Markenlexikon

Monotype

Ursprungsland: USA

Tolbert Lanston (1844 – 1913) arbeitete nach seiner Armeezeit im Amerikanischen Bürgerkrieg im Rentenbüro der US-Regierung. Später studierte er Rechtswissenschaften und wurde Anwalt. Sein Interesse galt jedoch der Technik. Er entwickelte u.a ein Schloss für Posttaschen, eine Addiermaschine und ein verstellbares Hufeisen. In dieser Zeit lernte er Herman Hollerith, den Erfinder der Lochkartenmaschine, und Colonel Seaton, den Direktor des Zensus-Büros, kennen, dessen Vater die Druckerei Seaton & Gales gehörte, die auch für die US-Regierung tätig war. Fortan beschäftigte sich Lanston mit der Verbesserung des traditionellen typografischen Satzverfahrens.

Finanziert wurde Lanston zunächst von Colonel Seaton, bald darauf von dem Kohlehändler und Hotelbesitzer J. Maury Dove. Geimnsam mit Dove und dem Journalisten Harold Malcolm Duncan gründete Lanston 1887 in Washington/D.C. die Lanston Monotype Machine Company. Gebaut wurde die ersten Exemplare in der Werkstatt des Maschinisten und Modellbauers D. Ballauf sowie bei der Maschinenfabrik William Sellers & Co. in Philadelphia. Ähnlich wie bei Ottmar Mergenthalers Linotype-Setzmaschinen gab es auch bei der Monotype viele Probleme hinsichtlich ihrer Funktionsfähigkeit und Brauchbarkeit. John Sellers Bancroft trug durch seine Konstruktionsarbeit maßgeblich zum späteren Erfolg der Maschine bei.

Lanstons Setzmaschine funktionierte anders als die Linotype. Zum einen waren die Arbeitsgänge Setzen und Gießen nicht in einer Maschine vereint. Der Setzer gab die Texte über eine mechanische Tastatur ein, die sie auf einem Lochstreifen speicherte. Der Lochstreifen steuerte die Gießmaschine in einem anderen Raum, die nicht komplette Zeilen (wie die Linotype), sondern einzelne Lettern goss (deswegen der Name Monotype), die zu einer Zeile gereiht die Maschine verließen. Anschließend konnten die fertigen Zeilen zu Druckstöcken zusammengestellt werden. Damit die Zeilen vollständig bündig ausgerichtete wurden, erfand Lanston ein Einheiten-System, das jedem Buchstaben und Zeichen einen Wert von 5 bis 18 zuordnete, der seinem Wert entsprach. Ein schmaler Kleinbuchstabe wie das beispielsweise »i« oder ein Punkt bekamen 5 Einheiten, ein breiter Großbuchstabe »W« 18 Einheiten.

1893 wurde die Monotype-Setzmaschine auf der Weltausstellung in Chicago ausgestellt und in der Zeitschrift British & Colonial Printer & Stationer vorgestellt. 1897 lernten J. Maury Dove and Harold M. Duncan auf einer Schiffsreise nach London, die den Zweck hatte, vier Setzmaschinen nach Großbritannien zu bringen, den Journalisten, Unternehmer und Politiker Lord Dunraven kennen, der spontan die Vermarktungsrechte für das Monotype-System für Großbritannien und die britischen Kolonien (außer Kanada) erwarb. Kurz darauf gründete Dunraven in London die Lanston Monotype Corporation Ltd. (ab 1931 Monotype Corporation Ltd.).

Text: Toralf Czartowski