Markenlexikon

Joop

Deutschland

Wolfgang Joop (* 1944), der zunächst Werbepsychologie und Kunstpädagogik studiert hatte, begann seine Designer-Karriere 1971 als Journalist für das Frauenmagazin Neue Mode und als Freelancer für verschiedene Modefirmen. Kurz zuvor hatte er gemeinsam mit seiner damaligen Frau Karin Benatzky einen Design-Wettbewerb der Modezeitschrift Constanze gewonnen. 1978 stellte er seine erste eigene Pelzkollektion vor. Wegen seiner breitschultrigen, militärischen Schnitte hieß er in der Branche bald »Preussischer Modeschöpfer«. 1982 folgte eine komplette Prêt-à-porter-Damenkollektion und 1985 eine für Herren. Produziert wurden die Artikel zunächst bei dem Textilhersteller Artur Erlhoff in Ellrau.

1987 gründete Joop eine eigene Firma, die Joop GmbH, die Herstellungs-Lizenzen für Herrenbekleidung (Windsor), Damenmode (Jobis), Hemden (Seidensticker), Parfums (Coty/Lancaster), Brillen (Menrad), Jeans (Mustang), Socken (Falke), Bettwaren (Billerbeck) und Uhren (Junghans) vergab. Nachdem sich Joop mit seinem Geschäftsführer Herbert Frommen, dem früheren Chef der Coty-Tochter Lancaster verstritten hatte, suchte er sich mit Peter Littmann, den Vorstandsvorsitzenden der Hamburger Wünsche AG (Cinque, Jansen), einen neuen Partner; Littmann war von 1993 bis 1997 Vorstandschef der angeschlagenen Hugo Boss AG gewesen, die er mit einer strategischen Neuausrichtung wieder auf Kurs gebracht hatte. 1998 verkaufte Wolfgang Joop 95 Prozent der Joop GmbH an die Wünsche AG, blieb aber weiterhin Chef-Designer. Doch der Wünsche AG, die aus Joop ein internationales Top-Designer-Label machten wollte, fehlten letztlich die finanziellen Mittel. Im Oktober 1999 verließ Littmann das Unternehmen und Anfang 2001 verkaufte Joop seine verbliebenen Anteile an die Wünsche AG, die im März 2002 Insolvenzantrag stellen musste.

2002 wurde die Joop GmbH schließlich von drei Joop-Lizenznehmern übernommen: der schweizerischen Strellson AG (die Firma gehört den früheren Boss-Eigentümern Uwe und Jochen Holy), dem deutsch-chinesischen Luxusgüterkonzern Egana-Goldpfeil mit Sitz in Hongkong (Accutron, Apollo, Bulova, Comtesse, Dugena, Goldpfeil, Junghans, Pierre Cardin, Salamander, Sioux) und dem New Yorker Parfumkonzern Coty.

Wolfgang Joop gründete 1999 in seiner Geburtsstadt Potsdam die neue Firma Wunderkind, die sich zunächst mit der Förderung junger Designer beschäftigte und 2004 in New York ihr Debüt als Modelabel feierte. Daneben schrieb er mehrere Bücher (2001 »Das kleine Herz«, 2002 »Hectic Cuisine«, 2002» Stillstand des Flüchtigen«, 2003 »Im Wolfspelz«). Seine 1968 geborene Tochter Henriette Elisabeth Joop betreibt seit 1996 unter dem Namen Jette Joop eine eigene Schmuck-Design-Firma in Hamburg; inzwischen entwirft sie auch Damen- und Herren-Mode, Schuhe, Taschen, Besteck und Parfums.

Text: Toralf Czartowski

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