Markenlexikon

Hasselblad

Ursprungsland: Schweden

Fredrik (Fritz) Victor Hasselblad (1816 – 1893) gründete 1841 eine Handelsgesellschaft in Göteborg, die mit Textilien und Haushaltswaren handelte. Sein Sohn Arvid Victor Hasselblad (1846 – 1907) lernte während seiner Hochzeitsreise in England den Kodak-Gründer George Eastman kennen, was dazu führte, dass Hasselblad ab 1888 den Vertrieb der Kodak-Produkte in Schweden übernahm. Das Geschäft lief bald so gut, dass Arvids Sohn Karl Erik Hasselblad (1874 – 1942) 1908 für diesen Bereich eine eigene Firma gründete. Seinen Sohn Victor Hasselblad (1906 – 1978) schickte er in den 1920er Jahren zur Ausbildung nach Dresden, damals das Zentrum der Fotoindustrie, und zeitweise auch zu Kodak in die USA. Später zerstritt sich Victor jedoch mit seiner Familie und gründete eine eigene Firma.

1940 beauftragte die schwedische Armee Victor, der als Fachmann auf dem Gebiet der Fototechnik galt, mit der Entwicklung einer Luftüberwachungskamera, die es damals in Schweden noch nicht gab. Zuvor hatte man ein solches Modell aus einem abgeschossenen deutschen Flugzeug geborgen. Auf die Frage der Militärs, ob er so eine Kamera bauen könne, soll er geantwortet haben: »Nein, aber ich kann eine bessere bauen.« Mit Hilfe eines Automechanikers entwickelte er eine eigene Kamera, die von 1941 bis 1945 in die schwedischen Flugzeuge montiert wurde. Nach dem Tod seines Vaters übernahm Victor wieder die Leitung des Familienunternehmens.

Nach dem Ende Zweiten Weltkriegs baute die Firma zunächst Diaprojektoren, Teile für Uhren und Uhrwerke sowie Autoteile für Saab. 1948 brachte Hasselblad eine modulare 6x6-Mittelformatkamera mit austauschbaren Objektiven, Suchern und Filmmagazinen auf den Markt. Die ersten Kameras von Hasselblad waren noch sehr komplex aufgebaut und daher reparaturanfällig. Erst mit der 500C von 1957 änderte sich das. Dieses Modell, das bei Profifotografen sehr beliebt war, wurde in den nächsten fünfzig Jahren nur geringfügig modifiziert.

Hasselblad
Hasselblad

1962 wählte die US-Raumfahrtbehörde NASA Hasselblad als Kameralieferant für die Raumfahrtprogramme Mercury, Gemini und Apollo aus. Dadurch erhöhte sich die weltweite Bekanntheit des Namens Hasselblad enorm. Die Objektive stammten von Zeiss, das Filmmaterial von Kodak. Die ersten Fotos von der gesamten Erde aus dem Weltraum (1968 »Earthrise«, 1972 »Blue Marble«) und der Mondoberfläche (1969 – 1972) wurden mit modifizierten Hasselblad-500-Mittelformatkameras aufgenommen.

1966 verkaufte Hasselblad das Kodak-Vertriebsgeschäft zurück an Kodak und konzentrierte sich von da an nur noch auf Mittelformatkameras, die ansonsten vor allem von den Firmen Bronica, Mamiya, Pentax und Rollei hergestellt wurden. Da das Mittelformat eine weit höhere Bildauflösung als das Kleinbildformat hat, kommt es vor allem bei Profifotografen in den Bereichen Kunst, Industrie, Mode, Porträt und Werbung zum Einsatz. Seit 2005 produziert Hasselblad volldigitale Mittelformatkameras.

1976 verkaufte Victor Hasselblad das Unternehmen an eine schwedische Investmentgesellschaft. Von da an wechselten die Besitzverhältnisse mehrfach. Seit 2017 ist der chinesische Drohnenhersteller DJI Mehrheitseigentümer von Hasselblad.

Text: Toralf Czartowski • Fotos: Unsplash.com, Public Domain