Markenlexikon
Die National Biscuit Company (N.B.C.) entstand 1898 durch den Zusammenschluss der Gebäckhersteller American Biscuit and Manufacturing Company (Chicago; gegründet 1890), New York Biscuit Company (Chicago; gegründet 1889) und United States Baking Company (Philadelphia; gegründet 1890). In diesen drei Unternehmen hatten sich schon in den Jahren zuvor über hundert weitere Bäckereien an der Nordostküste und im Mittelwesten der USA zusammengeschlossen.
Die maßgeblichen Manager der National Biscuit Company waren Adolphus Williamson Green (1844 – 1917), der zu den Mitgründern der American Biscuit and Manufacturing Company und der United States Baking Company gehörte, Sylvester Stephen Marvin (1841 – 1924), der zweite Gründer der United States Baking Company, sowie William Henry Moore (1848 – 1923), der Gründer der New York Biscuit Company. American Biscuit und New York Biscuit hatten sich zuvor einen harten und ruinösen Preiskampf geliefert, der wohl bei den Beteiligten zu der Einsicht geführt hat, dass man seinen Feind zum Freund machen muss, wenn man ihn nicht besiegen kann.
N.B.C. brachte im Laufe der Jahrzehnte eine Reihe von Keksen, Süßgebäck und Knabberartikeln auf den Markt, die sich vor allem in Nordamerika großer Beliebtheit erfreuten: Uneeda (1898), Barnum's Animal Crackers (1902), Oreo (1912), Lorna Doone (1912), Mallomars (1913), Ritz Crackers (1934), Chips Ahoy! (1963), Nilla (1967), Nutter Butter (1969) und Teddy Grahams (1988). Ab 1941 verwendete N.B.C. den Markennamen Nabisco (NAtional BIScuit Company).
1906 verlegte das Unternehmen seinen Hauptsitz nach New York City, wo es in Manhattan die damals weltgrößte Bäckerei betrieb. 1928 erwarb N.B.C. die britische Firma Shredded Wheat (Welwyn Garden City/Hertfordshire) und wurde so auch in Europa tätig. Ab 1950 expandierte N.B.C. in zahlreiche Länder, meist durch Übernahmen regionaler Firmen (u. a. Dänemark, Deutschland, Frankreich, Italien, Japan, Mexiko, Neuseeland, Spanien, Venezuela). 1958 wurde in Fair Lawn/New Jersey eine neue Produktionsanlage errichtet. Ende der 1960er Jahre war Nabisco in mehreren Staaten der Welt der führende Gebäckhersteller (USA, Kanada, Frankreich, Skandinavien).
1971 benannte sich das Unternehmen nach seinem langjährigen Markennamen in Nabisco um. 1975 wurde der Firmensitz von New York City nach East Hanover/New Jersey verlegt. Zu gleichen Zeit nahm Nabisco zwei neue Produktionsanlagen in Toldeo/Ohio und Richmond/Virginia in Betrieb.
1981 schloss sich Nabisco mit dem Nahrungsmittelhersteller Standard Brands aus New York (Baby Ruth, Blue Bonnet, Butterfinger, Chase & Sanborn, Fleischmann's, Inver House, Planters Nuts, Royal Baking Powder, Royal Gelatin) zusammen; das neue Unternehmen firmierte als Nabisco Brands. 1985 wurde Nabisco Brands von dem Mischkonzern R. J. Reynolds Industries (Camel, Chun King, Del Monte, Doral, KFC, Salem, Smirnoff, Winston) übernommen, der sich 1986 in RJR-Nabisco umbenannte.
1988 geriet RJR-Nabisco in eine der spektakulärsten Übernahmeschlachten der 1980er Jahre. Reynolds-Chef Frederick Ross Johnson, das Reynolds-Management, die auf Firmenübernahmen spezialisierte New Yorker Investmentfirma Kohlberg Kravis Roberts (KKR) sowie mehrere andere Übernahmespezialisten und Aktienhändler boten monatelang um die Wette und trieben den Aktienpreis auf fast das doppelte seines eigentlichen Wertes. Letztlich setzte sich KKR durch, übernahm 1988 die Mehrheit und zerlegte den Konzern in seine Einzelteile. Erst 1995 zog sich KKR aus dem Unternehmen zurück. 1999 trennte sich RJR-Nabisco wieder in zwei Teile: Nabisco (Kekse, Knabbergebäck) und R. J. Reynolds Tobacco (Tabak).
Im Jahr 2000 wurde Nabisco von der Altria Group (Kraft Foods, Philip Morris) übernommen und anschließend in den Nahrungsmittelkonzern Kraft Foods (Jacobs, Jell-O, Kool-Aid, Kraft Ketchup, Kraft Macaroni and Cheese, Maxwell House, Milka, Miracle Whip, Oscar Mayer, Philadelphia, Toblerone, Velveeta) integriert.
2012 benannte sich Kraft Foods in Mondelēz International (Süßwaren, Snacks, Kaffee, International Foods) um und verkaufte das nordamerikanische Nahrungsmittelgeschäft (USA, Kanada) unter dem Namen Kraft Foods Group anschließend an seine Aktionäre.
Nabisco wurde von Mondelēz International noch eine Zeit lang als Dachmarke für Knabberartikel und Süßwaren verwendet. In East Hanover/New Jersey, dem früheren Nabisco-Hauptsitz, befindet sich heute die US-Zentrale von Mondelēz.
Text: Toralf Czartowski