Markenlexikon
Louis Vuitton (1821 – 1892) kam 1837 als 16-jähriger nach Paris und ging bei einem Koffermacher und -packer in die Lehre. Mit 30 war er bereits Kofferpacker bei Eugénie, der Frau des französischen Kaisers Napoleon III. Damals glichen die Koffer jedoch eher sperrigen Kisten, die zwar für den Transport in Postkutschen geeignet waren, wo man die Kisten einfach aufs Dach laden konnte, nicht jedoch für die Eisenbahn oder für Schiffe, wo meist wenig Platz war. 1854 eröffnete Vuitton in der Rue Neuve-des-Capucines 4, nicht weit vom Place Vendôme entfernt, eine eigene Werkstatt und begann, schmale und edle Koffer herzustellen. 1859 errichtete er eine eigene Fabrik im Pariser Vorort Asnières, wo anfangs 20 Mitarbeiter beschäftigt waren. Bald belieferte Louis Vuitton nicht nur die französische Kaiserin, sondern auch so illustre Kunden wie den Pascha von Ägypten, den Herzog und die Herzogin von Windsor, den französischen Forschungsreisenden Pierre Savorgnan de Brazza und später auch Charles Lindbergh, Ernest Hemingway, Douglas Fairbanks und Leopold Stokowski.
Nach dem Tod des Gründers, wurde das Unternehmen von seinem Sohn Georges weitergeführt. Die Firma Louis Vuitton wurde im 20. Jahrhundert zum führenden Koffer- und Reisetaschenhersteller für die Aristokratie der westlichen Welt. 1914 eröffnete das Unternehmen ein neues Geschäft am Champs-Élysées; bald darauf entstanden weitere Läden in Alexandria, Bombay, Buenos Aires, London, New York und Washington. Das weltbekannte LV-Logo, das die Produkte von Louis Vuitton bis heute ziert, entwickelte Georges Vuitton 1896, um sich von den Nachahmern seiner Kofferdesigns abzuheben. Ab den frühen 1930er Jahren fertigte Louis Vuitton auch Damen-Handtaschen, Geldbörsen und Brieftaschen.
In den 1960er und 1970er Jahren ging jedoch die Nachfrage nach den großen und teuren Louis-Vuitton Koffern und Taschen stark zurück. Vor allem Geschäftsleute, die nun mit dem Flugzeug oder Auto reisten, benutzten lieber Hartschalenkoffer von Samsonite, die damals groß in Mode waren. Mitte der 1970er Jahre hatte die Firma, die sich noch immer im Besitz der Gründer-Familie befand, nur noch 60 Angestellte und zwei Boutiquen in Paris und Nizza. Um dem entgegenzusteuern, erschloss sich Louis Vuitton in den nächsten Jahren unter der Leitung von Henry Racamier, dem Ehemann von Odile Vuitton, den Luxus-Massenmarkt (vor allem Handtaschen). In dieser Zeit eröffnete Louis Vuitton die ersten Boutiquen in Asien (1978 Tokyo, Osaka; 1985 Seoul). 1984 ging das Unternehmen an die Börse.
1987 schloss sich die Louis Vuitton S.A. mit dem Champagner- und Cognac-Hersteller Moët Hennessy (Dom Pérignon, Hennessy, Moët & Chandon) zur LVMH-Gruppe zusammen (Louis Vuitton Moët Hennessy). LVMH erwarb in den nächsten Jahren noch diverse Luxuslabels wie Christian Dior (1987), Givenchy (1988), Kenzo (1993), Berluti (1993), Guerlain (1994), TAG-Heuer (1999), Ebel (1999), Zenith (1999), DKNY/Donna Karan (2000), Fendi (2002), Hublot (2008) und Bulgari (2011).
Seit 1997 gibt es von Louis Vuitton eine Prêt-à-porter-Modelinie für Damen und Herren - inkl. Accessoires wie Gürtel, Handschuhe, Kopfbedeckungen, Krawatten, Manschettenknöpfe, Modeschmuck, Schlüsselanhänger, Sonnenbrillen, Foulards und Schals. Von 1997 bis 2013 war der Mode-Designer Marc Jacobs der künstlerische Leiter dieser Kollektionen. Jacobs kreierte 2001 auch eine hochpreisige Schmuckkollektion.
2002 brachte Louis Vuitton die ersten eigenen Armbanduhren für Damen und Herren auf den Markt; gefertigt wurden sie in einem Technologiezentrum in La Chaux-de-Fonds, das auch von den LVMH-Uhrenherstellern TAG Heuer und Zenith genutzt wird.
Text: Toralf Czartowski • Fotos: Unsplash.com, Pixabay.com, Public Domain