Markenlexikon
Der kanadische Physiker Sidney Mortimer Harman (1918 – 2011) arbeitete ab 1939 in New York bei einem Hersteller von professionellen Beschallungsanlagen. Da die Verantwortlichen kein Interesse daran hatten, auch in das Consumer-Geschäft einzusteigen, gründeten Harman und der Ingenieur Bernard Peterson Kardon (1914 – 1993), der zuvor ebenfalls dort angestellt gewesen war, ihr eigenes Unternehmen. In einer Fabrik in Manhattan produzierten sie High-End-Verstärker und -Receiver für die RadioShack-Kette, die unter den Marken Realist, Realistic und Harman/Kardon verkauft wurden. 1958 brachte Harman/Kardon den weltweit ersten Receiver (Verstärker und Tuner in einem Gerät) auf den Markt. 1958 folgte der erste Stereo-Receiver und 1959 der erste Röhrenverstärker mit ultraweiter Bandbreite. 1956 schied Bernard Kardon aus dem Unternehmen aus und verkaufte seine Anteile an Harman.
Harman/Kardon spezialisierte sich in den nächsten Jahrzehnten auf ein breites Spektrum an HiFi-Geräten der Spitzenklasse (CD-/DVD-Player, Kassettendecks, Lautsprecherboxen, Receiver, Tuner, Verstärker). Daneben erwarb Harman zahlreiche internationale Audiogerätehersteller wie AKG (1993), Becker (1995), Crown International (2000), DOD Electronics (1990), JBL (1969), Infinity (1983), Lexicon (1993), Mark Levinson (2000/2002), Soundcraft (1988) und Studer (1994).
Als Harman 1976 unter Präsident Jimmy Carter stellvertretender Handelsminister der USA wurde, verkaufte er sein Unternehmen an den US-Mischkonzern Beatrice Foods, der es innerhalb kürzester Zeit herunterwirtschaftete und die Marke Harman/Kardon an den japanischen Massenhersteller Shin-Shirasuna Electric (Marke: Silver) verkaufte. 1980 erwarb Harman das Unternehmen mit Hilfe einer Investorengruppe von Beatrice zurück; die Marke Harman/Kardon konnte er jedoch erst 1985 von den Japanern zurückkaufen.
Das ab 1986 börsennotierte Unternehmen Harman International Industries, das zeitweise zu den weltgrößten Herstellern von Audiotechnik zählte, wurde 2017 von Samsung Electronics übernommen.
Text: Toralf Czartowski