Markenlexikon

Lambretta

Ursprungsland: Italien

Ferdinando Innocenti (1891 – 1966) gründete 1931 in Lambrate bei Mailand eine Stahlrohrfabrik, die während des Zweiten Weltkriegs vor allem Munition und Fahrzeugteile fertigte. Als der Krieg vorbei war, musste sich das Unternehmen nach neuen Geschäftsfeldern umsehen. Nachdem der Flugzeughersteller Piaggio 1946 den Motorroller Vespa auf den Markt gebracht hatte, der sich außerordentlich gut verkaufte, folgte Innocenti 1947 mit der Lambretta (benannt nach Lambrate). Der Lambretta-Roller wurde ein ebenso großer Erfolg wie die Vespa. Und genauso wie Piaggio vergab Innocenti auch Produktionslizenzen an andere Hersteller, u. a. an Firmen in Argentinien, Brasilien, Deutschland, Frankreich, Indien, Kolumbien, Spanien und Taiwan. Ab 1949 entstand auf Basis der Lambretta der dreirädrige Roller Lambro, der sich an der Ape von Piaggio orientierte.

Der Erfolg der Lambretta führte dazu, dass Innocenti auch in den Automobilbau einstieg. Bei den Innocenti-Fahrzeugen handelte es sich allerdings um keine Eigenentwicklungen, sondern um Modelle der British Motor Corporation (Austin A40, Austin Allegro, Austin Mini), später auch anderer Hersteller (Fiat, Zastava/Yugo). Nach dem Tod des Gründers ging Innocenti 1966 in den Besitz des BMC-Nachfolgers British Motor Holdings (ab 1967 British Leyland) über.

Da das Geschäft mit Zweirädern infolge des Autobooms in den 1960er Jahren immer schlechter lief, stellte British Leyland die Produktion der Roller und Dreiräder 1971 ein. Die Fertigungsmaschinen wurden 1972 an die indische Regierung verkauft, die daraufhin in Lucknow die Firma Scooter India Ltd. (S.I.L.) gründete, die noch bis Ende der 1990er Jahre Roller und Dreiräder auf Basis der Lambretta für den asiatischen Markt baute (unter dem Namen Vikram). Auch der spanische Lizenznehmer Serveta produzierte bis Mitte 1980er Jahre Lambretta-Nachbauten (unter den Namen Lince, Lynx und Jet). Innocenti wurde 1975 von dem Sportwagenhersteller De Tomaso übernommen und 1990 schließlich vom Fiat-Konzern, der die Marke Innocenti 1997 aufgab.

2018 wurde die Marke Lambretta von dem Schweizer Unternehmen Innocenti aus Lugano (Eigentümer der Marken Innocenti, Lambretta und Lambro) und der österreichischen KSR Group (Importeur von Zweirädern aus China, Indien und Thailand) reaktiviert. Produziert werden die neuen Lambrettas in Taiwan. Die Motoren liefert das Unternehmen Sanyang Motor (SYM) zu. Das Design stammt von dem Salzburger Designstudio Gerald Kiska, das auch für Zweirad-Hersteller wie KTM und Husqvarna tätig ist.

Text: Toralf Czartowski • Fotos: Unsplash.com, Pixabay.com, Public Domain

Lambretta
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