Markenlexikon

Mini / Mini Cooper

Ursprungsland: Großbritannien

Herbert Austin (1866 – 1941) und William Richard Morris 1st Viscount Nuffield (1877 – 1963) gehören zu den großen Pionieren des britischen Automobilbaus. Vor allem Austin sorgte ab 1922 mit dem preiswerten und robusten Kleinwagen Austin Seven weltweit für Furore. Dieses Modell wurde in mehreren Ländern in Lizenz gefertigt (von BMW/Dixi in Deutschland, Datsun in Japan, Bantam in den USA und Rosengart in Frankreich) und in Großbritannien gehörte es bis zu seiner Produktionseinstellung 1939 zu den beliebtesten Autos der damaligen Zeit. Auch die Morris-Fahrzeuge Oxford (1913 – 1926) und Cowley (1915 – 1958) glänzten durch günstige Preise und verkauften sich deswegen ebenfalls hervorragend. 1951 schlossen sich die Austin Motor Company (Austin, Vanden Plas) aus Longbridge und Morris' Nuffield Organisation aus Cowley/Oxford, zu der MG (Morris Garages), Morris, Riley und Wolseley gehörten, zur British Motor Corporation (BMC) zusammen.

Der große Wurf gelang BMC mit einem Kleinwagen, der 1959 als Austin Seven und Morris Mini Minor das Licht der Welt erblickte. Dieses Fahrzeug war die indirekte Folge der Suezkrise, die in ganz Europa zu einer drastischen Verknappung des Benzins geführt hatte. Daher wollte BMC einen billigen und vor allem verbrauchsarmen Kleinwagen für den Massenmarkt. Konstrukteur Alec Issigonis (1906 – 1988) bastelte schließlich aus dem BMC-Baukasten ein Wägelchen, das aus vielen Zwängen heraus so aussehen musste, wie es dann auch aussah. Die büchsenförmige Karosserie mit den winzigen Zehn-Inch-Rädern an den äußersten Ecken und die Gummikegelaufhängung, die eine hervorragende Straßenlage ermöglichten, entstanden aus schierem Platzmangel. Auch der quer eingebaute 848-Kubikzentimeter-Motor mit 33 PS, der den Mini bis auf 115 km/h beschleunigte, war eine Neuheit.

1961 taufte BMC den Seven/Mini Minor offiziell in Mini um. Neben den Austin- und Morris-Varianten, die auch Kombis (Austin Mini Countryman, Morris Mini Traveller, Mini Clubman Estate), Kleinlieferwagen (Mini Van, Mini Pickup) und Geländewagen (Mini-Moke) umfassten, gab es von den BMC-Marken Wolseley (Hornet) und Riley (Elf) zwei luxeriöse Varianten mit verändertem Grill und einer verlängerten Heckpartie. Montiert wurden die Minis von Austin in Longbridge (bei Birmingham) und von Morris in Cowley (bei Oxford).

Mini
Mini

John Cooper (1923 – 2000), der zusammen mit seinem Vater Charles Cooper (1893 – 1964) den damals sehr erfolgreichen Rennwagenhersteller Cooper Car Company betrieb und mit Alec Issigonis befreundet war, entwickelte 1961 für BMC eine Rallyeversion des Mini. Die Modifikationen betrafen vor allem den Motor, den Vergaser, das Getriebe und die Bremsen. Der Hubraum wurde von 848 Kubikzentimeter auf 997 Kubikzentimeter erhöht, wodurch die Leistung von 34 auf 55 PS (25 auf 41 kW) stieg, als Vergaser kamen Doppelvergaser von S.U. (Skinner Union) zum Einsatz, das Getrieb erhielt eine engere Übersetzung und die herkömmlichen Trommelbremsen wurden vorne durch Scheibenbremsen ersetzt. 1963 kam eine noch stärkere Variante mit einen 1071-Kubikzentimeter-Motor heraus (Mini Cooper S). Der Mini Cooper, der von 1961 bis 1971 produziert wurde, war außerordentlich erfolgreich im Motorsport, u.a. gewann er dreimal die Rallye Monte Carlo (1964, 1965, 1967).

John Cooper erhielt für jedes der knapp 107.000 gebauten Exemplare von BMC zwei Pfund. Nach der Produktionseinstellung verkaufte John Cooper mit seiner neuen Firma John Cooper Garages weiterhin Tuning Kits für den Mini. Die Cooper Car Company, bei der Rennfahrer wie Jack Brabham (Weltmeister 1959 und 1960), Bruce McLaren (Vizeweltmeister 1960), Stirling Moss (Vizeweltmeister 1958), John Surtees, Mike Hawthorn und Peter Collins unter Vertrag gestanden hatten, war bereits 1968 aufgelöst worden. Der Mini Cooper wurde erst 1990 von der Rover Group, dem Nachfolger des British-Leyland-Konzerns, wieder reanimiert.

1969, ein Jahr nachdem sich BMC und Leyland Motors (Alvis, Land-Rover, Leyland, Rover, Triumph) zur British-Leyland Motor Corporation zusammengeschlossen hatten, wurde Mini neben Alvis, Austin, Jaguar, Land-Rover, Leyland, MG, Morris, Riley, Rover, Triumph und Wolseley eine eigenständige Marke innerhalb des British-Leyland-Konzerns, der sich im Laufe der Jahre noch mehrmals umbenannte: 1978 BL Limited, 1982 BL/Austin-Rover Group, 1986 Rover Group und 2000 MG-Rover Group. Von 1994 bis 2000 war BMW Eigentümer der Rover Group.

In den 1980er Jahren drohte dem Veteranen mehrmals die Produktionseinstellung zugunsten modernerer Modelle, doch letztlich wurde er immer weiter gebaut. Erst im Oktober 2000 kam nach rund 5,3 Millionen Fahrzeugen in 130 Modellvarianten das endgültige Aus. Im gleichen Jahr verkaufte BMW die Marken Rover und MG sowie das frühere Austin-Werk in Longbridge an das Konsortium Phoenix Venture Holdings (MG-Rover). Land-Rover und das Werk in Solihull übernahm Ford. Nur die Marke Mini sowie die Werke in Cowley (1926 errichtet) und Swindon (1956 errichtet) blieben bei BMW. Das gegenüber gelegene ursprüngliche Morris-Werk in Cowley war bereits in den frühen 1990er Jahren abgerissen worden.

2001 brachte BMW einen neuen Mini auf den Markt, der einige grundlegende Stilelemente des alten Mini übernahm. Inzwischen gibt es neben dem Mini One mehrere weitere Varianten wie Mini Cooper, Mini John Cooper Works, Mini Cabrio, Mini Coupé, Mini Roadster, Mini Countryman, Mini Paceman oder Mini Clubman. BMW verwendet den Namen Cooper für sportlichere Versionen des Mini bis heute. Michael (Mike) Cooper, der Sohn von John Cooper, gründete 2002 die Tuningfirma John Cooper Works (JCW), die Tuning Kits und Zubehör für den Mini herstellte, ebenso wie die frühere Firma seines Vaters (John Cooper Garages), die zu diesem Zeitpunkt noch als Honda-Autohaus existierte. Seit 2008 gehört die Firma zu BMW. Unter dem Label John Cooper Works werden nun bereits werksseitig modifizierte Minis und Sondereditionen verkauft.

Text: Toralf Czartowski • Fotos: Unsplash.com, Pixabay.com, Public Domain