Markenlexikon

Lamborghini

Ursprungsland: Italien

Ferruccio Lamborghini (1916 – 1993), der 1948 in Pieve di Cento die Firma Lamborghini Trattici gegründet hatte und neben Traktoren auch Klima- und Heizungsanlagen produzierte, fuhr bereits seit 1947 Autorennen mit selbst umgebauten Fiat-Modellen. Mit den Gewinnen aus der Traktoren-Produktion gründete er 1963 in Sant'Agata Bolognese eine zweite Firma zum Bau von Sportwagen. Das erste Fahrzeug, das den Namen Lamborghini trug, war der 350 GT (1964 – 1967) mit einer Karosserie von Franco Scaglione (Carrozzeria Touring). Auf dem 350 GT basierten auch der 400 GT, der von Carrozzeria Touring und Carrozzeria Marazzi gebaut wurde, und der Islero (1968 – 1970). 1966 kam der Miura (1966 – 1975) auf den Markt, für den Gian Paolo Dallara (Konstruktion) und Marcello Gandini (Karosserie) verantwortlich zeichneten. Mit dem Espada (1968 – 1978) bot Lamborghini auch einen viersitzigen Gran Turismo an, außerdem den kleineren Urraco (1973 – 1979), der mit Sportwagen wie Ferrari Dino 246 und Porsche 911 konkurrierte.

1968 verkaufte Lamborghini 51 Prozent der Sportwagenfirma an den Schweizer Investor Georges-Henri Rosetti. Die verbleibenden Anteile erwarb 1973 der Schweizer Bauunternehmer René Leimer. Der Durchbruch gelang Lamborghini mit dem von Marcello Gandini (Bertone) gestylten kantigen Countach (1973 – 1990), den viele bis heute für den vollkommenen Sportwagen halten. Trotzdem ging es mit der Firma nach dem Ausscheiden des Gründers stetig bergab; 1978 musste Lamborghini schließlich Konkurs anmelden. Danach gaben sich die Besitzer die Klinke in die Hand. 1981 ersteigerten die Schweizer Brüder Patrick, Jean-Claude und Robert Mimran das Unternehmen, 1987 wurde Chrysler neuer Eigentümer, 1994/1995 ein indonesisch-malaysisches Konsortium und 1998 schließlich die Volkswagen-Tochter Audi.

Lamborghini
Lamborghini

In der Zwischenzeit waren noch die Einstiegsmodelle Silhouette (1976 – 1979) und Jalpa (1981 – 1988) sowie der von Marcello Gandini gestylte Countach-Nachfolger Diablo (1990 – 2001) auf den Markt gekommen, der eine Weile das schnellste Serienfahrzeug der Welt war (337 km/h), außerdem zahlreiche Design-Studien, Prototypen und Einzelstücke, die aber nie in Serie gingen. Von 1982 bis 1993 baute Lamborghini den Geländewagen/Pickup LM002, der auf den Militärgeländewagen Cheetah zurückgeht, mit dem die Italiener in den späten 1970er Jahren an einer Aussschreibung der U.S. Army für einen Jeep-Nachfolger teilgenommen hatten. Der Auftrag ging dann aber an AM General (HUMVEE, Hummer).

Neuere Lamborghini-Modelle waren/sind der Murciélago (2002 – 2010), der Gallardo (2003 – 2013), der Aventador (2011 – 2022), der Veneno (2013 – 2015), der Huracán (seit 2014), der Centenario (2016 – 2018), der Sián (seit 2019; das erste in Serie gebaute Hybridfahrzeug von Lamborghini), der Essenza SCV12 (seit 2020), der Countach LPI 800-4 (seit 2022) und der Revuelto (seit 2023) – ausnahmslos Sportwagen und Supersportwagen mit Straßenzulassung, die auch im Motorsport eingesetzt werden. Eine Ausnahme ist das SUV Urus (seit 2017), das auf der MLBevo-Plattform des Volkswagen-Konzerns basiert (Audi A4-A8, Audi Q5/7/8, Bentley Bentayga, Porsche Cayenne III, VW Touareg, VW Phidon).

Ferruccio Lamborghini, der sich nach dem Verkauf seiner Firma vor allem mit dem Weinanbau beschäftigte, starb im Februar 1993 im Alter von 77 Jahren. Der gleichnamige Traktorenhersteller gehört seit 1972 zum italienischen Landmaschinenhersteller Same Trattori aus Treviglio, inzwischen ein Teil der italienisch-deutschen Same-Deutz-Fahr Group (SDF).

Text: Toralf Czartowski • Fotos: Unsplash.com, Pixabay.com, Public Domain