Markenlexikon

Orion Pictures

Ursprungsland: USA

Den beiden Anwälten Arthur B. Krim (1910 – 1994) und Robert Benjamin (1909 – 1979) gehörte von 1971 bis 1967 die Filmgesellschaft United Artists. Nachdem sie United Artists 1967 an den Finanzkonzern Transamerica Corporation verkaufte hatten, blieben sie noch bis Ende 1977 mit der Firmenleitung betraut. Der Versuch United Artists wieder zu verselbstständigen scheiterte jedoch an John R. Beckett, dem Vorstandsvorsitzenden von Transamerica. Schließlich verließen Krim und Benjamin Anfang 1978 zusammen mit drei weiteren Führungskräfte United Artists. Wenige Jahre später verkaufte Transamerica United Artists an Metro-Goldwyn-Mayer.

Schon einen Monat nach ihrer Kündigung gründeten sie eine neue Filmgesellschaft, die Orion Pictures Corporation, die sie nach dem gleichnamigen Sternbild benannten. Verleihpartner war zunächst Warner Bros. Die neue Gesellschaft beschäftigte sich lediglich mit der Finanzierung und der Vermarktung der Filme, während den Filmemachern größtmögliche Autonomie eingeräumt wurde – ähnlich wie es schon bei United Artists der Fall war.

Die Aussicht auf kreative Freiheit lockte viele Hollywood-Größen wie Barbra Streisand, Blake Edwards, Burt Reynolds, Francis Ford Coppola, James Caan, Jane Fonda, John Milius, John Travolta, Jon Voight, Peter Sellers und Ray Stark zu Orion. Schon im ersten Jahr produzierte das neue Unternehmen 15 Filme. Mit der britischen Produktionsfirma EMI Films (ein Teil des Musikkonzerns EMI) wurde ein Kooperations- und Vertriebsvertrag geschlossen. 1982 wurde das Verleihabkommen mit Warner Bros. beendet und Orion baute nun einen eigenen Vertrieb auf, u.a. durch die Übernahme des Filmverleihs Filmways. Gleichzeitig stieg das Unternehmen mit der TV-Serie Cagney & Lacey (1981 – 1987; für CBS) in das Fernsehgeschäft ein.

In den 1980er Jahren hatte Orion Pictures zahlreiche Kassenschlager wie »Rambo« (1982; Verleih), »Terminator« (1984; Verleih), »Gorki-Park« (1985; Verleih), »Amadeus« (1985; Verleih), »Platoon« (1986; Verleih), »Hannah und ihre Schwestern« (1986; Verleih), »RoboCop« (1987; Produktion, Verleih), »Freiwurf« (1986; Verleih), »No Way Out – Es gibt kein Zurück« (1987; Produktion, Verleih), »Mississippi Burning – Die Wurzeln des Hasses« (1988; Produktion, Verleih), »Robocop II« (1990), »Das Schweigen der Lämmer« (1990; Verleih) oder »Der mit dem Wolf tanzt« (1990; Verleih).

1986 beteiligte sich Jack Kluges Medienkonzern Metromedia mit 6,5 Prozent an Orion Pictures. Weitere Anteile besaßen das TV-Unternehmen Viacom (MTV) und die Kinokette National Amusements von Sumner Redstone, der 1987 auch Viacom erwarb. Damit besaß Viacom rund 26 Prozent der Orion-Anteile. Im Laufe des Jahres 1987 kam es zum Showdown zwischen Metromedia und Viacom um die Übernahme von Orion Pictures. Schließlich konnte sich Metromedia durchsetzen und erwarb 67 Prozent der Orion-Anteile. 1990 schloss Orion einen Verleihvertrag mit Columbia Pictures, der den Verleih der Orion-Filme außerhalb der USA betraf.

Trotz einiger Lichtblicke wie »Das Schweigen der Lämmer« (1990) oder »Der mit dem Wolf tanzt« (1990) häuften sich Ende der 1980er und Anfang der 1990er Jahre die Filmflops. Jack Kluge konnte das Unternehmen nur durch ständig neue Finanzspritzen aus seinen anderen Unternehmen am Leben erhalten. Als der Versuch Orion an Marvin Davis, den früheren Eigentümer von 20th Century Fox, zu verkaufen misslang, stoppte Kluge 1991 alle Produktionen und besetzte die Führungspositionen mit eigenen Leuten. Arthur Krim verließ das Unternehmen daraufhin. Die in Produktion befindlichen Fernsehserien wurde von anderen Studios wie Lorimar Telepictures, Spelling Entertainment oder King World Productions weitergeführt. Trotzdem blieben die finanziellen Probleme so gravierend, dass Orion Pictures im Dezember 1991 Insolvenzschutz beantragen musste. Weitere Verkaufsversuche an New Line Cinema, Republic Pictures und Savoy Pictures scheiterten ebenfalls.

Ende 1992 wurde das Unternehmen wieder aus dem Insolvenzschutz entlassen. Daraufhin veröffentlichten Orion Pictures (US-Verleih) und Columbia Pictures (Internationer Verleih) jene Filme, die durch den Konkurs liegengeblieben waren, u.a. »Love Field – Liebe ohne Grenzen« (1992), »RoboCop 3« (1993), »Stephen Kings Stark« (1993), »Operation Blue Sky« (1994), »Wagen 54 – Bitte melden« (1994), »Clifford« (1994), »The Favor – Hilfe, meine Frau ist verliebt!« (1994) und »There Goes My Baby« (1994). 1995/1996 schloss Jack Kluge mehrerer seiner Unternehmen zur Metromedia International Group zusammen (u.a. Motion Picture Corporation of America, Orion Pictures, Samuel Goldwyn Entertainment). 1997 wurde Metromedia von Metro-Goldwyn-Mayer übernommen. Zu dieser Zeit umfasste die Orion-Filmbibliothek rund 2000 Filme. MGM verwendete das Label Orion anschließend für den Videovetrieb der Orion Filme. 2013 kehrte Orion in das TV-Geschäft zurück. In der Folgezeit tauchte der Name Orion Pictures immer mal wieder bei kleineren Filmen aus dem MGM-Konzern auf, zeitweise auch zusammen mit United Artists. Seit 2020 liegt der Schwerpunkt von Orion Pictures auf Filmen von unterrepräsentierten Filmemachern (Farbige, Frauen, LGBT, Menschen mit Behinderungen).

Text: Toralf Czartowski