Markenlexikon

Kellogg's

Ursprungsland: USA

William Keith Kellogg (1860 – 1951) war zunächst Besenverkäufer in seiner Heimatstadt Battle Creek/Michigan. 1880 nahm er eine Stellung als Buchhalter im örtlichen Krankenhaus an, das sein älterer Bruder John Harvey Kellogg (1852 – 1943), ein promovierter Arzt, leitete. Schon bald half er seinem Bruder auch bei der Entwicklung vegetarischer Kost für die Patienten, da Fleisch im Sanatorium verboten war. Die Kellogg-Familie gehörte den Sieben-Tage-Adventisten an, eine Religionsgemeinschaft, die eine recht spartanische Lebensweise praktizierte (kein Fleisch, kein Alkohol, kein Tabak, kein Kaffee). Mehrere Jahre experimentierten die Brüder mit allerlei Getreideprodukten, die einerseits eine bessere und schnellere Heilung bewirken, andererseits das eintönige Brot ergänzen sollten.

Der Durchbruch kam 1894 eher durch Zufall. Eines Tages vergaßen sie eine Portion gekochten Weizen wegzukippen, mit dem man einen Teig zubereiten wollte. Am nächsten Morgen walzten sie die aufgequollenen Weizenkörnern platt und trockneten sie anschließend im Ofen. Das Ergebnis waren dünne, knusperige Weizen-Flocken. Den Krankenhausinsassen müssen diese Flocken so gut geschmeckt haben, dass sie auch nach ihrer Entlassung nicht mehr davon lassen wollten. Charles William Post (1854 – 1914), ein ehemaliger Patient des Sanatoriums, gründete 1895 in Battle Creek sogar eine Firma, die eine eigene Variante der Weizenflocken produzierte. Die Firma Post gehört bis heute zu den führenden Zerealienherstellern.

Die Kellogg-Brüder gründeten 1897 die Sanitas Food Company, eine kleine Versandhandelsfirma, die die Flakes an ehemalige Patienten verschickte. Der strenge und exzentrische John Harvey Kellogg, der mehr an der medizinischen Forschung interessiert war, überließ die Flakes-Produktion seinem Bruder William. Der erwies sich nicht nur als erfolgreicher Produktentwickler, sondern auch als cleverer Marketingstratege. Erst entwickelte er eine besser schmeckende Variante aus Mais, dann fügte er den Flakes Rohrzucker bei – zum Ärger seines Bruders, der die Verwendung von Zucker in seinem Krankenhaus strikt verboten hatte – und schließlich schaffte er den zu medizinisch klingenden Namen Sanitas ab. Mittels Anzeigen in Zeitungen und Großplakaten machte er die Corn Flakes allmählich einem größeren Kundenkreis bekannt.

Kellogg's
Kellogg's

1906 gründete William gemeinsam mit dem ehemaligen Patienten Charles D. Bolin, einem Versicherungsvertreter aus St. Louis/Missouri, die Battle Creek Toasted Corn Flake Company, die 1922 in Kellogg Company umbenannt wurde. Die Verbindung zu John Harveys Krankenhaus brach bald ab und nach einem längeren Rechtsstreit verlor der ältere Bruder 1917 sogar das Recht, seinen eigenen Namen auf Produkten des Sanatoriums zu verwenden.

Über Kanada (1914), Australien (1924) und Europa (1938) traten die Corn Flakes und zahlreiche weitere Varianten (1909 Toasted Rice Flakes, 1915 Bran Flakes, 1916 All Bran, 1928 Rice Krispies, 1942 Raisin Bran, 1952 Sugar Frosted Flakes, 1959 Special K, 1959 Sugar Pops, 1972 Sugar Smacks, 1975 Frosted Ice, 1981 Nutri-Grain, 1984 Raisin Squares, 1984 Honey Smacks, 1985 Fruitful Bran) dann ihren Siegeszug um die Welt an. Die Werbefigur »Tony the Tiger« wurde erstmals 1952 zur Vermarktung der Sugar Frosted Flakes verwendet. Heute werden die Kellogg's-Produkte in zahlreichen Ländern hergestellt (u.a. Australien, Indien, Großbritannien, Kanada, Mexiko, Spanien, Südkorea, USA) und nahezu in der ganzen Welt verkauft.

William Kellogg beschäftigte sich nach seinem Rückzug aus der aktiven Geschäftsleitung 1929 mit der Pferdezucht und mit wohltätigen Projekten. Er stiftete Schulen für lernbehinderte Kinder, Jugendzentren und Zentren für bildende Künste, finanzierte landwirtschaftliche Projekte, unterstützte langjährige Beschäftigte seines Unternehmens, die in eine finanzielle Notlage geraten waren, und 1930 rief er die W. K. Kellogg Foundation ins Leben, die sich um benachteiligte Kinder kümmerte. Heute ist die W. K. Kellogg Foundation eine der größten Stiftungen der USA. William Kellogg starb 1951 im Alter von 91 Jahren; sein Bruder war bereits 1943 verstorben, ebenfalls 91-jährig.

2023 teilte sich die Kellogg Company in zwei Unternehmen auf: Kellanova (Chicago/Illinois; International) und WK Kellogg Co (Nordamerika). Beide Unternehmen verwenden weiterhin den Markennamen Kellogg's. Produkte, die nicht zu den Zerealien gehören (u.a. Bisquits, Crackers, Chips, Fruchtgummi, vegane und vegetarische Lebensmittel, Waffeln), blieben bei Kellanova.

Inzwischen stoßen die Produkte von Kellogg's bei amerikanischen und europäischen Verbraucherschützern zunehmend auf Kritik, einerseits wegen des hohen Zucker- und Salzgehalts, andererseits wegen der künstlichen Anreicherung mit zuviel Mineralstoffen (Eisen, Kalzium) und Vitaminen. Diese Kritik betrifft allerdings nicht nur Kellogg's, sondern auch andere Zerealienhersteller wie General Mills, Nestlé, Post oder Quaker Oats.

Text/Foto: Toralf Czartowski