Markenlexikon
Um die Ernährung der Fabrikarbeiter war es im Europa des 19. Jahrhunderts nicht sonderlich gut bestellt. Die Arbeitszeiten waren lang, die Löhne niedrig und die Pausen kurz; für ein vernünftiges Essen fehlten nicht nur Herd, Holz und Wasser, sondern meist auch die Zeit. An Stelle einer warmen Mahlzeit trat nicht selten der Alkohol. Die Folgen waren Krankheiten, Seuchen und eine hohe Kindersterblichkeit.
Der Schweizer Arzt und Fabrikinspektor Fridolin Schuler propagierte daher die Einführung eines nahrhaften Volksnahrungsmittels auf der Basis von eiweißreichen Hülsenfrüchten. Gemeinsam mit dem Kaufmann Julius (Jules) Michaël Johannes Maggi (1846 – 1912), der von seinem italienischen Vater eine Hammermühle in Kempttal geerbt hatte, sowie der Schweizerischen gemeinnützigen Gesellschaft entwickelte er 1884 die ersten Mehle aus getrockneten Hülsenfrüchten.
1886 brachte Maggi die ersten kochfertigen Suppen aus Gemüsemehl auf den Markt. Sie waren wegen des hohen Eiweißgehaltes sehr nahrhaft, schnell zuzubereiten und billig – die perfekte Mahlzeit für schlecht bezahlte Fabrikarbeiter (Maggi-Slogan: »Wer schneller arbeitet, muss auch schneller essen«). Ebenfalls 1886 entwickelte er Maggis Suppenwürze, ein Extrakt aus Pflanzeneiweiß, Wasser, Salz, Aromat, Glutamat und Hefe, mit dem der Gelegenheitskoch so ziemlich alles würzen kann, was es zu würzen gibt, ohne etwas falsch zu machen.
Um seine Produkte weltweit bekannt zu machen eröffnete Julius Maggi nicht nur zahlreiche internationale Niederlassungen (1897 Singen, 1898 Paris, 1907 Bregenz, 1908 Sesto San Giovanni bei Mailand), sondern gründete bereits 1886 eine eigene Presse- und Werbeabteilung, die den Namen Maggi sowie die gelb-rote Firmenfarbe entwickelte und die Produkte in Zeitungsanzeigen, auf Plakaten und Emaille-Schildern anpries.
1890 wurde die 1872 gegründete Firma Maggi in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, die sich 1947 mit dem ebenfalls aus der Schweiz stammenden Nahrungsmittelkonzern Nestlé zusammenschloss.
Maggi stellt heute zahlreiche Fertiggerichte (Bouillons, Brühen, Saucen, Suppen) und Würzmittel her. Seit 1980 gibt es die Fünf-Minuten-Terrine, das Standardgericht aller deutschen Singles.
Text: Toralf Czartowski • Fotos: Pixabay.com, Public Domain