Markenlexikon

Mercedes-Benz

Ursprungsland: Deutschland

Karl (Carl) Friedrich Michael Benz (1844 – 1929) baute 1885 ein dreirädriges kutschenähnliches Fahrzeug mit einem 0,8 PS starken Einzylinder-Viertaktmotor, das als erstes Automobil der Welt in die Geschichte einging. Gottfried Wilhelm Daimler (1834 – 1900) und sein Konstrukteur August Wilhelm Maybach (1846 – 1929), die seit 1882 in Cannstatt bei Stuttgart eine eigene Werkstatt betrieben, hatten ihren 0,5-PS-Einzylinder-Viertaktmotor ebenfalls 1885 zunächst in ein zweirädriges Vehikel aus Holz eingebaut und dieser so genannte Reitwagen gilt als erstes Motorrad der Welt. 1886 kam Maybachs Motor in einer Kutsche und einem Boot zum Einsatz, womit das zweite Automobil und das allererste Motorboot entstanden waren. Daimlers Motorkutsche war auch das erste vierrädrige Kraftfahrzeug der Welt und Carl Benz bekam am 1888 vom Großherzoglich Badischen Bezirksamt den allerersten Führerschein ausgestellt.

Beide Unternehmen, Benz in Mannheim (gegründet 1883) und Daimler in Stuttgart-Cannstatt (gegründet 1890), blieben auch weiterhin federführend bei der Entwicklung des Automobils. Daimler baute 1890 den ersten Lastwagen der Welt, Benz 1895 den ersten Omnibus. Um die Jahrhundertwende war Benz der größte Autohersteller der Welt und Daimler besaß bereits Niederlassungen und Produktionsstätten in den USA, Großbritannien und Österreich, die jedoch später entweder geschlossen wurden oder aus denen von Daimler Stuttgart unabhängige Unternehmen hervorgingen (Austro-Daimler, Austro-Daimler-Puch und Steyr-Daimler-Puch in Österreich, Jaguar/Daimler in Großbritannien). Von 1903 bis 1905 zog die Daimler Motoren-Gesellschaft von Cannstatt nach Stuttgart-Untertürkheim um. 1914/1915 wurde ein weiteres Daimler-Werk in Sindelfingen errichtet. Auch das Benz-Werk in der Mannheimer Innenstadt stieß bald an seine Kapazitätsgrenze. Daher wurde 1909 in Mannheim-Waldhof eine komplett neue Fabrik in Betrieb genommen. Im gleichen Jahr erwarb Benz die Süddeutsche Automobilfabrik in Gaggenau, die vor allem Nutzfahrzeuge produzierte.

Im Laufe des Jahres 1900 entwickelte Daimler-Chefkonstrukteur Maybach ein vollkommen neues Fahrzeug, mit dem der Wandel von der motorisierten Kutsche zum eigenständigen Automobil begann. Die Räder waren nun kleiner, die Karosserie wurde tiefer gelegt und das Lenkrad saß nicht mehr in der Mitte, sondern direkt vor dem Fahrer auf der Fahrerseite. Der österreichisch-ungarische Geschäftsmann, Diplomat und Rennfahrer Emil Jellinek (1853 – 1918), damals einer der größten Abnehmer von Daimler-Fahrzeugen, sicherte sich die Verkaufsrechte für Belgien, Frankreich, Österreich-Ungarn und die USA. In Frankreich besaß jedoch bereits die Firma Panhard & Levassor die Vertriebsrechte für Daimler-Fahrzeuge, sodass Jellinek das neue Auto dort unter dem Namen Mercedes (span. Gnade) verkaufte. Das war der Kosename seiner damals elfjährigen Tochter Adrienne Manuela Ramona Jellinek (1889 – 1929). Ab 1902 wurden dann alle Autos der Daimler Motoren-Gesellschaft als Mercedes verkauft. 1909 kam der dreizackige Stern als Markenzeichen für die Mercedes-Automobile auf, ab 1916 mit Ring. Die drei Zacken sollten die Einsatzmöglichkeiten der Daimler-Motoren symbolisieren: zu Lande (Automobile), zu Wasser (Bootsmotoren) und in der Luft (Flugmotoren).

Mercedes-Benz
Mercedes-Benz

Wilhelm Maybach gründete 1909 zusammen mit seinem Sohn Karl Wilhelm (1879 – 1960) und Graf Zeppelin (1838 – 1917) in Bissingen, nördlich von Stuttgart, ein eigenes Unternehmen, das zunächst Motoren für Zeppelins Luftschiffe baute. 1912 verlegten die Maybachs den Firmensitz nach Friedrichshafen, wo auch die Zeppelin-Werke ansässig waren. Als deutsche Unternehmen nach dem Ersten Weltkrieg keine Luftfahrzeuge mehr bauen durften ging Wilhelm Maybach in den Ruhestand, während sich sein Sohn der Entwicklung von Autos zuwandte. Die von Karl Maybach gebauten Automobile waren – wie zuvor auch schon die Motoren – Wunderwerke der Technik und mit allen damals bekannten Raffinessen ausgestattet. Die ebenso eindrucksvollen Karosserien wurden allerdings von fremden Zulieferern hergestellt. Der erste Maybach kam 1921 auf den Markt.

Aufgrund der Rezession nach dem Ende des Ersten Weltkriegs schlossen sich die beiden Unternehmen Daimler und Benz, deren Gründer sich nie persönlich kennengelernt hatten, 1926 zusammen (Daimler-Benz). Die Autos trugen fortan die Bezeichnung Mercedes-Benz. Nach dem Zusammenschluss spezialisierte sich Mercedes-Benz auf große, formschöne und kräftige Limousinen, die kaum einen Wunsch offen ließen und dementsprechend teuer waren. Gefahren wurden sie nicht nur von wohlhabenden Privatleuten, sondern vor allem von Staatschefs und hohen Regierungsmitgliedern. Große Erfolge konnten auch die Mercedes-Benz-Rennwagen feiern, die zwischen 1934 und 1939 die Grand-Prix-Rennszene mit Fahrern wie Rudolf Caraccciola Manfred von Brauchitsch und Hermann Lang souverän beherrschten (Silberpfeil-Ära). Während des Zweiten Weltkriegs produzierte Daimler-Benz hauptsächlich Nutzfahrzeuge sowie Schiffs- und Flugmotoren.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs entwickelte sich Daimler-Benz mit seiner Marke Mercedes-Benz zu einem weltweit führenden Hersteller qualitativ hochwertiger Fahrzeuge und begründete zusammen mit anderen Herstellern wie Audi, BMW, Porsche und VW den hervorragenden Ruf, den deutsche Automobile bis heute in aller Welt genießen. Neben den eher konservativ gestylten Mittel- und Oberklasse-Limousinen (E-Klasse, S-Klasse) brachte die Firma immer wieder außergewöhnliche Coupés, Roadster und Sportwagen auf den Markt, die teilweise zu zeitlosen Klassikern wurden, u. a. das Sportcoupé Mercedes-Benz 300 SL (1954 – 1963), das mit seinen hochklappbaren Flügeltüren ein ganz neues Design präsentierte. Außerordentlich beliebt waren und sind die Mercedes-Fahrzeuge weltweit als Taxi. Besonders die Modelle der 1960er und 1970er Jahre erwiesen sich als äußerst robust und langlebig; einzelne Fahrzeuge erreichten eine Fahrleistung von einer Millionen Kilometern.

Daneben produzierte das Unternehmen auch weiterhin Nutzfahrzeuge (Lkw, Busse, Transporter, Unimog-Spezialfahrzeuge) und erwarb im Laufe der Jahre zahlreiche internationale Nutzfahrzeug- und Motorenhersteller (1968 Krupp-Lkw-Sparte, 1971 Hanomag-Henschel, 1877 Euclid/USA, 1977/1981 Freightliner/USA, 1982 Saurer-FBW/Schweiz, 1994 IFA-Nutzfahrzeugwerk Ludwigsfelde, 1995 Setra-Bussparte von Kässbohrer, 1997 Ford-Schwer-Lkw-Sparte/Sterling Trucks/USA, 1998 Thomas Built Buses/USA, 2000 Western Star/Kanada, 2003 Mitsubishi Fuso/Japan, 2004 Detroit Diesel/USA). 1979 brachte Daimler-Benz mit dem Mercedes-Benz/Puch G erstmals einen Geländewagen auf den Markt (G-Klasse), der bis heute äußerlich fast unverändert von Magna-Steyr (früher Steyr-Daimler-Puch) in Graz (Österreich) gefertigt wird.

Mercedes-Benz
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1960 erwarb Daimler-Benz die Firma Maybach, die damals vor allem Dieselmotoren für Schiffe baute, und schloss sie 1966 mit der eigenen Motorenbaufirma zusammen. 1969 brachten Daimler-Benz (Maybach-Mercedes-Benz Motorenbau Friedrichshafen) und MAN (MAN Turbomotoren München; MAN hatte 1965 den BMW-Flugmotorenbau erworben) ihre Motorenbauaktivitäten in das neugegründete Jointventure Motoren- und Turbinen-Union (MTU) ein. Von 2002 bis 2012 wurde der Name Maybach für eine Highend-Luxuslimousine weit oberhalb der Mercedes-S-Klasse verwendet; seit 2015 bezeichnet er besonders hochwertig ausgestattete Langversionen der S-Klasse.

Bis Anfang der 1980er Jahre gab es von Mercedes-Benz ausschließlich Pkw-Modelle der Oberklasse (S-Klasse), der oberen Mittelklasse (E-Klasse), Geländewagen (G-Klasse) sowie Roadster/Coupés (SL-Klasse). Erst 1982 kam mit dem Mercedes-Benz 190 (W 201; Vorgänger der C-Klasse) erstmals ein reines Mittelklasse-Fahrzeug auf den Markt. Es konkurrierte mit der 3er Baureihe von BMW, die es bereits seit 1975 gab. Später kamen mit der A-Klasse (1997; Kompaktklasse), der M-Klasse (1997; SUV), der B-Klasse (2005; Kompaktvans) und der X-Klasse (2017; Pickup-Trucks) noch weitere Modellreihen hinzu. Unter der Bezeichnung Mercedes-EQ werden seit 2019 Elektrofahrzeuge vermarktet. Außerdem entwickelte Daimler-Benz gemeinsam mit den Schweizer Uhrenhersteller Swatch das Stadtauto Smart (Swatch Mercedes Art), das 1997 auf den Markt kam.

Ab Mitte der 1980er Jahre versuchte der damalige Vorstandsvorsitzende Edzard Reuter Daimler-Benz zum universellen Mobilitätskonzern aufzubauen, der alles herstellt, was sich bewegt (Autos, Lastwagen, Busse, Flugzeuge, Raumschiffe, Schienenfahrzeuge). Mit zahlreichen branchenfremden Übernahmen (AEG-Telefunken, Deutsche Airbus, Dornier, Fokker, MBB Messerschmitt-Bölkow-Blohm) und Neugründungen (Adtranz, DASA Deutsche Aerospace, Debis) stieg Daimler-Benz in vollkommen neue Branchen ein, die dem Konzern jedoch eher schadeten. Die meisten dieser Unternehmen und Beteiligungen wurden später wieder verkauft. Auch der zeitweise Zusammenschluss mit dem US-Autokonzern Chrysler (1998 – 2007) war nicht von Erfolg gekrönt. Nach dem Verkauf von Chrysler firmierte der Konzern als Daimler.

2021 spaltete sich Daimler in zwei unabhängige Unternehmen auf. Mercedes-Benz übernahm das gesamte PKW-Geschäft, Daimler Truck das Nutzfahrzeuggeschäft (Busse, Lastwagen, Spezialfahrzeuge).

Text: Toralf Czartowski • Fotos: Unsplash.com, Pixabay.com, Public Domain