Taro Yagur – Kampf um Tanybur

Markenlexikon

Osram

Ursprungsland: Deutschland

Die ersten elektrischen Glühbirnen von Thomas Edison und Joseph Swan hatten Glühfäden aus verkohlter Baumwolle, Bambusfasern und Nitrozellulose. Die Haltbarkeit dieser Lampen war jedoch noch sehr beschränkt. Mitunter brannten sie nur wenige Stunden. 1898 entwickelte der österreichische Chemiker Carl Auer Freiherr von Welsbach (1858 – 1929), der Erfinder des Gasglühlichts (1886) und des Auermetalls (1903; Legierung aus Cerium und Eisen), das noch heute als Zündstein in Feuerzeugen verwendet wird, erstmals eine Metallfadenlampe. Siemens & Halske folgte 1902 mit der Tantal-Lampe, der ersten Lampe mit gezogenem Metalldraht. Der Glühfaden der Auer Oslampe bestand dagegen aus dem harten und spröden Übergangsmetall Osmium, das jedoch empfindlich gegen mechanische Erschütterungen und Spannungsschwankungen war. Außerdem konnte man das Material nicht wie Tantal zu dünnen Drähten ziehen, sondern musste es zu Fäden spritzen, deren größerer Querschnitt sich nicht für Spannungen von 110 und 220 Volt eignete.

1905 brachte Auers Firma, die Deutsche Gasglühlicht Aktiengesellschaft Berlin (auch als Auer Gesellschaft bekannt), eine Glühbirne in den Handel, deren Faden aus dem noch widerstandsfähigeren Element Wolfram bestand. Es besitzt von allen reinen Metallen mit 3.410 Grad Celsius den höchsten Schmelzpunkt. Dass sich auch Wolfram als Glühfaden eignet, hatten die beiden kroatischen Chemiker Alexander Just und Franjo Hanaman 1903 entdeckt. Auer erwarb daraufhin die Patente der beiden Wissenschaftler, die damals bei der Bayerischen Glühfädenfabrik in Augsburg arbeiteten. Die Auer-Chemiker Fritz Blau und Hermann Remané entwickelten die Wolfram-Lampe, die eine wesentlich höhere Lichtausbeute als Kohlefaser-, Osmium- oder Tantal-Lampen (7,9 Lumen pro Watt) hatte, dann zur Serienreife. Der Markenname Osram entstand 1906 aus den ersten beiden Buchstaben des Wortes »Osmium« und den letzten drei des Wortes »Wolfram«. 1918 gründete die Deutsche Gasglühlicht AG die Tochtergesellschaft Osram, in die das Glühlampengeschäft ausgegliedert wurde.

1919/1920 beteiligten sich Siemens & Halske und die Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft (AEG), die die Edison-Glühlampenpatente in Deutschland besaß, an Osram. Mit dieser geballten Finanzkraft im Hintergrund stieg das Osram-Kartell, wie man es bald nannte, zum größten europäischen Glühlampenhersteller auf. Allerdings waren durch den verlorenen Ersten Weltkrieg die Rechte an dem Markenzeichen Osram in einigen Ländern verloren gegangen, u. a. in Frankreich, wo sie Osram 1962 zurückerwerben konnte, und in Großbritannien, wo sie bis 1986 dem G.E.C.-Konzern (The General Electric Co. Ltd.) gehörten. Im Zuge der Weltwirtschaftskrise kam 1929 mit der US-amerikanischen General Electric Company (GE), der Nachfolgesellschaft von Edisons Glühlampen-Unternehmen, noch ein weiterer Osram-Gesellschafter hinzu; die Osram-Anteile in Höhe von sechzehn Prozent stammten von der AEG, an der International General Electric damals ebenfalls beteiligt war. Die Anteile des jüdischen Bankiers Leopold Koppel (Mitgründer und Mehrheitsaktionär der Auer Gesellschaft) verkauften dessen Erben 1938 an die Elektrische Licht und Kraftanlagen AG, die mehrheitlich Siemens & Halske gehörte, sowie an die AEG.

Zu den technischen Meilensteinen in der frühen Osram-Historie gehören u. a. die Bilux-Zweidraht-Autoscheinwerferlampe (1925), die Abblendlicht und Fernlicht aus einer einzigen Lichtquelle ermöglichte, die Natriumdampf-Niederdrucklampe (1931), die Quecksilberdampf-Hochdrucklampe (1933) und die Superlux-Hochspannungs-Leuchtstoffröhren (1936). Auch das Hartmetall Widia (= Wie Diamant; Verbundwerkstoff aus Wolframcarbid und Cobalt), das zum Ziehen des sehr harten Wolframs gedacht war, wurde 1923 von Osram entwickelt (1925 verkaufte Osram die Herstellungslizenz an Krupp).

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und der Enteignung mehrerer Produktionsstätten, die im Ostteil Berlins und Ostdeutschland lagen (Weißwasser/Oberlausitz), wurde der Osram-Firmensitz zunächst von Ost- nach West-Berlin verlegt; 1954 kam ein zweiter Firmensitz in München hinzu. Die ostdeutschen Osram-Werke verwendeten ab 1963 für ihre Glühlampen den Markennamen Narva (Nitrogenium + ARgon + VAkuum). 1976 erwarb Siemens die Osram-Anteile von AEG-Telefunken und zwei Jahre später auch denAnteil von General Electric, sodass Siemens ab 1978 alleiniger Osram-Gesellschafter war.

1980 brachte Osram das erste Elektronische Vorschaltgerät (EVG) für Leuchtstofflampen auf den Markt, 1985 folgte die erste Energiesparlampe mit EVG (Osram Dulux). 1983 erhielt Osram von der American Academy of Motion Picture Arts and Sciences (AMPAS) einen Academy Award (Oscar) für die Xenon-Hochdrucklampe XBO, die als Kino- und Effektbeleuchtung zum Einsatz kamen. 1993 erwarb Osram Teile des Lichtgeschäfts des US-amerikanischen GTE-Konzerns mit der Marke Sylvania (Australien, Kanada, Mexiko, Neuseeland, Puerto Rico, USA).

Siemens brachte Osram 2013 an die Börse. Das Consumer-Geschäft (u. a. LED-Lampen, Halogenlampen, Leuchtstofflampen, Hochdruckentladungslampen) mit Standorten in Augsburg, Berlin, Eichstätt, Molsheim (Frankreich), Versailles/Kentucky (USA) und Wipperfürth wurde 2015 in eine eigenständige Firma ausgegliedert (Ledvance) und 2016 an chinesische Investoren verkauft. Osram spezialisierte sich dagegen auf Automobil- und Spezialbeleuchtung sowie optische Halbleiter. 2019 erwarb der wesentlich kleinere österreichische Halbleiter- und Sensorhersteller AMS aus Premstätten (Austria Mikro Systeme) die Mehrheit der Osram-Anteile.

Das Unternehmen betreibt Werke in Herbrechtingen, Hillsboro/New Hampshire (USA), Nové Zámky (Slowakei), Panyu (China), Penang (Malaysia), Regensburg, Smolensk (Russland), Traunreut, Treviso (Italien) und Wuxi (China).

Text: Toralf Czartowski

www.osram.com