Markenlexikon

HBO

Ursprungsland: USA

Charles Francis Dolan (* 1926) gründete 1965 über seine Firma Sterling Information Services den Kabelkanal Manhattan Cable TV Services (ab 1971 Sterling Manhattan Cable Television), der den New Yorker Stadteil Lower Manhattan versorgte. An dem Unternehmen war auch der New Yorker Zeitschriftenverlag Time Inc. (Entertainment Weekly, Fortune, Money, People, Sports Illustrated, Time Magazine) über seine Buchsparte Time-Life Inc. beteiligt. Um Abschattungen der Funksignale durch die Hochhäuser New Yorks zu umgehen, verlegte Manhattan Cable sein Kabelsystem als erstes TV-Unternehmen unterirdisch. Der Sendebetrieb wurde im September 1966 aufgenommen. Da der Sender zunächst nur finanzielle Verluste produzierte und Dolan den Ausstieg von Time-Life verhindern wollte, machte er dem Time-Life-Management den Vorschlag, einen Pay-TV-Sender zu etablieren, der ungekürzte Kinofilme und Live-Sportveranstaltungen ohne Werbeunterbrechungen gegen eine monatliche Pauschalgebühr senden sollte. Doch die Verantwortlichen des Buchverlags zögerten zunächst, da die Versuche, Pay-TV-Sender zu etablieren, seit den 1950er Jahren immer wieder am Widerstand der Kinoketten und der kommerziellen Rundfunkgesellschaften gescheitert waren, die ihre eigenen Geschäfte bedroht sahen.

Schließlich konnte Dolan das Time-Life-Management dann doch überzeugen und Time-Life sowie Sterling Communications, wie Dolans Firma inzwischen hieß, beantragten bei der FCC (Federal Communications Commission) eine Sendelizenz, die sie im September 1971 auch erhielten. Zunächst sollte der Pay-TVC-Sender Sterling Cable Network heißen, dann entschied man sich jedoch für den Namen Home Box Office (HBO), der den potenziellen Kunden vermitteln sollte, dass der Dienst ihre Eintrittskarte zu Filmen und Sportveranstaltungen sein würde, die sie bei sich zu Hause sehen konnten.

Da es New Yorker Kabelsendern damals verboten war, Kinofilme direkt an ihre Kunden auszutrahlen, musste sich HBO zunächst eine ander Stadt (Wilke-Barres/Pennsylvania) und einen dortigen Kabelnetzbetreiber (Teleservice Cable) suchen, über den die Austrahlung realisiert wurde. Am 8. November 1972 ging HBO mit einer Übertragung eines Spiels der National Hockey League (NHL) zwischen den New York Rangers und den Vancouver Canucks aus dem Madison Square Garden auf Sendung. Gleich danach folgte der erste Spielfilm (»Sie möchten Giganten sein« 1970) mit Paul Newman und Henry Fonda in den Hauptrollen. Die Filme, die bei HBO liefen, waren bereits in den Kinos gezeigt worden und meist so um die zwei Jahre alt. Das HBO-Programm lief in der Regel von 19.00 bis 24.00 Uhr und bestand aus vier oder fünf Spielfilmen pro Monat sowie aus Live-Übertragungen von Sport- und anderen Veranstaltungen. HBO hatte beim Sendestart 365 Abonnenten. Bis Anfang 1973 stieg die Zahl der Abonnenten in den Teleservice-Systemen von Wilkes-Barre, Allentown und Bethlehem/Pennsylvania auf etwa 4000.

Etwa zur gleichen Zeit gründeten Time-Life und Sterling Communications eine neue Betreibergesellschaft (Home Box Office Inc.). Gleichzeitig wurde die Time-Life-Muttergesellschaft Time Inc. Mehrheitseigentümer von HBO. Dolan trat nach Streitigkeiten mit dem Time-Life-Managemnt von seinen Posten als Präsident und CEO von HBO zurück und wurde durch den HBO-Vizepräsidenten und Programmdirektor Gerald Levin ersetzt, der später Chef des Medienkonzerns Time-Warner wurde. Time Inc. kaufte 1973 auch Sterling Communications und wurde dadurch zum alleinigen Eigentümer von HBO.

In den folgenden Jahren weitete HBO seine Sendezeit (Woche: 17.30 – 1.30 Uhr, WE: 13.30 – 1.30 Uhr), das Sendegebiet (Delaware Maryland, New Jersey, New York, Pennsylvania) und sein Programm (Konzerte, Musiksendungen, Kindersendungen, Lehrserien) nach und nach aus. Ab 1974 konnte HBO auch über das eigene Kabelsytem in New York City senden, nachdem man sich mit der Stadt geeinigt hatte. Dadurch erhöhte sich der Bekanntheitsgrad des Senders enorm. 1975 hatte HBO etwa 100.000 Abonnenten. Ab September 1975 sendete HBO kontinuierlich über den geostationären Kommunikationssatelliten RCA-Satcom I und konnte so durch Einspeisung des Satellitensignals in zahlreiche regionale Kabelnetze in allen US-Bundesstaaten empfangen werden. Ende 1977 hatte HBO rund eine Million Abonnenten und machte zum ersten Mal einen Gewinn. In den frühen 1980er Jahren verdoppelte sich die Abonentenzahl fast jedes Jahr, Ende 1982 waren es bereits 10,4 Millionen. 1980 etablierte HBO mit Cinemax einen weiteren Kanal, der deutlich günstiger war. Nachdem die Konkurrenten The Movie Channel (Warner-Amex) und Showtime (Viacom) dazu übergegangen waren, ein tägliches 24-Stunden-Programm zu senden, zog HBO ab Dezember 1981 ebenfalls nach. Ab 1986 wurde das HBO-Satellitensignal verschlüsselt, da Besitzer von Dachantennen und C-Band-Satellitenschüsseln das Signal teilweise frei empfangen konnten, ohne Abonennten von HBO zu sein.

Als Anfang der 1980er Jahre Videorekorder Einzug in die Wohnzimmer hielten, war das Angebot von älteren Spielfilmen kein Grund mehr, für einen Pay-TV-Sender zu bezahlen. Die einzelnen Filme konnte man nun auch in Videotheken zu erheblich niedrigeren Preisen ausleihen. Daher begann HBO in dieser Zeit mit der Produktion eigener Sendungen (Sitcoms, Dokumentarfilme), TV-Serien und TV-Filme, die exklusiv auf dem eigenen Sender liefen. HBO kam dabei die Tatsache zugute, dass die Einschränkungen bezüglich von Erotik- oder Gewaltszenen nur für frei empfangbare Sender galten, nicht aber für Abonnentensender. Andererseits bemühte sich HBO darum, qualitativ hochwertige Filme zu produzieren, die zahlreiche Preise erhielten (Emmy Awards, Screen Actors Guild Awards, Golden Globe Awards, Peabody Awards). Besonders erfolgreich wurden u.a. »Mandela« (1987), »Tales From The Crypt« (1989 – 1996), »The Larry Sanders Show« (1992 – 1998), »Mr. Show With Bob And David« (1995 – 1998), »Arli$$« (1996 – 2002), »Oz« (1997 – 2003), »From The Earth To The Moon« (1998), »Sex And The City« (1998 – 2004), »The Sopranos« (1999 – 2007), »Six Feet Under« (2001 – 2005), »The Wire« (2002 – 2008), »Angels In America« (2003), »True Blood« (2008 – 2014), »Game Of Thrones« (2011 – 2019), »Girls« (2012 – 2017) und »True Detective« (2014 – 2019).

Gemeinsam mit Columbia Pictures und dem TV-Network CBS gründete HBO 1982 das Filmstudio Tri-Star Pictures (ab 1992 TriStar Pictures). Hintergrund der Neugründung war der Wunsch, die Ressourcen und die stetig wachsenden Kosten für die Filmproduktion zwischen mehreren Unternehmen aufzuteilen. Außerdem bekam HBO die Pay-TV-Rechte an den TriStar-Produktionen. Bereits 1985 (CBS) und 1986 (HBO) verkauften die beiden Gesellschafter ihre Tri-Star-Anteile jedoch wieder an Columbia Pictures.

1989 schlossen sich die Medienkonzerne Time Inc. und Warner Communications (Warner Bros.) zusammen. Chef der neuen TimeWarner Inc. wurde der frühere HBO-Chef Gerald Levin. 1995 kam es zu einer weiteren Großfusion: TimeWarner übernahm das TV-Unternehmen Turner Broadcasting System (Cartoon Network, CNN, Courtroom Television Network, TBS Superstation, TNT Turner Network Television, Turner Classic Movies, Turner Sports), das der Medien-Tycoon Edward (Ted) Turner III. seit 1970 in Atlanta/Georgia aufgebaut hatte. Am Ende des New-Economy-Booms wurde TimeWarner Anfang 2000 von dem damals weltgrößten Online-Dienst America Online (AOL) übernommen; das neue Unternehmen nannte sich nun AOL-Time-Warner (ab 2003 wieder TimeWarner). Die anfangs hochgelobte »unschlagbare Allianz« zwischen dem traditionellen Medienkonzern und dem jungen Internet-Unternehmen entwickelte sich jedoch bald zum Alptraum. Ende 2009 verkaufte TimeWarner AOL an seine Aktionäre und brachte das nun wieder selbstständige Unternehmen an die Börse. 2014 wurde auch die Zeitschriftensparte als selbstständiges Unternehmen an der Börse platziert (Time Inc.). Das 1973 gegründete Kabelgeschäft TimeWarner Cable erwarb 2016 Charter Communications. 2018 wurde TimeWarner von dem Telekommunikationskonzern AT&T übernommen und in WarnerMedia LLC umbenannt. 2021 vereinbarten AT&T und die Discovery Inc., die Muttergesellschaft des Discovery Channels, WarnerMedia aus dem AT&T-Konzern als unabhängiges Unternehmen auszugliedern und mit Discovery zusammenzuschließen. Eigentümer der neuen WarnerMedia werden dadurch die Aktionäre von AT&T (71 Prozent) und Discovery (29 Prozent).

HBO ist mit seinen Kanälen HBO, HBO 2, HBO Comedy, HBO Family, HBO Latino, HBO Signature und HBO Zone in rund 70 Ländern zu empfangen, nicht jedoch in Deutschland und Österreich, wo es mit den öffentlich-rechtlichen Sendern (ARD, ZDF, ÖRF) bereits ein ähnliches Programmangebot gibt. Zahlreiche HBO-Produktionen werden aber von deutschen TV-Sendern lizensiert und in synchronisierten Fassungen in Deutschland ausgestrahlt. Daneben betreibt HBO auch die Pay-TV-Kanäle Cinemax, Cinemax 2, MoreMax, ActionMax, ThrillerMax, @Max, OuterMax, Wmax, 5StarMax und Max After Dark. Das Cinemax-Programm setzt sich aus Spielfilmen unterschiedlicher Genres, Erotik-/Liebesfilmen und Independent-Filmen zusammen.

Text: Toralf Czartowski