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Ende der 1960er Jahre entwickelten die Filmemacher Graeme Ferguson, Robert Kerr und Roman Kroitor ein Großformat-Kinosystem, bei dem ein waagerecht laufender 70-Millimeter-Filmstreifen ein extrem scharfes Bild auf eine fünfhundert Quadratmeter große Leinwand wirft. Der IMAX-Filmstreifen enthält zehnmal mehr Bildinformationen als herkömmliche Filmstreifen und die Leinwand ist mehr als doppelt so groß wie die größten Multiplex-Kinos. 1970 wurde IMAX (Image MAXimization) erstmals auf der Expo-Weltaustellung in Osaka der Öffentlichkeit vorgestellt. Das erste IMAX-Projektions-System installierte die 1967 in Mississauga bei Toronto gegründete gleichnamige Firma 1971 im Onatrio Place's Cinesphere in Toronto.
Eine weiterentwickelte Variante, das IMAX-Dome-System (früher Omnimax), das mit Fischaugen-Weitwinkelobjektiven aufgenomme Filme auf eine halbkugelförmige Leinwand mit bis zu 21 Metern Durchmesser und tausend Quadratmetern Fläche projiziert und damit das gesamte Sichtfeld des Betrachters ausfüllt, wurde 1973 erstmals im Reuben H. Fleet Space Theater in San Diego installiert. Weitere Systeme, die das Kinoerlebnis für die Zuschauer noch steigern, sich aber teilweise noch nicht durchsetzen konnten, sind IMAX 3D (seit 1986), IMAX Solido (seit 1990), IMAX Magic Carpet (seit 1990) und IMAX HD (seit 1992).
Aufgrund der aufwendigen Technik (spezielle Kameras, Filmstreifen, Projektoren, Leinwände und Tonsysteme) wurden bis heute hauptsächlich Kurz- und Dokumentarfilme für Museen, Lehrinstitutionen, Einkaufszentren und Vergnügungsparks gedreht. Normale Filme können aufgrund ihrer schlechteren Qualität in IMAX-Kinos nicht gezeigt werden. Das erste deutsche IMAX-Kino eröffnete 1992 beim Deutschen Museum in München (wurde 2005 wegen Insolvenz des Betreibers geschlossen). Inzwischen gibt es weltweit rund 1.500 IMAX-Kinos in über achtzig Ländern (Stand: 2020). IMAX betreibt keine eigenen Kinos, die Firma entwickelt nur die Filmprojektionssysteme und vermietet sie an die Kinos.
1994 verkauften die Gründer ihre Firma an Brad Wechsler, Rich Gelfond, den Regisseur und Spezialeffekte-Spezialisten Douglas Trumbull (»Odyssee im Weltraum«, »Lautlos im Weltraum«, »Unheimliche Begegnung der dritten Art«, »Star Trek – Der Film«, »Blade Runner«) und die Investmentfirma Wasserstein Perella Partners, die sie kurz darauf an die Technologiebörse NASDAQ brachten. 1997 wurde die IMAX Corporation von der Academy of Motion Picture Arts and Science für hervorragende Leistungen auf dem Gebiet der Wissenschaft und Technik mit einem Oscar ausgezeichnet. Inzwischen hat IMAX ein System aus Hardware- und Software-Komponenten entwickelt, das es ermöglicht 3D-Animationsfilme für IMAX-3D-Kinos zu erstellen (SANDDE/Sterephonic Animation Drawing Device).
Text: Toralf Czartowski • Fotos: Unsplash.com, Pixabay.com, Public Domain