Markenlexikon

MB Spiele / Milton Bradley

Ursprungsland: USA

Der Lithograph und Drucker Milton Bradley (1836 – 1911) eröffnete 1860 in Springfield/Massachusetts eine Farblithografie-Werkstatt. Doch gleich einer seiner ersten Drucke wurde zum Reinfall. Ein Bild des damals noch wenig bekannten republikanischen Präsidentschaftskandidaten Abraham Lincoln verkaufte sich anfangs zwar sehr gut, doch dann ließ sich Lincoln einen Bart wachsen und die Drucke waren wertlos. Einige Kunden verlangten ihr Geld zurück und Bradley musste eine große Menge bereits gedruckter Bilder vernichten.

Auf der Suche nach einer neuen Verwendungsmöglichkeit für seine Lithografiemaschine stieß er auf ein altes Brettspiel, dass er durch einen Freund kennengelernt hatte. Bei dem Spiel es darum ging, sich auf einer Strecke von der Kindheit bis zum Alter zu bewegen und ein glückliches Alter zu erreichen. Bradley beschloss dieses Spiel zu modernisieren. Standen bei früheren Version des Spiels die Förderung moralischer Tugenden im Vordergrund, so legte Bradley den Fokus mehr auf das Streben nach Leistung und Reichtum, was hervorragend zum aufstrebenden Amerika passte. Das Spiel The Checkered Game of Life verkaufte sich so gut, dass Bradley 1864 zur Produktion und Vermarktung eine eigene Spielefirma gründete, die spätere Milton Bradley Company.

1880 begann Milton Bradley mit der Herstellung von Puzzles. Später war das Unternehmen lange Zeit der größte Puzzle-Hersteller der Welt. Daneben produzierte MB auch Aquarellsets, Buntstifte, Krocket-Sets und Lernspiele (u.a. Bradley's Word Builder, Bradley's Sentence Builder). Milton Bradley selbst schrieb mehrere Bücher über das Thema Farbenlehre (1890 Color in the Schoolroom, 1893 Color in the Kindergarten, 1895 Elementary Color, 1900 Water Colors in the Schoolroom) und gab zwei Zeitschriften heraus (Kindergarten News/Kindergarten Review, Work and Play), die allerdings nicht besonders erfolgreich waren.

Zu den MB-Klassikern zählen u.a. Big Ben Puzzles (1941), Chutes and Ladders (1943), Candyland (1949), Yahtzee (1956; die Herstellerfirma wurde 1973 von MB übernommen), Concentration (1959), The Game of Life (1960; Neuauflage von The Checkered Game of Life), Password (1962), Twister (1966) und Simon (1978).

1968 übernahm MB die 1928 von zwei Lehrern gegründete Firma Playskool, die Spielzeug für Vorschulkinder herstellte.

1979 brachte MB mit der Microvision erstmals eine Spielkonsole auf den Markt, die sich jedoch aufgrund der wenig verfügbaren Spielecartridges und dem kleinen Bildschirm nur mäßig verkaufte und bereits 1981 wieder eingestellt wurde. Auch der Vectrex (1983), die als beste Spielkonsole der damaligen Zeit galt, war aufgrund des Zusammenbruch des Videospielmarktes 1984 kein langes Leben beschieden. Beide Systeme hatte der Ingenieur Jay Smith von der Firma Smith Engineering entwickelt.

1984 verkauften die Erben das Familienunternehmen an den Spielzeugkonzern Hasbro. 1987 erwarb Hasbro die Rechte an dem Spiel Scrabble (für die USA und Kanada), dessen Herstellung anschließend das MB-Werk in East Longmeadow/ Massachusetts (seit 1962 Hauptsitz von MB) übernahm. In dieser Fabrik wurden auch die Spiele von Parker Bros. (Monopoly), einer weiteren Hasbro-Tochter, produziert. 1998 schloss Hasbro seine beiden Tochtergesellschaften Milton Bradley und Parker Bros. unter dem Namen Hasbro Games zusammen. Die deutsche Milton Bradley GmbH war schon 1991 in Hasbro Deutschland GmbH umbenannt worden. Die Marke MB führte Hasbro aufgrund des hohen Bekanntheitsgrades noch jahrelang weiter. Erst 2009 gab Hasbro die Marken MB und Parker Bros. schließlich auf.

Text: Toralf Czartowski