Markenlexikon
Auch wenn elektronische Musikinstrumente wie Synthesizer oder Keyboards erst in den letzten vierzig Jahren ihre Blüte erlebten, reichen die Ursprünge der elektrischen Tonerzeugung bis zur Jahrhundertwende zurück. Bereits 1906 gelang es dem Amerikaner Thaddeus Cahill aus den elektromagnetischen Feldern umgebauter Dynamos Töne zu erzeugen. Das sogenannte Dynamophon oder Telharmonium wog allerdings zweihundert Tonnen und wurde nur ein einziges mal gebaut.
In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstanden in Europa und den USA noch eine ganze Reihe weitere elektromagnetische Instrumente wie Ätherophon/Theremin (1920), Sphärophon (1926), Partiturophon (1931), Trautonium (1939) oder Kaleidophon (1933), von denen allerdings nur die Hammond-Orgel (1935) größere Verbreitung fand. Als erster Musik-Synthesizer der Welt gilt der 1952 von Harry Olson und Herbert Belar in den RCA Princeton Laboratories entwickelte RCA Mark 1, der sich jedoch aufgrund seiner Größe und Unzuverlässigkeit nicht durchsetzen konnte.
Der Durchbruch gelang erst dem Elektroingenieur und Physiker Robert Arthur Moog (1934 – 2005), der 1954 in Flushing/New York zusammen mit seinem Vater George die Firma R.A. Moog Co. (RAMCO) gegründet hatte. Zunächst produzierte Moog Theremin-Bausätze, später auch komplette Theremins. Verkauft wurden die Geräte über den Versandhandel.
In den frühen 1960er Jahren entwickelte Moog gemeinsam mit den Musikern Herbert Deutsch und Walter Carlos (nach seiner Geschlechtsumwandlung Wendy Carlos) den ersten modular aufgebauten Musik-Synthesizer (spannungsgesteuerter Oszillator, spannungsgesteuerter Verstärker, Keyboard zur Erzeugung der Steuerspannung). 1966 wurden die ersten Geräte ausgeliefert. Sie kamen anfangs hauptsächlich zur Erzeugung von Soundeffekten in der Werbung zum Einsatz. Nachdem Wendy Carlos 1968 die mit einem Moog-Synthesizer eingespielte Klassik-LP »Switched-On-Bach« veröffentlicht hatte, interessierten sich auch experimentierfreudige Rockmusiker und Bands wie Keith Emerson (Emerson, Lake & Palmer), die Beatles oder die Rolling Stones für das neue Instrument.
Finanzielle Schwierigkeiten führten 1971 zur Übernahme durch William Waytena bzw. seiner Firma Musonics, woraufhin die Firma in Moog-Musonics (ab 1972 Moog Music) umbenannt wurde. 1971 brachte Moog den Minimoog auf den Markt, den ersten tragbaren Synthesizer, von dem bis zur Produktionseinstellung 1981 insgesamt 12.243 Stück verkauft wurden. Zu den prominenten Nutzern des Minimoog gehörten u. a. Jean-Michel Jarre, Keith Emerson, Kraftwerk, Manfred Mann, Pink Floyd, Saga, Steve Winwood, Stevie Wonder, Tangerine Dream und Uriah Heep.
1973 wurde Moog Music von dem Mischkonzern Norlin Industries (Gibson Guitars, Epiphone Guitars) übernommen. 1976 kam der Polymoog auf den Markt, der die Möglichkeit bot, wie auf der Orgel mehrere Stimmen gleichzeitig erklingen zu lassen. 1977 verließ Bob Moog sein Unternehmen und gründete ein Jahr später die Firma Big Briar Productions.
In den 1980er Jahren ging es mit Moog Music aufgrund ständig wechselnder Besitzer und der großen Konkurrenz von japanischen Firmen wie Korg, Roland und Yamaha schnell bergab. Nach jahrelangen Streit mit Don Martin, der die Reste der Firma (Markennamen, Patente) 1996 ersteigert hatte, konnte Bob Moog die Namensrechte 2002 zurückkaufen und seine zweite Firma Big Briar wieder in Moog Music umbenennen. Der letzte Synthesizer, an dessen Entwicklung Robert Moog beteiligt war, wurde von 2002 bis 2017 als Minimoog Voyager vermarktet. Dabei handelte es sich um einen monophonen analogen Synthesizer, der alle Klangeigenschaften und Funktionen des Minimoog D enthält, außerdem zahlreiche neue Features.
2002 erhielt Robert Moog von der National Academy of Recording Arts and Sciences für seine herausragenden Beiträge zur technischen Entwicklung in der Musik-Industrie einen Grammy.
Text: Toralf Czartowski • Fotos: Unsplash.com, Pixabay.com, Public Domain