Markenlexikon

Leonardo

Ursprungsland: Italien

Der italienische Fahrzeughersteller Fiat begann 1908 mit der Produktion von Flugmotoren. Für diese Aktivitäten gründete Fiat 1916 die Tochtergesellschaft Società Italiana Aviazione (S.I.A.), die 1918 in Fiat Aviazione umbenannt wurde. Ende 1917 startete das erste Flugzeug von Fiat, der Doppeldecker S.I.A. 1200, zum Jungfernflug. Während der beiden Weltkriege avancierte Fiat neben Piaggio zum wichtigsten Flugzeughersteller Italiens (Jäger, Bomber, Schulflugzeuge).

Anfang der 1950er Jahre entwickelte Fiat Aviazione den ersten italienischen Düsenjäger, den Strahltrainer Fiat G.80, der im Dezember 1951 seinen Jungfernflug absolvierte. Das Strahltriebwerk stammte von den britischen Firmen De Havilland und Rolls-Royce. 1955 gewann das Nachfolgemodell Fiat G.91 eine NATO-Ausschreibung für ein leichtes Jagdflugzeug, sodass dieses Modell auch in Deutschland in Lizenz gebaut wurde. In den 1950er Jahren war Fiat an der Lizenzproduktion der italienischen Variante des US-Kampfflugzeuges Lockheed F-104 Starfighter beteiligt. Ab 1962 entwickelte Fiat Aviazione das militärische Transportflugzeug G.222 (Erstflug 1970), das unter der Bezeichnung C-27J Spartan bis heute produziert wird.

1969 entstand aus den Flugzeugbauaktivitäten von Fiat Aviazione, Aerfer (Industrie Meccaniche Meridionali Aeronautiche e Ferrotranviarie) und Filotecnica Salmoiraghi der Luft- und Raumfahrt-Konzern Società Aerospaziale Italiana (Aeritalia), der 1976 in den Besitz des Staatskonzerns IRI (Istituto per la Ricostruzione Industriale) überging. Fiat selbst beschränkte sich seit dieser Zeit wieder auf Flugzeugtriebwerke.

Aeritalia gehörte 1969 neben der British Aircaft Corporation (BAC) und Messerschmitt-Bölkow-Blohm (MBB) zu den Gründern des Jointventures Panavia Aircraft, das in den 1970er Jahren den Kampfjet MRCA Tornado entwickelte, ebenso ab 1986 zum Eurofighter-Konsortium (British Aerospace/BAE Systems, MBB, Aeritalia). Daneben produzierte Aeritalia auch Komponenten für zivile Verkehrsflugzeuge.

1982 gründeten der französische Luft- und Raumfahrtkonzern Aérospatiale (heute Airbus) und Aeriatlia das Jointventure ATR (Avions de transport régional/Aerei da Trasporto Regionale), das in den beiden Werken Blagnac bei Toulouse und Neapel die Turboprop-Regionalverkehrsflugzeuge ATR 42 (Erstflug 1984) und ATR 72 (Erstflug 1988) produziert. Beide Modelle gibt es als zivile und militärische Varianten für den Passagier- und Frachttransport.

1990 fasste der Staatskonzern IRI seine Luft- und Raumfahrtaktivitäten unter dem Dach der Tochtergesellschaft Finmeccanica zusammen; gleichzeitig entstand aus Aeritalia und Selenia Spazio das neue Unternehmen Alenia. 1994 übernahm Finmeccanica den italienischen Hubschrauberhersteller Agusta, dem auch der Flugzeughersteller SIAI-Marchetti gehörte. Aus dem Zusammenschluss der Hubschrauberhersteller Agusta und Westland Helicopters (Großbritannien) entstand 2000 AgustaWestland.

Leonardo
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Im Jahr 2000 wurde die Finmeccanica-Gruppe teilprivatisiert; der italienische Staat hielt aber immer noch einen bedeutenden Anteil der Aktien. 2012 schlossen sich Alenia Aeronautica und Aermacchi (Flugboote, Jagdflugzeuge, Schulflugzeuge) zusammen (Alenia-Aermacchi).

2016 wurden die Finmeccanica-Tochtergesellschaften AgustaWestland (Hubschrauber), Alenia-Aermacchi (Flugzeuge), Oto Melara (Panzerfahrzeuge, Kanonen, Schiffsgeschütze, Raketen), Selex ES (Flugsicherungsanlagen) und Whitehead Alenia Sistemi Subacque (Torpedos, Torpedo-Abwehrsysteme, Sonare) in ein neues Unternehmen mit dem alten Namen Finmeccanica eingebracht. Mehrere andere Geschäftsfelder waren zuvor verkauft worden (Energie, Omnibusse, Schienenfahrzeuge).

Seit 2017 firmiert das Unternehmen als Leonardo – benannt nach dem italienischen Universalgelehrten Leonardo da Vinci, der neben seinen vielfältigen Aktivitäten auch diverse Flug- und Kriegsgeräte entworfen hatte (Belagerungsgeräte, Luftschrauben, Panzer, U-Boote).

Leonardo produziert u.a. Avionik, Flugzeugkomponenten (für Airbus, Boeing, Dassault, Embraer, Sukhoi), Hubschrauber (zivile und militärische Hubschrauber), Militärflugzeuge (u.a. Eurofighter Typhoon, C-27J Spartan), Munition, Radartechnik, Radpanzer, Raumfahrttechnik, Schiffsgeschütze, Sicherheits- und Informationssysteme (Flugsicherungssysteme, Überwachungssysteme), unbemannte Luftfahrzeuge und Regionalverkehrsflugzeuge (ATR).

Darüber hinaus ist Leonardo an mehreren Jointventures beteiligt: ATR Avions de Transport Régional (mit Airbus), Eurofighter (mit Airbus und BAE Systems), MBDA Missile Systems (mit Airbus und BAE Systems), Sukhoi Superjet 100 (mit Sukhoi), Thales Alenia Space (mit Thales) und Telespazio (mit Thales).

Der Leonardo-Hauptsitz befindet sich in Rom, Produktionsstandorte gibt es u.a. in Anagni, Brindisi, Cameri, Cascina Costa di Samarata, Foggia, Frosinone, Grottaglie, Neapel, Philadelphia (USA), Pomigliano d’Arco, Swidnik (Polen), Tarent, Tessèra, Turin, Venegono bei Varese, Vergiate und Yeovil (Großbritannien).

Text: Toralf Czartowski • Fotos: Public Domain