Markenlexikon
Der in Neuseeland geborene Bruce Leslie McLaren (1937 – 1970), dessen Vater eine Autowerkstatt betrieb, fuhr bereits im Alter von 15 Jahren Autorennen in Neuseeland. Nachdem der australische Rennfahrer Jack Brabham auf ihn aufmerksam geworden war, holte er ihn 1958 in das Werksteam der britischen Cooper Car Company, die u.a. auch den Kleinwagen Austin Mini zum erfolgreichen Rallyewagen Mini Cooper umbaute. Bereits 1959 wurde McLaren hinter seinem Teamkollegen Jack Brabham Vizeweltmeister der Formel-1-Weltmeisterschaft. 1966 gründete McLaren seinen eigenen Rennstall McLaren Racing und began mit der Konstruktion von Formel-1-Rennwagen, die er auch selbst fuhr. Im gleichen Jahr gewann er zusammen mit Chris Amon auf einem Ford GT40 das 24-Stunden-Rennen von Le Mans. 1968 konnte er den Vorjahresweltmeister Dennis Hulme für sein Team verpflichten. In der Saison 1968 lagen Hulme auf Platz 3 und McLaren auf Platz 5 der Fahrerwertung, während der Rennstall hinter Lotus Platz 2 der Konstrukteurs-WM erreichte. Im Juni 1970 verunglückte McLaren jedoch bei einer Testfahrt in einem CanAm-McLaren in Goodwood tödlich.
Die ursprüngliche Farbe der McLaren-Rennwagen war Papaya-Orange. Nachdem der Tabakkonzern Philip Morris (Marlboro) Sponsor des Teams geworden war, wechselte man in den frühen 1970er Jahren zu den Marlboro-Farben (Rot, Weiß, Schwarz), 1997 zu Schwarz-Silber und 2017 kehrte man wieder zur orangefarbenen Lackierung zurück. Von 1968 bis 1978 lieferte McLaren auch Rennwagen an andere Rennställe (u.a. Anglo American Racers, Lucky Strike Racing, Penske Pacing, Team Surtees).
Nach dem Tod des Gründers wurde der Rennstall von seiner Witwe Patty McLaren und dem Rechtsanwalt Edward Everett (Teddy) Mayer (1935 – 2009), der schon einige Zeit bei McLaren tätig gewesen war, weitergführt. Unter ihrer Leitung konnten sich Emerson Fittipaldi (1974) und James Hunt (1976) mit den McLaren-Ford-Cosworth den WM-Titel sichern, außerdem gewann McLaren 1974 die Konstrukteurs-WM. Anschließend ließen die Erfolge nach, was auch an den neuen Ground-Effect-Rennwagen von Lotus (ab 1977) lag, die die Formel-1-WM bis 1979 dominierten.
1980 kam es Zusammenschluss von McLaren mit dem 1976 von Ron Dennis gegründeten Formel-2-Rennstall Project Four Racing Team, dessen Hauptsponsor ebenfalls Philip Morris (Marlboro) war. Ron Dennis spielte mit dem Gedanken, in die Formel-1-WM einzusteigen, Philip Morris wollte aber keinen zwei Teams unterstützen. So blieb nur der Ausweg, dass sich beide Teams zusammenschlossen. Bis 1982 führten Ron Dennis und Teddy Mayer den Rennstall gemeinsam, dann stieg Mayer aus und verkaufte seine Anteile an Ron Dennis. 1983 beteiligte sich der motorsportbegeisterte Unternehmer Mansour Ojjeh mit seiner Firma TAG (Techniques d’Avant Garde) an McLaren, ein Jahr später wurde TAG Mehrheitseigner. Zuvor war TAG Sponsor des Williams-Teams gewesen. TAG gehörte ab 1985 auch die Schweizer Uhrenfirma Heuer (TAG-Heuer).
Mit dem Ende der Ground-Effekt-Ära (1982) und dem Aufkommen der Turbomotoren (1982/1983) ging es bei McLaren langsam wieder aufwärts. Gemeinsam mit Porsche wurde ein neuer Turbomotor entwickelt, der ab 1984 zum Einsatz kam. In diesem Jahr dominierten die beiden McLaren-Fahrer Niki Lauda und Alain Prost die Formel-1-WM (Lauda wurde Weltmeister, Prost Vizeweltmeister). 1985 und 1986 wurde Alain Prost Weltmeister.
Ab 1988 fuhr McLaren mit Honda-Motoren, die sich jahrelang als überlegen erwiesen. Bis 1991 gewann McLaren alle Titel mit seinen beiden überragenden Fahrern Ayrton Senna und Alain Prost (bis 1990). Mit dem Wegfall Hondas als Motorenlieferant (1993) und dem Wechsel Sennas zu Williams (1994) brachen wieder einige weniger erfolgreiche Jahre an. Erst mit den Motoren von Mercedes-Benz/Ilmor (ab 1995) sah das Team Licht am Ende des Tunnels. 1997 änderte sich auch die rot-weiße-Marlboro-Lackierung der Rennwagen, nachdem sich Philip Morris dazu entschieden hatte, nur noch ein Formel-1-Team zu unterstützen (Ferrari). Neuer Hauptsponsor von McLaren wurde der Tabakhersteller Reemtsma mit der Marke West. 1998 und 1999 gewann McLaren mit Mika Häkkinen zweimal die WM. Von da an domonierte Ferrari die Formel 1, dicht gefolgt von McLaren-Mercedes. 2007 verkauften Ron Dennis und Mansour Ojjeh jeweils die Hälfte ihrer Anteile an das bahrainische Staatsunternehmen Mumtalakat Holding Company. Den bislang letzten WM-Titel errang Lewis Hamilton im McLaren-Mercedes in der Saison 2008.
1989 gründete die TAG McLaren Group die Tochtergesellschaft McLaren Cars (ab 2003 McLaren Automotive), die Supersportwagen in Kleinserie baut. Das erste Fahrzeug war der McLaren F1, der von 1993 bis 1997 produziert wurde. Im Jahr 2000 beteiligte sich die DaimlerChrysler AG mit 40 Prozent an der TAG McLaren Group. Von 2003 bis 2009 baute McLaren den gemeinsam mit Mercedes-Benz entwickelten Mercedes-Benz SLR McLaren (2003 – 2009). Bald daruf kamen regelmäßig weitere Sportwagen auf den Markt: McLaren MP4-12C (2011 – 2014), McLaren P1 (2013 – 2015), McLaren 650S (2014 – 2017), McLaren P1 GTR (2015), McLaren 675LT (2015 – 2017), McLaren 540C (2015 – 2021), McLaren 570S (2015 – 2021), McLaren 570GT (2016 – 2021), McLaren 600LT (2018 – 2021), McLaren Speedtail (2019 – 2021), McLaren 720S (seit 2017), McLaren Senna (seit 2018), McLaren GT (seit 2019), McLaren 620R (2020 – 2021), McLaren Elva (seit 2020), McLaren 765LT (seit 2020) und McLaren Artura (seit 2021). Gebaut werden die Sportwagen in den McLaren-Werken Portsmouth/Hampshire und Woking/Surrey (Großbritannien).
Nachdem Mercedes-Benz 2010 ein eigenes Werksteam etabliert hatte, bekam McLaren bis 2014 weiterhin Mercedes-Motoren geliefert. Dann wechselt man zu Honda, 2018 zu Renault und 2021 kehrte man wieder zu Mercedes-Motoren zurück. Die 2010er Jahre waren für McLaren eher durchwachsen. Von 2010 bis 2012 lief es noch ganz gut, mit den schwachen Honda-Motoren kam McLaren jedoch über mitttlere Plätze nicht hinaus. Zwischen 2010 und 2012 verkaufte Daimler die McLaren-Anteile an die McLaren Group zurück. Seit 2021 verwendet McLaren wieder Motoren von Mercedes-Benz.
Die McLaren Technology Group (bis 2015 McLaren Group, bis 2003 TAG McLaren Group) mit Sitz in Woking/England gehört seit 2017, als Ron Dennis seine Anteile verkaufte, Mansour Ojjeh (TAG) und der Mumtalakat Holding Company (Bahrain). Die Firmengruppe besteht hauptsächlich aus den beiden Tochtergesellschaften McLaren Racing (Rennstall) und McLaren Automotive (Sportwagenhersteller).
Text: Toralf Czartowski • Fotos: Unsplash.com, Pixabay.com, Public Domain