Markenlexikon
Im Mai 1879 gründeten mehrere Hamburger Kaufleute in der holsteinischen Stadt Altona an der Elbe, die damals noch nicht zu Hamburg gehörte, die Holsten Brauerei. Genau ein Jahr später wurde das erste Bier nach Pilsener Brauart ausgeliefert. Der Name der Brauerei bezieht sich auf die Holsten, einen germanisch-sächsischen Volksstamm, der einst in Holstein, dem südlichen Landesteil des heutigen Bundeslandes Schleswig-Holstein, gesiedelt hatte.
Die ersten zwanzig Jahre verkaufte die Brauerei ihr Bier hauptsächlich in Hamburg und der näheren Umgebung. Erst 1903 entstand in Wandsworth bei London eine Zweigniederlassung. Der norddeutsche Raum stand jedoch weiterhin im Vordergrund. Nach dem Ersten Weltkrieg erwarb Holsten Brauereien in Eilbek (1920), Kiel (1924), Neumünster (1922/1923), Steinbek (1918) und Wandsbek (1920).
Trotz der beiden Weltkriege, der Weltwirtschaftskrise und der weitgehenden Zerstörung der Altonaer Brauanlagen nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, schaffte Holsten in den frühen 1950er Jahren schnell wieder den Aufstieg zum norddeutschen Marktführer. Als besonders erfolgreich erwies sich die Sorte Holsten Edel und die 1952 eingeführten Halbliterdosen (Hopihalido = Holsten Pilsener Halbe-Liter-Dose). In dieser Zeit entstanden auch teilweise bis heute bekannte Kneipensprüche wie »Holsten knallt am dollsten«, »Holsten Edel knallt in den Schädel« oder »Holsten Edel heißt mein Mädel«.
Die Holsten Brauerei erwarb im Laufe der Jahrzehnte zahlreiche Konkurrenten (1956 Moravia Pils, 1960 Hansa Brunnen Hamburg, 1970 Kaiser Brauerei Hannover, 1974 Kronen Brauerei Lüneburg, 1976 Feldschlößchen Braunschweig, 1991 Brauerei Lübz, 1992 Sächsische Brau-Union, 1998 Bavaria St. Pauli Brauerei, 1999 Licher Privatbrauerei, 2000 König Brauerei Duisburg. 2004 Görlitzer Brauerei Landskron), sodass die Holsten-Gruppe nach und nach zu einer der größten deutschen Bierkonzerne heranwuchs.
Diese Expansionsstrategie machte die Aktiengesellschaft jedoch auch anfällig für Übernahmeversuche. Dazu kam es dann 2003, als der dänische Carlsberg-Konzern dem damaligen Holsten-Mehrheitsaktionär Christian Eisenbeiss (ein US-Investor) rund die Hälfte der Anteile abkaufte. Anschließend machte man auch den anderen Holsten-Aktionären ein gutes Angebot. Im Frühjahr 2004 besaß Carlsberg bereits über neunzig Prozent der Holsten-Anteile. Die beiden Marken König und Licher wurden nach der Übernahme an die Bitburger Brauerei verkauft.
2019 verlegte Carlsberg die Holsten Brauerei von Altona auf die andere Seite der Elbe nach Hamburg-Hausbruch im Bezirk Harburg, wo eine neue Brauanlage errichtet worden war. Dort wird Bier der Marken Astra, Carlsberg (für den deutschen Markt), Holsten, Moravia, Lübzer, Lüneburger und Tuborg (für den deutschen Markt) gebraut oder abfüllt.
Text: Toralf Czartowski