Markenlexikon

HP (Hewlett-Packard)

Ursprungsland: USA

Nachdem 1848 in Kalifornien entdeckt worden war, machten sich tausende Abenteurer auf den Weg in Richtung Westen, in der Hoffnung vielleicht einen Goldklumpen zu finden oder wenigstens ein bisschen Goldstaub. Einer der Goldhungrigen war der junge Anwalt Amasa Leland Stanford (1824 – 1893), der mit seiner Familie 1852 nach Kalifornien kam. Wie viele andere auch hatte er beim Goldsuchen weniger Erfolg, dafür umso mehr als Unternehmer. Gemeinsam mit seinen Brüdern betrieb er ein Geschäft für Goldgräberwerkzeuge. Das ganz große Geld verdiente er jedoch mit dem Eisenbahnbau. Gemeinsam mit Collis Huntington (1821 – 1900), Mark Hopkins (1813 – 1878) und Charles Crocker (1822 – 1888), die zuvor ebenfalls Ausrüstungsläden für die Goldgräber betrieben hatten, organisierte er den Bau des westlichen Teilstücks der ersten transkontinentalen amerikanischen Eisenbahnstrecke. Zu diesem Zweck gründeten sie 1861 die Central Pacific Railroad Company.

Die spätere Central-Pacific-Tochtergesellschaft San Francisco and San Jose Railroad Company baute zwischen 1861 und 1864 auch eine Eisenbahnlinie von San Francisco nach San José. Die Strecke führte durch ein malerisches Tal. Dort, wo heute Palo Alto liegt, kaufte Leland Stanford für seine Pferdezucht eine Ranch. Lange konnten sich die Pferde des paradiesischen Fleckchens Erde jedoch nicht erfreuen. Als der erste sechzehnjährige Sohn Leland Stanfords 1884 während einer Bildungsreise in Florenz an Typhus starb, nahmen die Stanfords dies zum Anlass, auf dem Gelände eine Universität zu gründen. Sie erhielt den Namen The Leland Stanford Junior University. 1891 wurde der Studienbetrieb aufgenommen.

Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs spielte die Universität vor allem eine regionale Rolle für die Rekrutierung der Geschäftselite San Franciscos. Schon während dieser Zeit war es üblich, dass Absolventen der Stanford Universität eigene Unternehmen aufbauten. Besonders Professor Frederick Terman (1900 – 1982), der vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Cambridge kam, und der die elektrotechnische Abteilung der Stanford-Universität zu einer der leistungsfähigsten des ganzen Landes aufbaute, förderte die Unternehmertätigkeit seiner Schüler. Terman gründete Anfang der 1950er Jahre auch den Stanford Industrial Park for High Technology Industry, wo sich bald hunderte Hightech-Unternehmen ansiedelten (u. a. AMD, Eastman-Kodak, Fairchild Semiconductor, IBM, GTE, General Electric, Intel, Texas Instruments, Xerox) und das Silicon Valley begründeten. Die enge Zusammenarbeit zwischen Universität, Wissenschaftlern und Industrie erwies sich als außerordentlich vorteilhaft. Die Universität überließ den neugegründeten Firmen sogar Grundstücke auf ihrem weitläufigen Gelände, wobei die niedrigen Mietpreise meist mehr symbolischer Natur waren.

Ende der 1930er Jahre vermittelte Terman einem seiner ehemaligen Schüler, dem Elektroingenieur William Reddington Hewlett (1913 – 2001), der gerade einen Tonfrequenzgenerator entwickelt hatte, den ersten Tausend-Dollar-Kredit bei einer Bank in San Francisco. Zusammen mit David Packard (1912 – 1996), der ebenfalls in Stanford Elektrotechnik studiert hatte, gründete Hewlett 1939 eine gemeinsame Firma. Als erste Werkstatt diente ihnen eine kleine Garage in Palo Alto, die zum Haus von Bill Hewlett gehörte, und deren Größe eher an eine komfortable Hundehütte erinnerte. 1989 wurde sie unter Denkmalschutz gestellt und zur Geburtsstätte des Silicon Valleys erklärt.

HP Hewlett-Packard
HP Hewlett-Packard

Der erste Auftrag ließ nicht lange auf sich warten. Walt Disney betraute die beiden Jungunternehmer damit, mehrere Tonfrequenzgeneratoren zu entwickeln, mit denen der stereophone Klang des Films »Fantasia« produziert werden sollte. Hewlett-Packard konzentrierte sich zunächst auf die Herstellung von Messgeräten und elektronischen Bauteilen, zwei Geschäftsfelder, in denen der Konzern bald eine weltweit führende Rolle einnahm. Dieses Produktprofil führte fast zwangsläufig dazu, dass sich das Unternehmen ab Mitte der 1960er Jahren auch mit der Entwicklung von Atomuhren, Tischrechnern, Taschenrechnern und Steuergeräten für Test- und Messinstrumente beschäftigte. Die ersten Auslandswerke entstanden 1959 in Genf (Schweiz) und Böblingen (Deutschland).

Einer breiten Öffentlichkeit wurde das Unternehmen vor allem durch seine Laser- und Tintenstrahldrucker bekannt. Der erste HP-Laserdrucker kam 1982 auf den Markt; er hatte die Größe einer Waschmaschine und kostete stolze hunderttausend Dollar. Die grundlegende Technik stammte von der japanischen Elektronikfirma Canon, entwickelt und gebaut wurde er jedoch von Hewlett-Packard. Der Durchbruch auf dem Massenmarkt gelang zwei Jahre später mit dem kleinen LaserJet, der bereits zu einem erschwinglichen Preis von 3.500 Dollar angeboten wurde. Bereits seit 1978 beschäftigte sich Hewlett-Packard auch mit der Entwicklung von Tintenstrahldruckern, die noch eher als die Laserdrucker das Potenzial hatten, die damals weit verbreiteten und preiswerten Nadeldrucker vom Markt zu verdrängen. Aber erst die Einführung der für den privaten Gebrauch konzipierten DeskJet-Serie läutete 1990 das Ende der Punkt-Matrix-Drucker im Heim- und Bürobereich ein.

Durch die Übernahme der Firma Apollo Computers (1989), die in den 1980er Jahren neben Sun Microsystems und DEC (Digital Equipment Corporation) einer der führenden Hersteller von Workstations war, konzentrierte sich Hewlett-Packard immer mehr auf die IT-Branche (Computer, Drucker, Scanner, Software, IT-Dienstleistungen). Die ersten Mini-Computer hatte HP allerdings schon 1966 auf den Markt gebracht (HP 2100). In der Öffentlichkeit wurden diese Geräte jedoch bei weitem nicht so wahrgenommen, wie etwa die Home- und Personal-Computer von Apple, Atari, Commodore oder IBM, was daran lag, das Hewlett-Packard die Geräte hauptsächlich an Universitäten, Forschungseinrichtungen und Unternehmen verkaufte.

2000 gliederte Hewlett-Packard die Geschäftsbereiche Elektronische Messgeräte, Medizinsysteme und Halbleiterprodukte unter dem Namen Agilent Technologies aus dem Konzern aus. In den 2000er Jahren stieg Hewlett-Packard zum weltgrößten Computerhersteller und umsatzstärksten IT-Unternehmen auf. In dieser Zeit erwarb der Konzern auch zahlreiche Konkurrenten (2001 Compaq/Digital Equipment; 2004 Triaton, Synstar; 2008 EDS Electronic Data Systems, 2010 3Com, Palm). 2015 spaltete sich Hewlett-Packard in die beiden unabhängigen Unternehmen HP (Drucker, Personal-Computer, Notebooks, Tablet-Computer) und Hewlett-Packard Enterprise (Server, Netzwerklösungen, IT-Dienstleistungen, Software, Service und Beratung für Unternehmen) auf. 2017 erwarb HP das Druckergeschäft von Samsung Electronics.

Text: Toralf Czartowski • Fotos: Unsplash.com, Pixabay.com, Public Domain