Markenlexikon

LU

Ursprungsland: Frankreich

Der Konditor Jean-Romain Lefévre (1819 – 1883) eröffnete 1846 in Nantes eine kleine Konditorei, wo er vor allem Lebkuchen und Plätzchen nach englischem Vorbild herstellte, die gerade groß in Mode waren. 1850 heiratete er Pauline Isabelle Utile, die sich fortan um die Geschäfte kümmerte, während er selbst weiterhin in der Backstube stand. 1860 gründeten sie schließlich die Firma Lefévre Utile (LU). Ihr Sohn Louis Lefèvre Utile kreierte 1886 den sogenannten »LU Petit-Beurre Nantes«, einen viereckigen Keks mit 52 Rundungen an den Außenkanten, die die 52 Wochen eines Jahres darstellen sollten. Als Vorbild für dieses Muster diente ihm angeblich eine Tischdecke seiner Großmutter. Der Petit LU wurde mit dem originellen Slogan »Wer mich anknabbert, wird nicht widerstehen und wer mich angeknabbert hat, wird es wieder tun.« (»Qui me croque, craque, qui m’a croqué, recroquera«) beworben.

1956 ließ sich der amerikanische Industrie-Designer Raymond Loewy (Air-Force-One-Design, Campbell-Soup-Logo, Coca-Cola-Flasche, Exxon-Logo, Innenraum-Ausstattung der Concorde, Lucky-Strike-Schachtel, Spar-Logo, Shell-Logo, Studebaker-Logo) das rote LU-Logo einfallen, das es in leicht modifizierter Form noch heute gibt.

1968 schloss sich Lefévre Utile mit mehreren anderen Gebäckherstellern zusammen; das neue Unternehmen firmierte zunächst als LU-Brun & Associés, ab 1974 als Céraliment LU Brun. 1977 ging Céraliment LU Brun in den Besitz der belgischen Firma Générale Biscuit/General Biscuits über, die 1965 aus dem Zusammenschluss der beiden Antwerpener Backwarenhersteller De Beukelaer (Prinzen-Rolle) und Parein (TUC) entstanden war. Générale Biscuit vermarktete die Prinzen-Rolle außerhalb des deutschen Sprachraums als LU Prince.

Die 1969 gegründete Schokoladen-Sparte von Générale Biscuit, die als General Chocolate firmierte (Marken: Victoria et Meurisse, Novesia), wurde 1978 an die deutsche Leonard Monheim AG (Trumpf, Mauxion, Van Houten) verkauft. 1986 ging Générale Biscuit in den Besitz des französische Joghurt- und Käsehersteller BSN-Gervais-Danone über.

1999 gründeten der Backwarenhersteller Griesson aus Polch (1892 von dem Bäckermeister Gottlieb Anton Gries gegründet, später in Griesson – Gries & Söhne umbenannt) und General Biscuits Deutschland/Österreich das Jointventure Griesson-de Beukelaer (Polch), das 2007 ganz in den Besitz der Griesson-Eigentümer Heinz Gries und Andreas Land überging. Im gleichen Jahr veräußerte die Danone Group ihre komplette Gebäcksparte mit den Marken LU, Mikado, Pépito, Pim's, Prince und TUC an den US-Nahrungsmittelkonzern Kraft Foods (Capri-Sun, Jacobs-Kaffee, Kraft Käse, Kraft Ketchup, Maxwell House, Milka, Miracle Whip, Mirácoli, Nabisco, Oreo, Philadelphia, Toblerone, Velveeta).

2012 benannte sich Kraft Foods in Mondelēz International um und verkaufte das nordamerikanische Nahrungsmittelgeschäft (USA, Kanada) unter dem Namen Kraft Foods Group (seit 2015 The Kraft Heinz Company) anschließend an seine Aktionäre. Die Süßwaren und Knabberartikel (Cadbury, Chips Ahoy, Côte d'Or, LU, Marabou, Milka, Mikado, Nabisco, Oreo, Prince, Ritz Cracker, Suchard, Toblerone, TUC) kamen dadurch komplett zu Mondelēz.

In Deutschland und Österreich wird das Prinzen-Sortiment (u.a. Prinzen-Rolle, Prinzen-Taler, Prinzen-Rolle Minis, Prinzen Rolle Pocket) von Griesson-de Beukelaer hergestellt und vermarktet. Die Marke Prinzen-Rolle gehört jedoch dem Mondelēz-Konzern, der den Doppelkeks in vielen anderen Ländern als LU Prince verkauft. Inzwischen werden auch die TUC Cracker unter der Dachmarke LU vermarktet. In einigen Ländern tragen die Mikado/Pocky-Schokoladen-Keks-Stangen, die von der japanischen Firma Ezaki Glico stammen, aber in Europa unter Lizenz von Mondelēz hergestellt und vertrieben werden, ebenfalls das LU-Label.

Text: Toralf Czartowski