Markenlexikon
Die Ursprünge des Wermut (ital. Vermouth) gehen auf den Turiner Weinhändler Antonio Benedetto Carpano zurück, der dieses neue Getränk erstmals 1786 in seinem Likörgeschäft verkaufte. Wermut besteht zu 75 Prozent aus weißem oder rotem Piemont-Wein, Alkohol, Zucker, verschiedenen Extrakten aus Kräutern, Wurzeln, Blüten, Gewürzen, Fruchtschalen und einigen anderen Zutaten (Chinin, Karamell). Vor allem der im Wermutkraut (Artemisia absinthium) enthaltene Bitterstoff Absinthin verleiht dem Wermutwein seinen charakteristischen Geschmack. Im Gegensatz zum Absinth enthält Wermutwein allerdings kein Thujon, da dieses Nervengift nur in sehr hochprozentigem Alkohol löslich ist.
Im Laufe des 19. Jahrunderts begannen in Turin und der näheren Umgebung zahlreiche Weinhersteller mit der Wermut-Produktion, u.a. der Weinhändler Alessandro Martini (1812 – 1905) und der Weinküfer Luigi Rossi. Martini und Rossi übernahmen 1863 eine Turiner Wermut-Destille, in der sie bereits einige Jahre lang als Angestellte gearbeitet hatten. Martini reiste fortan durch Italien, um den Wermut im ganzen Land bekanntzumachen, Rossi kümmerte sich um die Produktion und der Buchhalter Teofilo Sola um die Finanzen. In dieser Zeit exportierte die Firma den roten Martini Rosso bereits in viele europäische Länder; 1867 kam Martini in den USA auf den Markt und vier Jahre später gab es ihn auch in China. Bereits damals konnte Martini seinen Ruf auf dem Weltmarkt durch zahlreiche Auszeichnung auf internationalen Handelsmessen und Austellungen festigen; einige Medaillen sind bis heute auf dem Flaschenetikett abgebildet. Die Nähe zur Hafenstadt Genua, die durch eine Eisenbahnlinie mit Turin verbunden war, dürfte den Expansionsdrang der jungen Firma noch erleichtert haben. Zur Jahrhundertwende kam der strohfarbene Martini Extry Dry auf den Markt, und 1910 folgte der weiße Martini Bianco, der heute meistverkaufte Wermut von Martini. Anfang des 20. Jahrhunderts zog sich die Martini-Familie aus dem Unternehmen zurück. Die Nachkommen Luigi Rossis machten Martini vor allem durch dauerhafte Werbung im großen Stil, u.a. bei internationalen Sport- und Kulturveranstaltungen, zu einer weltweit bekannten Marke. Seit 1992 gehört Martini zum Bacardi-Konzern.
Neben dem Martini-Wermut gibt es auch noch den weltbekannten Martini-Cocktail, der aus Gin und Wermut, mitunter auch noch Wodka, gemixt wird. Sein Ursprung liegt jedoch nicht in Italien, sondern in den USA, genauer gesagt in der alten kalifornischen Goldgräberstadt Martinez bei Oakland, wo er während des Goldrauschs in einer Hafenbar seinen Namen bekam. Ob er dort auch erfunden wurde, ist fraglich. Der berühmteste Martini-Trinker dürfte der Film-Agent James Bond sein, was daran liegt, dass sein Erfinder, der englische Schriftsteller Ian Fleming, ein Martini-Fan war. Ebenso Ernest Hemingway, bei dem das Glas Martini nie weit von der Schreibmaschine weg stand, und auch der frühere US-Präsident Franklin Delano Roosevelt war dem »König der Cocktails« zugetan. Kenner mixen den Martini-Cockail jedoch keineswegs mit Martini-Wermut, sondern mit dem französischen Wermut Noilly Prat, der allerdings seit 1971 zu Martini & Rossi gehört, und dem britischen Bombay Sapphire Gin, der sich im Besitz des Bacardi-Konzerns befindet. Der Original James-Bond-Martini – shaken not stirred – besteht laut Ian Fleming aus drei Teilen Plymouth-Gin, einem Teil Moskovskaya-Wodka und einem halben Teil Lillet-Wermut.