Markenlexikon
Wie viele seiner Zeitgenossen, hoffte auch der jugendliche Apothekergehilfe Johann Friedrich Böttger (1682 – 1719), Gold aus dem Reagenzglas zaubern zu können. Das Gerücht, er könne Gold herstellen, drang bis zum preußischen König Friedrich I. vor, der wie alle Könige ständig unter Geldnot litt. Böttger musste eiligst aus Berlin nach Wittenberg fliehen, wo er zwar vor den Preußen sicher war, nicht aber vor dem sächsischen Kurfürsten und polnischen König August dem Starken. Dem ging es nicht viel besser als seinem Kollegen in Berlin, und so ließ er den vermeintlichen Goldmacher 1702 kurzerhand festnehmen. Zunächst wurde Böttger nach Dresden gebracht, dann in die Festung Königstein, wo er für den Kurfürsten Gold herstellen sollte. Natürlich gelang ihm das nicht, und so wurde Böttger Gehilfe des Mathematikers und Physikers Ehrenfried Walter Graf von Tschirnhausen (1651 – 1708), der ebenfalls im Dienste des sächsischen Kurfürsten stand.
Im Oktober 1708 gelang Tschirnhausen als erstem Europäer die Herstellung von weißem Hartporzellan. Damit war das jahrhundertealte chinesische Porzellan-Monopol durchbrochen, und August der Starke hatte eine neue und ergiebige Einnahmequelle. Da Tschirnhausen im gleichen Jahr verstarb, führte Böttger seine Arbeiten weiter. 1710 wurde er Leiter der ersten Porzellanmanufaktur Europas, die der Kurfürst auf der Albrechtsburg in Meissen errichten ließ. Das Unternehmen, bei dem berühmte Maler, Chemiker und Gestalter wie Johann Gregorius Höroldt und Johann Joachim Kaendler tätig waren, belieferte anfangs vor allem europäische Fürstenhöfe mit dem edlen Porzellan.
Das Herstellungsverfahren des Porzellans ließ sich allerdings in Europa nicht lange geheimhalten, und so schossen Porzellan-Manufakturen bald wie Pilze aus dem Boden. Um sich von anderen Produkten abzuheben, wurden 1722 erstmals die gekreuzten blauen Schwerter aus dem Kursächsischen Wappen zur Kennzeichnung des Meissener Porzellans verwendet. Damit sind sie eines der ältesten ununterbrochen verwendeten Markenzeichen der Welt. 1864 zog die Manufaktur in das Meissener Triebischtal um, wo sie noch heute ihren Sitz hat.
1950 wurde die Staatliche Porzellan Manufaktur Meissen in einen Volkseigenen Betrieb umgewandelt und seit 1991 ist der Freistaat Sachsen Eigentümer. Meissener Porzellan wird bis heute handgefertigt und von autorisierten Fachhändlern in Europa, Nordamerika und Asien verkauft.
Text: Toralf Czartowski • Fotos: Unsplash.com, Public Domain