Markenlexikon

Hapag-Lloyd

Ursprungsland: Deutschland

Am 27. Mai 1847 gründeten 30 Hamburger Kaufleute und Reeder die Hamburg-Amerikanische Packetfahrt-Aktien-Gesellschaft (HAPAG), um eine direkte Schiffsverbindung von Hamburg nach Nordamerika zu schaffen. Genau 10 Jahre später riefen die Kaufleute Hermann Heinrich Meier (1890 – 1898) und Eduard Crüsemann (1826 – 1869) in Bremen den Norddeutschen Lloyd ins Leben, dessen Schiffe ebenfalls auf der Nordamerika-Route verkehrten. Beide Reedereien wurden im Fracht- und Personentransport gleichermaßen tätig, vor allem nach Nordamerika, Südostasien und Australien. 1891 führte die HAPAG mit dem Dampfer »Augusta Victoria« die erste Vergnügungskreuzfahrt in der Geschichte der Seefahrt durch (Cuxhaven – Mittelmeer). 1905 eröffneten HAPAG und NDL Lloyd ihre ersten Reisebüros.

Auf den NDL geht auch die 1906 etablierte Automarke Lloyd zurück, die 1914 mit dem Fahrzeughersteller Hansa zusammengeschlossen und 1929 von Borgward übernommen wurde.

Zu Beginn des 1. Weltkriegs war HAPAG mit 175 Schiffen die größte Reederei der Welt – der NDL besaß zu dieser Zeit 135 Schiffe. 1917 gründeten HAPAG, NDL und die Staatsbahnen der Länder in Berlin das Deutsche Reisebüro (DER).

1920 rief der NDL die Fluggesellschaft Lloyd Luftdienst GmbH ins Leben, HAPAG folgte 1921 mit der Aero Union AG; beide Fluggesellschaften schlossen sich 1923 zur Deutschen Aero-Lloyd AG zusammen. 1926 kam es zu einer weiteren Fusion mit der Junkers Luftverkehrs AG (1923 von dem Flugzeugkonstrukteur Hugo Junkers gegründet) zur Deutschen Luft Hansa AG.

Infolge der Weltwirtschaftskrise, die zu sinkenden Transportraten im Passagier- und Frachtbereich geführt hatte, schlossen beide Reedereien 1930 einen Unionsvertrag zur gegenseitigen Unterstützung und Förderung ab. Durch die Ausgabe neuer Aktien, die mehrheitlich durch das Deutsche Reich erworben wurden, gerieten beide Reedereien immer mehr in die Abhängigkeit des Staates. 1941/42 wurden sie wieder reprivatisiert; Käufer der Aktien waren Hamburger Unternehmer wie der Zigarettenfabrikant Philipp Fürchtegott Reemtsma. Während des 2. Weltkriegs gingen die meisten Schiffe durch Beschlagnahmung, Selbstversenkung oder Kriegsereignisse verloren. In den 1950er Jahren konzentrierte sich die HAPAG auf das Frachtgeschäft, der NDL auf den Passagierverkehr.

1947/1948 schlossen HAPAG und NDL ihre Reisebüros zur Hapag-Lloyd Reisebüro GmbH zusammen. Zur gleichen Zeit entstand in München die Arbeitsgemeinschaft für Gesellschaftsreisen (ab 1951 Touropa), an der die Reisebürobetreiber Dr. Carl Degener, ABR (Amtliches Bayerisches Reisebüro GmbH) und die Hapag-Lloyd Reisebüros beteiligt waren. Ziel dieses Unternehmens war es, Urlaubsreisen auch für einkommensschwächere Bevölkerungsschichten erschwinglich zu machen.

1968 kam es zum Zusammenschluss der Reiseveranstalter Dr. Tigges Fahrten Wuppertal (1928 von Hubert und Maria Tigges gegründet), Touropa München, Scharnow Reisen Hannover (1925 von Willy Scharnow gegründet) und Hummel Reise GmbH Hannover (1953 vom Axel Springer Verlag und dem Reisebürobetreiber Jochen Stickrodt gegründet) zur Touristik Union International (TUI) mit Sitz in Hannover; Hauptgesellschafter waren die Hapag-Lloyd Reisebüro GmbH, die ABR GmbH, der Axel Springer Verlag und die Deutsches Reisebüro GmbH (DER), die der Deutschen Bundesbahn gehörte. 1970 brachten Airtours, Hapag-Lloyd Reisebüro, ABR und DER die 1967 in Frankfurt/Main gegründete Airtours International GmbH (Urlaub mit Linienflügen) in die TUI ein, außerdem das 1955 von Karstadt und Quelle gegründete Jointventure TransEuropa Flug- und Schiffsreisen.

Hapag-Lloyd
Hapag-Lloyd

Aufgrund der immer stärker werdenden internationalen Konkurrenz im Frachtgeschäft, und den wegen des Flugzeugbooms zurückgehenden Passagierzahlen, schlossen sich HAPAG und NDL 1970 zur Hapag-Lloyd AG zusammen. Kurz darauf stellte Hapag-Lloyd die Passagierlinienfahrt über den Nordatlantik ein. Dafür wurde 1972 eine eigene Charterfluggesellschaft gegründet (Hapag-Lloyd Flug); der erste Flug fand am 30. März 1973 statt (Hamburg – Ibiza). In den 1970er und 1980er Jahren erwarb TUI zahlreiche Reiseveranstalter und beteiligte sich an Hotelketten und Ferienclubs (1971 Robinson-Hotels, 1972 Iberotels, 1977 Riu Hotels, 1981 Grecotel).

1997 übernahm der Mischkonzern Preussag AG, die frühere Preussische Bergwerks- und Hütten Aktiengesellschaft, zunächst die Hapag-Lloyd AG und 1998 auch TUI. Die Touristik-Aktivitäten beider Unternehmen wurden daraufhin in die Hapag Touristik Union (ab 2000 TUI Group) eingebracht. Mit dem Kauf der britischen Thomson Travel Group im Jahr 2000 wurde Preussag/TUI zum weltgrößten Touristikkonzern. Nachdem die Preussag AG die meisten nicht zum Tourismusgeschäft gehörenden Geschäftsbereiche verkauft hatte (u.a. Preussag Stahl/Salzgitter, Howaldtswerke Deutsche Werft), benannte sie sich im Juli 2002 in TUI Aktiengesellschaft um. Ab 2007 traten Hapagfly (bis 2005 Hapag-Lloyd Flug) und Hapag-Lloyd Express (HLX), die 2002 gegründete Niedrigpreis-Airline der TUI, unter der gemeinsamen Marke TUIfly auf; 2010 wurde auch der Firmenname Hapag-Lloyd Fluggesellschaft mbH offiziell in TUIfly GmbH geändert. 2005 erwarb TUI die kanadisch-britische Container-Reederei CP Ships, die 2001 aus der Aufteilung des kanadischen Mischkonzerns Canadian Pacific entstanden war.

Ende 2008 verkaufte die TUI AG 56,67 Prozent der Hapag-Lloyd AG, die weiterhin im Schifffahrtssektor tätig ist (Containerschiffe), an das Hamburger Albert-Ballin-Konsortium (Stadt Hamburg, Kühne Holding AG, Signal-Iduna, HSH-Nordbank, M.M. Warburg Bank, HanseMerkur). Die Hapag-Lloyd Kreuzfahrten GmbH, die zwei Kreuzfahrtschiffe (»MS Europa«, »MS Europa 2«) und zwei Expeditionsschiffe (»MS Bremen«, »MS Hanseatic«) betreibt, blieb bei der TUI.

Nachdem Anfang 2013 ein Zusammenschluss mit der Hamburg Südamerikanische Dampfschifffahrts-Gesellschaft (Hamburg Süd) gescheitert war, kam es 2014 zur Übernahme des Containergeschäfts der chilenischen Reederei Compañía Sud Americana de Vapores (CSAV); andere CSAV-Tätigkeitsbereiche (Stückgut-, Flüssig-, Kühlgut, Fahrzeugtransport) bleiben von dem Verkauf ausgeschlossen. Im Gegenzug erhiehlt CSAV eine Beteiligung an Hapag-Lloyd (30 Prozent, später 34 Prozent).

Im November 2015 ging die Hapag-Lloyd AG an die Frankfurt Börse. Hauptaktionäre sind weiterhin die CSAV, die Stadt Hamburg, der Logistik-Unternehmer Klaus-Michael Kühne und der Touristik-Konzern TUI.

Text: Toralf Czartowski • Fotos: Public Domain