Markenlexikon
Die Brüder Alfieri (1887 – 1932), Bindo (1883 – 1980), Ettore (1894 – 1990), Ernesto (1898 – 1975) und Mario Maserati (1890 – 1981) aus Bologna waren allesamt zunächst Motorrad- und Autorennfahrer. Dann eröffneten sie eine Reparaturwerkstatt und während des Ersten Weltkriegs produzierten sie Zündkerzen. 1926 entstand das erste eigene Auto, ein Rennwagen. Als Markenzeichen für ihre Fahrzeuge verwendeten die Brüder das Wappen von Bologna, den Dreizack des Neptun. Bis in die 1940er Jahre hinein entstanden bei Maserati ausschließlich erfolgreiche Rennwagen.
1932 kam Alfieri Maserati jedoch bei einem Rennunfall ums Leben und Mario begann eine Karriere als Künstler. Bindo, Ettore und Ernesto führten die Firma zunächst alleine weiter, verkauften sie aber 1937 an den Industriellen Adolfo Orsi aus Modena, dem mehrere Stahlwerke gehörten. Der Maserati-Firmensitz und die Produktion wurden daraufhin nach Modena verlegt, wo auch Ferrari ansässig war. Die Brüder blieben noch bis 1947 als Berater für ihr ehemaliges Unternehmen tätig, dann gründeten sie die neue Firma Officine Specializzate Costruzioni Automobili (Osca), die bis zu ihrer Auflösung 1966 Renn- und Sportwagen herstellte.
Von 1947 bis 1960 gab es auch Maserati-Motorräder, die jedoch von der Firma Fabbrica Candele Accumulatori Maserati aus Modena stammten. Dieses Unternehmen hatte nichts mit dem gleichnamigen Autohersteller zu tun, gehörte aber ebenfalls Adolfo Orsi, der 1953 auch Italmoto aus Bologna kaufte. Ende der 1950er Jahre stellte die Firma jedoch die Motorrad-Produktion wieder ein.
1947 kam der erste Straßenwagen von Maserati auf den Markt, der A6 (1500 GT) mit einer Karosserie von Pininfarina. Mit diesen Fahrzeugen wollte die Firma ihre kostspieligen Motorsport-Aktivitäten finanzieren. Der A6 brachte es aber nur auf wenige Exemplare im mittleren zweistelligen Bereich. Erst mit dem 3500 GT (1957 – 1966) begann die wirkliche Serienproduktion bei Maserati. 1950 stieg Maserati in die gerade neugeschaffene Formel-1-Weltmeisterschaft ein und 1957 errang Juan Manuel Fangio mit dem Maserati 250F seinen fünften Formel-1-WM-Titel. Anschließend zog sich Maserati jedoch wegen der hohen Kosten aus dem Rennsport zurück und beschäftigte sich von da an nur noch mit dem Bau von sportlichen Straßenfahrzeugen (1963 – 2024 Quattroporte, 1963 – 1970 Mistral, 1966 – 2024 Ghibli, 1971 – 1978 Maserati Bora).
1969 erwarb der französische Fahrzeughersteller Citroën die Mehrheit von Maserati (1971 auch den Rest), was 1970 zur Entwicklung des futuristischen Sportcoupés Citroën Maserati SM (Motor von Maserati) führte, das jedoch kein Verkaufserfolg wurde. Bereits 1975 wurde die Produktion wieder eingestellt. 1971 kam einer der schönsten Maseratis heraus, den es je gab, der von Giugiaro gestylte Mittelmotor-Sportwagen Bora, der bis 1978 in Produktion blieb. Mitte der 1970er Jahre geriet jedoch Citroën selbst in ernsthafte Schwierigkeiten, was dazu führte, dass man das Maserati-Werk in Modena schließen wollte. Schließlich erbarmte sich 1975 der Pantera-Hersteller Alejandro De Tomaso und erwarb dreißig Prozent von Maserati. Den Rest übernahm die italienische Staatsfirma GEPI (Società di Gestione e Partecipazioni Industriali).
Mit dem Biturbo (1981 – 1988) wollte Maserati erstmals die Durchschnittskundschaft ansprechen und vom Kleinserien- zum Großserienhersteller aufsteigen, was man diesem Fahrzeug auch ansah. Dafür machte die Firma nun richtige Gewinne, wahrscheinlich zum ersten Mal in der Unternehmensgeschichte. Der Biturbo wurde bei Innocenti in Lambrate bei Mailand hergestellt (an dieser Firma war Alejandro De Tomaso ebenfalls beteiligt), nur der Motor kam direkt aus dem Maserati-Werk in Modena.
1984 beteiligte sich der US-Autokonzern Chrysler an Maserati, verkaufte diese Anteile aber bereits 1988 wieder. Von 1998 bis 1993 erwarb der Fiat-Konzern, der bereits alle namhaften italienischen Automarken unter seinem Dach versammelt hatte (Autobianchi, Abarth, Alfa-Romeo, Ferrari, Lancia), die Mehrheit an Maserati. 1997 gab Fiat die Maserati-Anteile an Ferrari weiter. Um den damals geplanten Börsengang von Ferrari nicht zu gefährden, erwarb Fiat die Maserati-Anteile 2005 wieder zurück.
2016 brachte Maserati mit dem Levante erstmals ein Oberklasse-SUV auf den Markt. Dieses Modell, das im Turiner Fiat-Werk Mirafiori vom Band lief und mit Motoren von Ferrari (Otto), VM Motori (Diesel) und Alfa-Romeo (Mild-Hybrid) ausgestattet ist, wurde 2022 vom Grecale abgelöst. Seit 2020 produziert Maserati im Werk Modena den zweisitzigen Mittelmotorsportwagen MC20, der auch im Motorsport eingesetzt wird. Daneben gibt es noch das viersitzige Coupé GranTurismo II (seit 2023) und das GranCabrio II (seit 2024); beide Modelle werden ebenfalls im Maserati-Stammwerk montiert.
Infolge des Zusammenschlusses von PSA (Citroën, DS, Opel, Peugeot, Vauxhall) und FCA Fiat-Chrysler Automobiles (Abarth, Alfa-Romeo, Chrysler, Dodge, Jeep, Fiat, Lancia, Maserati, Ram Trucks) gehört Maserati seit 2021 zum Stellantis-Konzern.
Text: Toralf Czartowski • Fotos: Unsplash.com, Pixabay.com, Public Domain