Markenlexikon
Der Elektroingenieur Kunihiko Iwadare (1857 – 1941), der zuvor einige Jahre in einer Edison-Fabrik in den USA gearbeitet hatte, und die US-amerikanische Western Electric Company – eine Tochtergesellschaft der American Telegraph and Telephone Company (AT&T) – gründeten 1899 in Tokyo die Nippon Electric Company. NEC war das erste japanische Unternehmen, das mit Hilfe ausländischen Kapitals gegründet wurde. Zunächst produzierte die Firma elektrische Bauteile für Telegrafen und ab 1925 Radioröhren, elektronische Bauteile für Radiogeräte und Sendeanlagen.
1924 rief NEC den Rundfunksender Radio Tokyo (Tokyo Hosokyoku) ins Leben, der 1925 die erste japanische Radioendung ausstrahlte. Aus dem Zusammenschluss der Radiosender von Nagoya, Osaka und Tokyo entstand 1926 NHK (Nippon Hoso Kyokai). In den 1930er Jahren errichtete NEC das erste Telefonnetz zwischen Japan und China – rund dreitausend Kilometer lang.
Mit dem Eintritt Japans in den Zweiten Weltkrieg endete die Beteiligung der Amerikaner an NEC; die damaligen Großaktionäre Western Electric und die International Standard Electric Corporation, eine Tochter der International Telegraph and Telephone Company (ITT), wurden enteignet.
Ab den 1950er Jahren entwickelte sich NEC zu einem führenden japanischen Telekomausrüster und Elektronikkonzern, der Telefonsysteme, Transistoren (ab 1950), Großrechenanlagen (ab 1954), Halbleiter (ab 1962), Personal-Computer (ab 1979) und Supercomputer (ab 1983) produzierte. Der NEAC-1101 (1958) war der erste japanische Computer, der nicht auf einem IBM-Design beruhte. Aufgrund eines Kooperationsabkommens mit dem US-Konzern Honeywell waren die Computer beider Hersteller von 1962 bis Anfang der 1990er Jahre teilweise identisch. In den 1980er Jahren gehörte NEC neben Fujitsu und Seiko-Epson zu den drei führenden japanischen PC-Herstellern; in den 2010er Jahren war NEC der größte japanische Hersteller von PC-Servern.
Ab den 1960er Jahren expandierte NEC nach Amerika (1963), Australien (1968) und Europa (1973). 1983 benannte sich das Unternehmen offiziell in NEC Corporation um – das Kürzel NEC war allerdings schon seit Jahrzehnten verwendet worden. 1996 erwarb NEC den US-Computerhersteller Packard-Bell, der jedoch 2006 wieder verkauft wurde. Die Halbleiter-Sparte NEC Electronics fusionierte 2009 mit Renesas Technology; das neue Unternehmen firmiert als Renesas Electronics.
Ab 1999 entwickelte und baute NEC mehrere Supercomputer (Earth Simulator) für die Japan Aerospace Exploration Agency, das Japan Atomic Energy Research Institute und das Japan Marine Science and Technology Center, die eine Zeitlang zu den schnellsten Computern der Welt gehörten.
Text: Toralf Czartowski