Markenlexikon
Das U.S. Post Office Department schrieb 1927 die Luftpostrechte zwischen den USA und Kuba aus. An dieser Ausschreibung nahmen drei extra zu diesem Zweck gegründete Fluggesellschaften teil: Pan American Airways (Gründer: Henry Harley Arnold, Carl Andrew Spaatz, John Jouett), Aviation Corporation of America (Gründer: Juan Terry Trippe) und Atlantic, Gulf and Caribbean Airways (Gründer: Richard Hoyt). Im Oktober 1927 führte Pan American mit einer gecharterten Fairchild FC-2 den ersten Postflug zwischen Key West/Florida und Havanna (Kuba) durch; kurz darauf erwarb das Unternehmen das erste eigene Flugzeug (Fokker F.VIIa). Im Januar 1928 fand der erste Pan-Am-Passagierflug von Miami nach San Juan/Puerto Rico statt (mit Zwischenlandungen in Belize und Managua).
1928 schlossen sich die drei Unternehmen unter dem Dach der Holdinggesellschaft Aviation Corporation of the Americas zusammen; Pan Am wurde daraufhin die für den Flugbetrieb zuständige Firma. Die Leitung übernahm Juan Trippe (1899 – 1981). Hauptsitz des Unternehmens war das Pan American Field in Miami, der heutige Miami International Airport. Kurz darauf erweiterte man das Streckennetz nach Mittel- und Südamerika; die erste Langstrecke führte von Miami nach Buenos Aires. 1931 benannte sich die Aviation Corporation of the Americas in Pan American Airways Corporation um.
1935 eröffnete Pan Am die Pazifikstrecke von San Francisco nach Südostasien (Honululu, Manila, Hongkong, Singapur). Eine weitere Pazifikstrecke führte nach Neuseeland und Australien. 1939 folgten zwei Atlantikstrecken von New York nach Europa (Lissabon, Marseille, Southampton). Auf diesen Strecken kamen die Flugboote Boeing 314 Clipper, Martin M-130 und Sikorsky S-40 zum Einsatz. Während des Zweiten Weltkriegs transportierte Pan Am vor allem Soldaten und schulte Militärpiloten. Von 1945 bis 1990 gehörte Pan Am neben Air France und British European Airways (ab 1972 British Airways) zu den drei Fluggesellschaften, die West-Berlin anfliegen durften.
Um Geschäftsleute und Touristen anzulocken, aber auch um die Crews unterbringen zu können, wurde 1946 die Hotelkette InterContinental ins Leben gerufen, die sich zunächst auf Lateinamerika und den karibischen Raum konzentrierte. Das erste InterContinental-Hotel eröffnete noch im Gründungsjahr in Belém/Brasilien. 1950 erwarb das Unternehmen die American Overseas Airlines (AOA), die neben Pan Am und TWA lange Zeit als einzige US-Fluggesellschaft Transatlantikflüge durchführte (in den 1970er Jahren kamen noch National Airlines und Braniff International hinzu). Im gleichen Jahr benannte sich Pan American Airways in Pan American World Airways um.
In der Nachkriegszeit flog Pan Am zunächst mit Propellerflugzeugen (Boeing 377 Stratocruiser, Convair 240/340, Curtiss C-46, Douglas DC-3 bis DC-6, Lockheed Constellation). Juan Trippe erkannte jedoch schon sehr früh das kommende Jet-Zeitalter und bestellte 1955 bei Boeing und Douglas Aircraft fünfundvierzig Maschinen der Modelle 707 und DC-8, die sich noch in der Entwicklung befanden. Als die neuen strahlgetriebenen Flugzeuge 1958 in Dienst gestellt wurden, schafften sie die Strecke von New York nach Paris ohne Zwischenlandung in rund acht Stunden Flugzeit.
Pan Am war nicht nur die erste global operierende Fluggesellschaft der Welt, sie unterhielt auch ein einzigartig weltumspannendes Streckennetz. In den 1960er und 1970er Jahren flog Pan Am 86 Länder auf sechs Kontinenten an, wodurch das ab 1958 verwendete markante blaue Globus-Logo zu einer amerikanischen Ikone wurde, ähnlich wie Coca-Cola, Harley-Davidson, Jeep, Polaroid oder Walt Disney. Der Pan-Am-Slogan lautete damals »World's Most Experienced Airline«.
1963 zog das Unternehmen in ein neuerrichtetes 246 Meter hohes Hochhaus in der New Yorker Park Avenue, das anschließend Pan Am Building genannt wurde, obwohl dort auch viele andere Konzerne Mieter waren (u.a. Alcoa, Chiquita, Chrysler, Kodak, Reader's Digest, Westinghouse). Pan Am gehörte anfangs nur rund 10 Prozent des Gebäudes, erst 1968 stockte man den Anteil auf rund 55 Prozent auf. An der Glasfassade unterhalb des Daches befand sich ein großer Pan-Am-Schriftzug. Bis zur Eröffnung der World Trade Center Anfang der 1970er Jahre war das Pan Am Building das größte Bürogebäude der Welt (nach Quadratmetern). 1978 erwarb die Fluggesellschaft auch den Rest des Gebäudes.
1966 bestellte Pan Am bei Boeing fünfundzwanzig Flugzeuge des geplanten Modells 747 (Jumbo-Jet), was bei Boeing den Ausschlag dafür gab, diesen Typ zu bauen. Legendär wurde ein Gespräch zwischen Boeing-Chef Bill Allen und Juan Trippe über den geplanten Bau der 747 im Jahr 1965: Auf die Aussage Trippes »If you build it, I'll buy it.« erwiderte Allen »If you buy it, I'll build it.« Der erste reguläre Flug einer Boeing 747-121 von New York nach London fand 1970 statt. 1976 führte Pan Am mit der Boeing 747 SP (Special Performance) erstmals Nonstop-Flüge auf den Strecken New York – Tokio sowie Los Angeles – Tokio durch. Der Kauf der 747-Flotte in einer Zeit wirtschaftlichen Abschwungs infolge der Ölkrise von 1973, der auch zum Rückgang des Flugverkehrs führte, belastete allerdings die Bilanz des Unternehmens nachhaltig.
1978 liberalisierte die Carter-Regierung den zuvor stark regulierten zivilen US-Luftverkehr. Die großen Inlandsfluggesellschaften wie American Airlines, Continental Airlines, Eastern Airlines, Delta Airlines, Northwest Airlines oder United Airlines begannen nun damit, internationale Streckennetze aufzubauen, was zu einer neuen Konkurrenzsituation führte. Pan Am fehlte dagegen ein Streckennetz in den USA, um Zubringer- und Anschlussflüge anbieten zu können. Daher kaufte Pan Am 1979 die Fluggesellschaft National Airlines, tat sich aber schwer damit, beide Airlines miteinander in Einklang zu bringen. 1986 verkaufte Pan Am die Pazifik-Strecken sowie zahlreiche Flugzeuge an United Airlines.
Pan Am hatte in dieser Zeit auch mit den immer höheren Wartungskosten für die teilweise sehr alten Flugzeuge zu kämpfen und die Tatsache, dass das Statussymbol der USA in den 1970er und 1980er Jahren zu einem bevorzugten Ziel von Terroristen wurde, führten besonders nach dem Bombenanschlag von Lockerbie mit 259 Toten (1988) zu einem drastischen Rückgang der Passagierzahlen. Der erste Golfkrieg (1990/1991), der zu einem Anstieg der Treibstoffpreise und zum Rückgang der weltweiten Luftverkehrsnachfrage führte, versetzte Pan Am schließlich den Todesstoß. 1990 wurden die Transatlantikroute von New York nach London-Heathrow und Frankfurt/Main an United Airlines verkauft, die innerdeutschen Strecken übernahm im gleichen Jahr die Lufthansa.
Im Januar 1991 musste Pan Am schließlich Konkurs anmelden. Große Teile des restlichen Streckennetzes, zahlreiche Flugzeuge und das Worldport-Terminal im John F. Kennedy International Airport von New York übernahm Delta Air Lines, außerdem einen Aktienanteil von 45 Prozent. Pan Am bestand in verkleinerter Form zunächst weiter und führte in dieser Zeit Flüge von Miami in die Karibik sowie nach Mittel- und Südamerika durch. Da sich die finanzielle Situation nicht besserte und Delta kein weiteres Kapital zur Verfügung stellte, musste der Flugbetrieb im Dezember 1991 eingestellt werden.
1993 erwarb Charles Cobb, der ehemalige Tourismus-Minister der Reagan-Regierung und frühere US-Botschafter in Island, die Pan-Am-Markenrechte. 1996 gründeten Cobb und der ehemalige Continental-Airlines-Präsident Martin Shugrue, der von 1983 bis 1988 im Pan-Am-Aufsichtsrat gesessen hatte, Pan Am als Regional- und Urlaubs-Airline neu. 1998 musste Pan Am jedoch erneut Konkurs anmelden, woraufhin die Fracht-Eisenbahngesellschaft Guilford Transportation Industries aus Portsmouth/New Hampshire neuer Besitzer wurde. Bis 2008 flog Pan Am mit einigen alten Boeing 727-222 aus United-Airlines-Beständen mehrere Städte an der US-amerikanischen und kanadischen Ostküste, in Florida und in der Karibik (Puerto Rico) an, dann wurde der Flugbetrieb eingestellt. Guilford Rail System firmiert seit 2006 als Pan Am Railways; das weltbekannte Logo ist nun nur noch auf Lokomotiven und Waggons im Nordosten der USA (Connecticut, Maine, Massachusetts, New Hampshire, New York, Vermont) zu finden.
Text: Toralf Czartowski • Fotos: Public Domain