Markenlexikon
Im Jahr 1958 entschlossen sich gleich drei Filmstudios dazu, ein eigenes Plattenlabel zu gründen: Columbia Pictures (Colpix), Warner Bros. (Warner Bros. Records) und 20th Century Fox (20th Fox Records). Walt Disney hatte bereits 1956 Disnelyand Records gegründet, Paramount Pictures besaß seit 1957 das Plattenlabel Dot Records, Universal International gehörte seit 1952 zu Decca Records und Metro-Goldwyn-Mayer betrieb seit 1946 das Label MGM Records.
Hintergrund war der Wunsch der Filmstudios, die Soundtracks aus ihren Filmen und Fernsehserien selbst zu vermarkten. Da aber damals die wenigsten Filme über verwertbare Filmmusik verfügten, mussten die Labels auch andere Musiker unter Vertrag nehmen, um einigermaßen wirtschaftlich arbeiten zu können. Bei einigen klappte das ganz gut (MCA/Universal United Artists, Warner Bros., MGM), bei anderen weniger (Paramount, 20th Century Fox). Alle Filmstudios verkauften ihre Musikaktivitäten später wieder.
20th Fox Records (ab 1963 20th Century Fox Records, ab 1972 20th Century Records) veröffentlichte u. a. die Soundtracks zu den Filmen »The Longest Day« (1962), »Cleopatra« (1963), »Alexis Sorbas« (1964), »The Bible« (1966), »Hello, Dolly!« (1969), »Patton« (1970) und »Star Wars« (1977). Den Vertrieb übernahm ab 1966 ABC Records. Von 1970 bis 1972 war das Label aufgrund wirtschaftlicher Schwierigkeiten des Filmstudios inaktiv.
Von 1973 bis 1975 hatte 20th Century Records mehrere Chart-Erfolge mit dem Soul-Sänger Barry White (»Can't Get Enough Of Your Love, Babe«, »It's Ecstasy When You Lay Down Next To Me«, »Let the Music Play«, »Love's Theme«, »Never, Never Gonna Give You Up«, »What Am I Gonna Do With You«, »You're The First, The Last, My Everything«, »Your Sweetness Is My Weakness«) und dem jamaikanischen One-Hit-Wonder Carl Douglas, dessen Song »Kung Fu Fighting« sich weltweit rund elf Millionen Mal verkaufte. 20th Century Records hatte allerdings nur die US-Vertriebsrechte von dem britischen Original-Label Pye Records erworben.
1976 veröffentliche die britische Progressive-Rock-Band Alan Parson Project ihr erstes Album »Tales Of Mystery And Imagination« bei 20th Century Records. Eric Woolfson, der Sänger und Komponist hinter APP, war zuvor Manager von Carl Douglas gewesen. Auch die Art-Rock-Band Ambrosia veröffentlichte ihre ersten beiden Alben auf diesem Label.
Nachdem das Filmstudio 20th Century Fox 1981 von Marvin Davis und Marc Rich gekauft worden war, wurde die Musikabteilung ein Jahr später an PolyGram (Casablanca, Decca London, Mercury, MGM, Philips, Phonogram, Polydor, RSO, Vertigo, Verve) verkauft. Den Katalog und die Künstler übernahm daraufhin erst Casablanca Records und 1986 Mercury Records.
Text: Toralf Czartowski • Foto: Public Domain