Markenlexikon

o.b.

Ursprungsland: Deutschland

Unter dem Markennamen O.B. (Eigenschreibweise: o.b.) kamen 1950 die ersten deutschen Tampons auf den Markt. Die Herstellerfirma Dr. Carl Hahn KG war zwei Jahre zuvor in Wuppertal gegründet worden. Die neutrale Bezeichnung O.B. (= ohne Binde) wurde gewählt, damit die Frauen in der Apotheke keinen auffälligen Namen aussprechen mussten. Denn anfangs hatte dieser neue Menstruationsschutz den Stellenwert von Beate-Uhse-Aufklärungsheftchen oder später der Pille. Konservative Kreise fühlten sich berufen, gegen das Produkt Sturm zu laufen und es gab Händler, die sich weigerten O.B. zu verkaufen. Dabei hatten bereits ägyptische Frauen eine Art Tampon aus Flachs, Leinen oder Papyrus benutzt. Und das erste moderne Tampon war 1936 in den USA auf den Markt gekommen (Tampax).

Dr. Carl Hahn (1894 – 1961), der frühere Verkaufsleiter der Zschopauer Maschinenfabrik J.S. Rasmussen (DKW) sowie Mitbegründer der Auto-Union AG Zschopau/Chemnitz (1932; Audi, DKW, Horch, Wanderer) und spätere Hauptgesellschafter und Generaldirektor der Auto-Union GmbH Ingolstadt (bis 1957), war durch eine Tampax-Anzeige in einer amerikanischen Zeitschrift auf dieses Erfindung aufmerksam geworden. Hahn hatte die Tampons gemeinam mit dem Juristen Heinz Mittag und der Gynäkologin Judith Esser Mittag entwickelt. Hahns Sohn Carl Horst Hahn wurde 1982 Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG.

Ab 1967 konnten die Tampons erstmals auch in Supermärkten verkauft werden (zuvor waren sie als pharmazeutisches Produkt eingestuft). 1973 wurde die Dr. Carl Hahn GmbH von der Johnson & Johnson GmbH aus Düsseldorf, der deutschen Tochtergesellschaft des US-Konzerns Johnson & Johnson (Band Aid, Bebe, Carefree, Johnson's Baby, Listerine, Neutrogena, Penaten, Piz Buin) übernommen, dem die Marke bis heute gehört. 1978 erwarb Johnson & Johnson auch die Austro Hahn GmbH aus Salzburg, die O.B. ab 1953 für den österreichischen Markt hergestellt hatte. Die O.B.-Produkte werden bis heute von Johnson & Johnson in Wuppertal-Heckinghausen und Sezanne (Frankreich) produziert. Die Fertigung in Hallein südlich von Salzburg (Österreich) wurde Ende 2009 aufgegeben.

Text: Toralf Czartowski