Markenlexikon
Der Physiker und Elektrotechniker Siegmund Loewe (1885 – 1962) gründete Anfang 1923 zusammen mit seinem Bruder David Ludwig Loewe (1882 – 1936) in Berlin-Friedenau drei Firmen, die Elektronenröhren, Lautsprecher, Radioempfänger und Widerstände produzierten. Im Oktober 1923 wurde die erste Radiosendung in Deutschland ausgestrahlt. Um diese Sendungen empfangen zu können, brauchte man Radioempfänger. 1924 kam eine weitere Produktionsstätte in Berlin-Steglitz hinzu. Zur gleichen Zeit entwickelte Manfred von Ardenne (1907 – 1997) für Loewe eine der ersten Mehrsystemröhren. Die Dreifachröhre kam erstmals in dem Ortsempfänger Loewe OE 333 (1926 – 1931) zu Einsatz. Dieses Gerät verkaufte sich außerordentlich gut und gilt als erster Volksempfänger, lange bevor die Nationalsozialisten diesen Begriff für ihren Einheitsradioapparat nutzten, den alle großen deutschen Radiofirmen herstellen mussten. 1929 wurden die drei Loewe-Firmen in einen Unternehmen zusammengeschlossen.
Im August 1931 führte Manfred von Ardenne am Loewe-Stand auf der Internationalen Funkausstellung in Berlin die von ihm entwickelte elektronische Fernsehübertragung mit Kathodenstrahlröhre (Braun'sche Röhre) der Weltöffentlichkeit vor. Damit war die Grundlage für den Aufstieg des Fernsehens gelegt. Auf der Funkausstellung 1933 präsentierte Loewe das erste serienreife elektronische Fernsehgerät. 1938 folgte eine Kombinationstruhe mit eingebautem Fernseher, Radio und Plattenspieler.
Nach dem Regierungsantritt der Nationalsozialisten wurden die Gründer, die einer christlich-jüdischen Familie entstammten, aus dem Unternehmen gedrängt. David Loewe ging bereits 1933 erst in die Schweiz, dann nach Großbritannien. Siegmund Loewe ließ sich 1938 in den USA nieder, wo er eine neue Firma gründete. Um den jüdischen Hintergrund des Unternehmens zu verschleiern, wurde die Firma 1940 erst in Löwe Radio umbenannt und 1942 in Opta Radio. Während des Zweiten Weltkriegs stellte das Unternehmen hauptsächlich Funktechnik für die Luftwaffe her. 1941 wurde Löwe ein Funkgerätewerk aus Leipzig angegliedert. Im Frühjahr 1945, als sich der baldige Fall Berlins abzeichnete, verlagerte man die Produktion nach Küps bei Kronach.
1946 nahmen die Opta-Werke in Berlin, Küps und Leipzig die Produktion von Radiogeräten und Elektronenröhren wieder auf. Von 1946 bis 1967 gab es auch ein Werk in Düsseldorf. Die ostdeutschen Werke wurden 1948 enteignet. Zu gleichen Zeit verlegte man die fränkische Produktion von Küps nach Kronach. 1949 erhielt Siegmund Loewe das Unternehmen wieder zurück, woraufhin der Firmenname in Loewe-Opta geändert wurde. Neben Radio- und Fernsehgeräten produzierte Loewe in den 1950er und 1960er Jahren auch Tonbandgeräte (ab 1950; Optaphon) und Videorekorder (ab 1961; Optacord). Die Radiogeräteproduktion wurde 1978 eingestellt, was auch das Ende des Berliner Werkes bedeutete. 1981 brachte Loewe den ersten Stereofernseher in Europa auf den Markt.
Von 1962 bis 1985 gehörte die Loewe Aktiengesellschaft indirekt teilweise zum Philips-Konzern (über Tochtergesellschaften der Philips Gruppe), in den 1990er Jahren war Panasonic eine Zeit lang an Loewe beteiligt und in den 2000er Jahren Sharp. 1999 ging Loewe an die Frankfurter Börse.
Der starke Preiskampf in der übersättigten Branche und die Fokussierung auf hochpreisige in Deutschland gefertigte Audio- und Fernsehgeräte führten in den 2010er Jahren zu mehreren Insolvenzen, Rettungsversuchen und Neuausrichtungen (2013/2014, 2019). Seit 2019 gehört das Unternehmen, das nun als Loewe Technology firmiert, dem zyprischen Investor Skytec.
Text: Toralf Czartowski