwischenlandungen in Belize und Managua).
1928 schlossen sich die drei Unternehmen unter dem Dach der Holdinggesellschaft Aviation Corporation of the Americas zusammen; Pan Am wurde daraufhin die für den Flugbetrieb zuständige Firma. Die Leitung übernahm Juan Trippe (1899 – 1981). Hauptsitz des Unternehmens war zunächst das Pan American Field in Miami, der heutige Miami International Airport. Kurz darauf erweiterte man das Streckennetz nach Mittel- und Südamerika; die erste Langstrecke führte von Miami nach Buenos Aires. 1931 stellte Pan Am das viermotorige Flugboot Sikorsky S-40 in Dienst, das in Anlehnung an eine besonders schnelle Segelschiffart des 19. Jahrhunderts American Clipper getauft wurde; später erhielten alle Pan-Am-Flugzeuge einen Beinamen (z.B. Clipper America). Anfang der 1930er Jahre verband Pan Am bereits über 20 Länder. 1935 eröffnete Pan Am die Pazifik-Strecke nach Hawaii, den Philippinen und Hongkong und 1938 die Transatlantik-Linie (New York – Lissabon – Marseille) sowie die Australien-Linie. Währennd des 2. Weltkriegs transportierte Pan Am vor allem Soldaten und schulte Militärpiloten. 1950 erwarb das Unternehmen die American Overseas Airlines (AOA), die neben Pan Am und TWA als einzige US-Fluggesellschaft Transatlantikflüge durchführte. Im gleichen Jahr benannte sich Pan American Airways in Pan American World Airways um.
1946 gründete Pan Am die Intercontinental Hotel Corporation (ab 1966 Inter-Continental Hotels), die sich zunächst auf Lateinamerika und den karibischen Raum konzentrierte. Einerseits sollten die Hotels Geschäftsleute und Touristen anlocken, andererseits dienten sie aber auch zur Unterbringung der Pan-Am-Crews und von Passagieren. Das erste Hotel erwarb Intercontinental noch im Gründungsjahr in Belém/Brasilien. Ab Anfang der 1960er Jahre eröffnete der Konzern auch Hotels in anderen Regionen der Welt, u.a. im Nahen und Mittleren Osten und auf dem Balkan. 1981 verkaufte Pan Am die Hotelkette an den britischen Mischkonzern Grand Metropolitan.
Pan-Am-Chef Trippe erkannte schon sehr früh das kommende Jet-Zeitalter und bestellte 1955 bei Boeing 20 Flugzeuge des Typs 707 und bei Douglas Aircraft noch einmal 25 DC-8; beide Modelle befanden sich damals noch in der Konstruktionsphase. Als die neuen strahlgetriebenen Flugzeuge 1958 in Dienst gingen, schafften sie die besonders lukrative Strecke zwischen New York und Paris in nur 8,5 Stunden Flugzeit. Pan Am war nicht nur die erste global operierende Fluggesellschaft der Welt, sie unterhielt auch ein einzigartig weltumspannendes Streckennetz. In den 1960er und 1970er Jahren flog Pan Am 85 Länder auf sechs Kontinenten an. Was Pan Am allerdings fehlte war ein regionales Streckennetz; erst 1979 kam das Unternehmen durch die Übernahme der National Airlines in den Besitz einiger Inlandsstrecken.
1963 zog Pan Am in ein neuerrichtetes 246 Meter hohes Hochhaus in der New Yorker Park Avenue, das anschließend Pan Am Building genannt wurde, obwohl dort auch viele andere Konzerne Mieter waren (u.a. Alcoa, Chiquita, Chrysler, Kodak, Reader's Digest, Westinghouse). Pan Am gehörte anfangs nur rund 10 Prozent des Gebäudes, erst 1968 stockte man den Anteil auf rund 55 Prozent auf. Bis zur Eröffnung der World Trade Center Anfang der 1970er Jahre war das Pan Am Building das größte Bürogebäude der Welt (nach Quadratmetern). An der Glasfassade unterhalb des Daches befand sich ein großer Pan-Am-Schriftzug. 1978 erwarb die Fluggesellschaft auch den Rest des Gebäudes, stellte es aber bereits Anfang 1980 zum Verkauf. Den Zuschlag bekam 1980/1981 die Versicherungsgesellschaft Metropolitan Life Insurance Company (MetLife). Zu den Bietern hatte auch Donald Trump gehört. Pan Am nutzte seine Büros, die ich über mehrere Stockwerke verteilten, auch weiterhin als Hauptsitz.
1966 bestellte Pan Am bei Boeing 25 Flugzeuge des geplanten Modells 747 (Jumbo-Jet), was bei Boeing den Ausschlag dafür gab, diesen Typ zu bauen. Legendär wurde ein Gespräch zwischen Boeing-Chef Bill Allen und Juan Trippe über den geplanten Bau der 747 im Jahr 1965: Auf die Aussage Trippes »If you build it, I'll buy it« erwiderte Allen »If you buy it, I'll build it«. Der erste reguläre Flug einer Boeing 747-121 von New York nach London fand im Januar 1970 mit der Clipper Young-America (später Clipper Victor) statt; die Clipper Victor wurde im März 1977 durch die Kollision mit einer startende Boeing 747 der KLM auf dem Los Rodeos Airport von Teneriffa zerstört. 1976 führte Pan Am mit der Boeing 747 SP (Special Performance) erstmals Nonstop-Flüge auf den Strecken New York – Tokio sowie Los Angeles – Tokio durch.
In den 1980er Jahren geriet Pan Am infolge von Überkapazitäten, immer höheren Wartungskosten für die teilweise sehr alten Flugzeuge und der Tatsache, dass das Statussymbol der USA zu einem bevorzugten Ziel von Terroristen wurde (1986 Entführung einer Pan-Am-Maschine in Karachi, 1988 Bombenattentat von Lockerbie), was zu einem drastischen Rückgang der Passagierzahlen führte, zunehmend in finanzielle Schwierigkeiten. 1986 verkaufte Pan Am die Pazifik-Strecken sowie zahlreiche Flugzeuge an United Airlines. Die Transatlantikroute nach London-Heathrow erwarb 1990 ebenfalls United Airlines, die innerdeutschen Strecken übernahm im gleichen Jahr die Lufthansa. Im Januar 1991 musste Pan Am schließlich Konkurs anmelden. Das restliche Streckennetz, die Flugzeuge, das Worldport-Terminal im John F. Kennedy International Airport New York und die Angestellten übernahm zum großen Teil Delta Air Lines. Im Dezember 1991 stellte Pan Am den Flugbetrieb ein.
1993 erwarb Charles Cobb, der ehemalige Tourismus-Minister der Reagan-Regierung und frühere US-Botschafter in Island, die Pan-Am-Markenrechte. 1996 gründeten Cobb und der ehemalige Continental-Airlines-Präsident Martin Shugrue, der von 1983 bis 1988 im Pan-Am-Aufsichtsrat gesessen hatte, Pan Am als Regional- und Urlaubs-Airline neu. 1998 musste Pan Am jedoch erneut Konkurs anmelden, woraufhin die Fracht-Eisenbahngesellschaft Guilford Transportation Industries aus Portsmouth/New Hampshire neuer Besitzer wurde. Bis Februar 2008 flog Pan American Airways mit einigen alten Boeing 727-222 aus United-Airlines-Beständen mehrere Städte an der US-amerikanischen und kanadischen Ostküste, in Florida und in der Karibik (Puerto Rico) an, dann wurde der Flugbetrieb eingestellt. Guilford Rail System firmiert seit 2006 als Pan Am Railways; das weltbekannte Logo ist nun nur noch auf Lokomotiven und Waggons im Nordosten der USA (Connecticut, Maine, Massachusetts, New Hampshire, New York, Vermont) zu finden.