Markenlexikon
Charles Kemmons Wilson (1913 – 2003) begann seine Karriere als Popcorn-Verkäufer in einem Kino in Memphis/Tennessee. Später stellte er Spiel- und Zigarettenautomaten sowie Jukeboxen in Kinos auf. In der Nachkriegszeit erwarb er mehrere eigene Kinos und gründete zwei Firmen, eine die Einfamilienhäuser baute und eine weitere, die sie verkaufte. 1951 machte er das erste Mal seit langem Urlaub. Mit seiner Frau und seinen fünf Kindern fuhr er die Landstraßen entlang bis nach Washington. Während der langen Autoreise quer durch die USA ärgerte er sich jedoch maßlos über die vielen schlechten aber teuren Motels, die er dort besuchen musste.
Dieses Erlebnis brachte ihn auf die Idee ein eigenes Motel zu errichten, was für ihn als Bauunternehmer kein großes Problem darstellte. Bereits 1952 war es fertig und es unterschied sich von denen, die er auf seiner Reise vorgefunden hatte, wie der Tag von der Nacht. Das Motel hatte 120 klimatisierte Zimmer, ein Restaurant und ein Swimmingpool; Telefon, Parkplatz, Swimmingpool und später auch Fernsehgeräte konnte man frei nutzen, Eis gab es ebenfalls gratis und für Kinder war die Übernachtung kostenlos. Der Architekt Eddie Bluestein ließ sich in Anlehnung an den gleichnamigem Bing-Crosby-Film von 1942 den Namen Holiday Inn einfallen.
Bereits im nächsten Jahr errichtete Wilson drei weitere Motels und 1954 gründete er gemeinsam mit Wallace Johnson, ebenfalls ein Bau-Unternehmer aus Memphis, die Firma Holiday Inns of America Inc. (ab 1969 Holiday Inns Inc., ab 1985 Holiday Corporation). Kurz darauf vergab die Firma die ersten Franchise-Lizenzen, zunächst vor allem in den südlichen US-Bundesstaaten, was zu einem schnellen Wachstum der Motel-Kette führte. 1958 gab es bereits fünfzig Holiday-Inn-Motels, 1959 waren es hundert, 1960 expandierte die Kette nach Kanada (Montréal), 1963 ging das Unternehmen an die New Yorker Börse, 1964 wurde die 500er Marke erreicht und 1968 entstand in San Antonio/Texas das eintausendste Motel. Im gleichen Jahr eröffnete Holiday Inn in Leiden (Niederlande) das erste europäische Hotel. In dieser Zeit erwarb Holiday Inn auch zahlreiche Unternehmen aus der Touristikbranche, u.a. Reisebüros, eine Buslinie (Continental Trailways), eine Schifffahrtsgesellschaft (Delta Steamship Lines) und eine Firma, die Restaurants an Bus-Terminals bewirtschaftete.
In den 1970er Jahren breitete sich die Holiday-Inn-Kette über die ganze Welt aus (u.a. 1973 Asien, 1974 Südamerika) und 1973 eröffnete das 1500. Hotel in Avignon (Frankreich). 1980 übernahm Holiday Inn die Hotelgesellschaft Harrah's, der zwei Hotel-Casinos in Reno und Lake Tahoe/Nevada gehörte; bereits zwei Jahre zuvor hatte Holiday Inn mit dem Bau eines Hotel-Casinos in Atlantic City begonnen.
Von 1988 bis 1990 erwarb die britische Brauerei Bass die meisten Holiday-Inn-Hotels, weitere Teile der Holiday Corporation wie Embassy Suites (seit 1984), Hampton Inns (seit 1984), Homewood Suites (seit 1989) und Harrah's wurden in die neue Gesellschaft The Promus Companies ausgegliedert; die Holiday Corporation hörte damit auf zu existieren.
Bass – 1777 von William Bass in Burton upon Trent gegründet – gehörte damals mit ihrer Marke Bass Pale Ale zu den führenden Brauereien in Großbritannien. 1998 übernahm Bass auch die InterContinental Hotels Corporation, die 1946 von der Fluggesellschaft Pan American Airways gegründet worden war. Nachdem Bass seine Brauerei-Aktivitäten an die belgische Interbrew-Gruppe verkauft hatte, benannte sich das Unternehmen im Jahr 2000 erst in Six Continents um, und dann, als man 2003 auch die Pubs und Restaurants verselbstständigt hatte (Mitchells & Butlers) noch einmal in InterContinental Hotels Group. Holiday Inn ist heute mit rund 3.300 Hotels nach Best Western die zweitgrößte Hotelkette der Welt. Neben den normalen Holiday-Inn-Hotels gibt es seit 1991 noch die Marke Holiday Inn Express bzw. Express by Holiday Inn (kleinere und preiswerte Hotels mit eingeschränktem Service).
Text: Toralf Czartowski