Markenlexikon

Nissan

Ursprungsland: Japan

Der in den USA ausgebildete Ingenieur Masujiro Hashimoto (1875 – 1944) gründete 1912 in Tokyo die Firma Kwaishinsha Jidosha Kojo. 1914 war das erste Auto fertig und zum Dank dafür, dass ihm die drei Herren Kenjiro Den, Rokuro Aoyama und Meitaro Takeuchi ihr Geld geliehen hatten, nannte er dieses Fahrzeug DAT (Den-Aoyama-Takeuchi). »Dat« bedeutet auf japanisch auch »Hase«, sodass dieses Tier anfangs als Kühlerfigur benutzt wurde. 1926 begann Datto Jidosha Seizo Kabushiki Gaisha, wie sich das Unternehmen nach dem Zusammenschluss mit der Firma Jitsuyo Jidosha Seikoku Kabushiki Gaisha (Hersteller des Kleinwagens Lila) aus Osaka nannte, Lastwagen zu bauen. Nutzfahrzeuge blieben auch lange Zeit das Hauptprodukt der Firma, die 1931 von dem Autoteilehersteller Tobata Imono übernommen wurde. Das Nachfolgemodell des DAT bekam 1931 zunächst den Namen Datson 91, womit man suggerieren wollte, dass es sich bei diesem Fahrzeug um den Sohn oder den Nachfolger des DAT handelte. Weil das englische Wort »son« (Sohn) im japanischen aber »Verderben« oder »Verlust« bedeutet, änderte man es kurz darauf in »sun« (engl. Sonne) – woraus dann Datsun entstand. Zudem konnte die Firma nun das japanische Nationalsymbol, die aufgehende Sonne, als Firmenlogo benutzen.

1933 etablierte Tobata Imono gemeinsam mit der 1928 von Yoshisuke Aikawa gegründeten Holdinggesellschaft Nihon Sangyo Kabushiki Kaisha (Japanische Industrie Aktiengesellschaft) ein neues Unternehmen (Jidosha Seizo Kabushiki Gaisha), das bereits 1934 vollständig in den Besitz von Nihon Sangyo überging und nach dessen Börsenkürzel Ni-San den neuen Namen Nissan Jidosha Kabushiki Gaisha (Nissan Motoren AG) bekam. Im gleichen Jahr wurde der Firmensitz von Osaka nach Yokohama verlegt, wo gerade ein neues Werk entstand. Die Pkw (u.a. 1951 Patrol/Safari, 1957 Bluebird, 1959 Fairlady, 1960 Cedric, 1966 Sunny, 1968 Laurel, 1969 240 Z, 1970 Cherry, 1982 Prairie, 1983 Micra) hießen jedoch weiterhin Datsun, nur die Nutzfahrzeuge kamen als Nissan auf den Markt. Von 1953 bis 1959 baute Nissan auch den britischen Kleinwagen Austin A40/A50 in Lizenz; er wurde allerdings nicht als Datsun, sondern als Austin verkauft (bereits in den 1930er Jahren hatte Datsun den Austin Seven produziert).

1950 erwarb Nissan eine Beteiligung an dem Nutzfahrzeughersteller Minsei Diesel Industries aus Kawaguchi (Lkw, Busse, Zugmaschinen), der 1960 in Nissan Diesel umbenannt wurde. Nissan Diesel blieb aber trotz der Beteiligung von Nissan Motor und der Umbenennung weiterhin ein selbstständiges Unternehmen, das an der Börse von Tokyo notiert war. Von 1973 an produzierte Nissan Diesel auch Kleintransporter für Nissan Motor. Die Anteile an Nissan Diesel veräußerte Nissan Motor 2006/2007 an den schwedischen Nutzfahrzeughersteller Volvo, der den Namen Nissan Diesel 2010 aufgab. Die Gabelstapler-Sparte (ab 1957) wurde 2015 an die Kion Group (Baoli, Linde, Still) verkauft.

1950 beteiligte sich Nissan zusammen mit Toyota und Mitsubishi an einer Ausschreibung für einen allradangetriebenen Geländewagen, der bei der japanischen Armee, Polizei und Feuerwehr zum Einsatz kommen sollte. Den Auftrag konnte sich Mitsubishi sichern, aber ähnlich wie Willys-Overland (Jeep), Rover (Land Rover) oder Toyota (Land Cruiser) brachte Nissan sein Modell 1951 auf den zivilen Markt (Nissan 4W60). Ab 1960 wurde dieses Fahrzeug unter dem Namen Patrol ins Ausland exportiert (zunächst nach Australien und Neuseeland). In Japan wird der Patrol seit 1980 als Safari vermarktet.

Nissan Datsun
Nissan Datsun

1959 expandierte das Unternehmen mit der Nissan Motor Corporation (Los Angeles) in die USA und 1962 begann der Export nach Europa. 1966 errichtete Nissan in Cuernavaca (Mexiko) die erste nordamerikanische Automobilfabrik, die sich in japanischem Besitz befand. 1968 wurde der Nissan-Firmensitz von Yokohama nach Tokyo verlegt. 1969 brachte Nissan als Nachfolger für den Datsun Sports/Fairlady (1959 – 1970), der sich noch an britischen Roadstern wie MG oder Triumph orientiert hatte, das Sportcoupé Datsun 240Z (1969 – 1978) heraus, das damals zum meistverkauften Sportwagen der Welt avancierte, wobei der Hauptmarkt die USA waren. Insgesamt wurden über 156.000 Exemplare des 240Z gebaut – mit den Varianten 260Z (1973 – 1978) und 280Z (1975 – 1978) waren es sogar fast 500.000. Die grundsätzliche Form der Z-Serie behielt man auch beim Nachfolger Datsun 280ZX (1978 – 1983) bei. 1972 exportierte Nissan die ersten Datsun-Fahrzeuge nach Deutschland.

Um weltweit einen einheitlichen Namen zu haben, gab Nissan die Marke Datsun 1983 auf. Erst 2013 wurde sie für ein Billigauto, das vor allem auf asiatischen und afrikanischen Märkten verkauft wird, reanimiert (Datsun Go). 1982 kam der Kleinwagen Micra/March auf den Markt, den es wie auch den Patrol bis heute gibt. Die zweite Generation des Micra erhielt 1993 als erstes japanisches Auto die von mehreren europäischen Autozeitschriften organisierte Auszeichnung »Auto des Jahres«. 1989 etablierte Nissan die Luxusmarke Infiniti, ähnlich wie auch Toyota (Lexus) und Honda (Acura), die vor allem auf dem US-Markt gegen die Oberklasse-Modelle von Audi, BMW und Mercedes-Benz antrat. Mit der im Nissan-Werk in Sunderland (Großbritannien) gebauten Mittelklasse-Limousine Primera, die 1989 als Nachfolger des Bluebird auf den Markt kam, visierte Nissan vor allem den europäischen Markt an. Der Primera (1989 – 2007) hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit dem ebenfalls sehr erfolgreichen Opel Vectra, den es seit 1988 gab.

Zwischen 1999 und 2002 beteiligten sich Nissan und der französische Autokonzern Renault gegenseitig an ihren Unternehmen. Renault erwarb Anteile an Nissan und Nissan an Renault. Das war der Beginn der Renault-Nissan-Alliance, die 2016 mit einer Beteiligung von Nissan an Mitsubishi Motors erweitert wurde (Renault-Nissan-Mitsubishi Alliance). Die Allianz mit Renault hatte zur Folge, dass sich Nissan vor allem auf Nischenfahrzeuge spezialisierte, die damals im Renault-Programm fehlten: Geländewagen, Pickups, SUVs, Kompaktvans, Sportwagen, Kleinwagen, Elektroautos, Kleintransporter, leichte Lkw und Busse. Die Produktion der Kompakt- und Mittelklasse-Modelle wurde eingestellt. Seit 2013 ist Nissan mit einer Variante des Kleintransporters NV200 exklusiver Taxi-Lieferant für die Stadt New York.

Nissan betreibt Werke in Ägypten (Gizeh), Australien (Dandenong/Victoria), Brasilien (Resende/Rio de Janeiro), Großbritannien (Sunderland/England), Japan (Iwaki/Fukushima, Kaminokawa/Tochigi, Yokohama/Kanagawa, Yokosuka/Kanagawa), Mexiko (Aguascalientes, Jiutepec), Russland (St. Petersburg), Spanien (Avila, Barcelona, Los Corrales De Buelna), Südafrika (Rosslyn/Gauteng), Thailand (Bangsaotong/Samutprakarn) und den USA (Canton/Massachusetts, Decherd/Tennessee, Smyrna/Tennessee). Der Hauptsitz der Nissan Motor Co. Ltd. befindet sich seit 2009 wieder in Yokohama.

Text: Toralf Czartowski • Fotos: Unsplash.com, Pixabay.com, Public Domain