Markenlexikon
Die Brüder Karl und Theodor Albrecht hatten 1962 ihren ersten Discountmarkt unter dem Namen Aldi (ALbrecht + DIscount) in Dortmund eröffnet und damit in Deutschland ein vollkommen neues Marktsegment etabliert. Anfang der 1970er Jahre folgte die Konkurrenz: 1972 Tengelmann mit Plus (Prima Leben Und Sparen) und 1973 Lidl & Schwarz sowie REWE mit dem Penny-Markt.
Die Schwarz-Familie, die hinter Lidl & Schwarz steht, hatte zu diesem Zeitpunkt schon eine lange Karriere im Einzelhandelsgeschäft hinter sich. Bereits 1930 war der Kaufmann Josef Schwarz (1903 – 1977) als Teilhaber in die Heilbronner Südfrüchte-Großhandelsfirma A. Lidl & Comp. eingestiegen und hatte das neue Unternehmen Lidl & Schwarz KG zu einem Lebensmittelgroßhandel ausgebaut. 1954 trat Lidl & Schwarz der kurz zuvor gegründeten Handelskette A&O (Leistungsgemeinschaft für Alle Offenburg; heute Markant), einer Kooperation von rund 20 Lebensmittelgroßhandlungen, bei. 1957 begann Josef Schwarz' Sohn Dieter (* 1939) seine Ausbildung zum Kaufmann in der väterlichen Firma, 1963 wurde er Miteigentümer. 1968 eröffnete Dieter Schwarz in Backnang bei Stuttgart den ersten Lebensmittel-Verbrauchermarkt unter dem Namen Handelshof; da dieser aus dem deutschen Wortschatz stammende Begriff nicht schützbar ist, gibt es auch in anderen Regionen Deutschlands Handelsfirmen mit diesem Namen, die aber nichts mit der Schwarz-Gruppe zu tun haben. 1972 zog das Unternehmen in das Gewerbegebiet Röteln zwischen Neckarsulm und Heilbronn um.
Zu dieser Zeit kam Dieter Schwarz auf die Idee, nach dem Vorbild der Albrecht-Brüder eine eigene Discountkette aufzubauen. 1973 eröffnete er in Ludwigshafen den ersten Lidl-Markt. Da es sich bei diesem Markt zunächst um eine von Lidl & Schwarz unabhängige Firma handelte, konnte er den Namen Lidl aus rechtlichen Gründen nicht verwenden. Der Junior bewies jedoch eine gehörige Portion Cleverness, als er dem pensionierten Lehrer Ludwig Lidl für 1000 Mark dessen Namensrechte abkaufte. 1977, als Josef Schwarz starb, gab es bereits 30 Lidl-Filialen. Zu dieser Zeit stand auch das Lidl-Ladenkonzept nach einer mehrjährigen Experimentierphase endgültig fest.
1984 erschloss sich die Schwarz-Gruppe mit der Eröffnung des ersten Kaufland-SB-Warenhauses in Neckarsulm neben den Discount-Lebensmittelmärkten (Lidl) und den Großflächen-Verbrauchermärkten (Handelshof) ein weiteres Betätigungsfeld. 1989 begann Lidl mit der Expansion ins Ausland, zunächst nach Frankreich. Inzwischen gibt es in fast allen europäischen Ländern Lidl-Filialen, außerdem in den USA (seit 2017). Momentan gibt es weltweit 11.000 Filialen in 29 Ländern (Stand: 2020). Ab 1998 eröffneten auch die ersten Kaufland-Warenhäuser außerhalb Deutschlands (1998 Tschechien, 2000 Slowakei). Im Jahr 2020 gab es 1.300 Filialen in acht europäischen Ländern. Der zeitweilig bei einigen SB-Warenhäusern verwendete Name KaufMarkt wurde 2010 aufgegeben.
1999 zog sich Dieter Schwarz aus der operativen Konzernleitung zurück und übertrug seinen Anteil auf die gemeinnützige Dieter-Schwarz-Stiftung gGmbH (Neckarsulm); Gegenstand der Stiftung ist die Förderung von Bildung und Erziehung. Über die Schwarz Beteiligungs GmbH (99,9 Prozent, keine Stimmrechte) ist dieses Unternehmen die Muttergesellschaft der Lidl Stiftung & Co. KG (Lidl) und der Kaufland Stiftung & Co. KG (Kaufland, Handelshof, Concord). Die restlichen 0,1 Prozent der Kapitalanteile und 100 Prozent der Stimmrechte gehören der Schwarz Unternehmenstreuhand KG.
Text: Toralf Czartowski • Fotos: Unsplash.com, Public Domain