Markenlexikon
Die 1835 von Georg Egestorff (1802 – 1868) in Linden bei Hannover gegründete Maschinenfabrik stellte zunächst Kesselanlagen und Dampfmaschinen her. Später kamen Dampflokomotiven (1846 – 1931), Tragpflüge (1912), Ackerschlepper/Traktoren (1924 – 1971), Pkw (1924 – 1941), Lastwagen (1905 – 1973) und Planierraupen (1933) hinzu. Ab 1871 firmierte das Unternehmen als Hannoversche Maschinenbau Aktien-Gesellschaft; das Telegrafie-Kürzel Hanomag entstand 1904. Während des Zweiten Weltkriegs produzierte Hanomag auch Halbkettenfahrzeuge, Schützenpanzerwagen, Feldhaubitzen, Flak-Geschütze und Munition für die Wehrmacht. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs stellte man die Pkw-Produktion zugunsten der Nutzfahrzeuge und Traktoren ein. Lokomotiven baute Hanomag schon seit 1931 nicht mehr; dieser Produktionszweig war an Henschel verkauft worden.
1952 wurde Hanomag vom Düsseldorfer Rheinstahl-Konzern übernommen, der 1964/1965 auch Henschel aus Kassel, einen Hersteller von Lokomotiven, Nutzfahrzeugen und Wehrtechnik, erwarb. Die ganzen 1950er und 1960er Jahre über gehörten Hanomag-Henschel-Laster und -Transporter zum alltäglichen Anblick auf deutschen Straßen.
Unter Beteiligung von Daimler-Benz schloss Rheinstahl 1969 seine beiden Nutzfahrzeugtöchter Rheinstahl-Hanomag und Rheinstahl-Henschel zusammen. 1971 übernahm Daimler-Benz das Nutzfahrzeuggeschäft von Hanomag-Henschel vollständig. Im gleichen Jahr stellte Rheinstahl die Hanomag-Traktoren- und Landmaschinenproduktion ein. Übrig blieb nur das Baumaschinenprogramm. 1973 kam auch das Aus für die Hanomag-Henschel-Laster; Daimler-Benz beschränkte sich fortan auf die eigene Marke Mercedes-Benz. Nachdem Thyssen 1973 eine Mehrheitsbeteiligung an Rheinstahl erworben hatte, wurde das Hanomag-Baumaschinenprogramm 1974 an den kanadischen Traktorenhersteller Massey-Ferguson veräußert.
Nach hohen Verlusten in den späten 1970er Jahren verkaufte Massey-Fergusen Hanomag 1980 an die neugegründete IBH Baumaschinen Holding aus Mainz, zu der auch Zettelmeyer und Terex gehörten. Als IBH 1983 Pleite machte, übernahm eine Gruppe niedersächsischer Geschäftsleute die Reste von Hanomag (Alfred Gassmann, Helmut Gassmann, Günter Papenburg). 1989 ging das traditionsreiche Unternehmen in den Besitz des japanischen Baumaschinenkonzerns Komatsu über (Komatsu-Hanomag). Ab 2003 firmierte das Unternehmen Komatsu Deutschland. In Hannover werden heute mittelschwere Komatsu-Radlader und -Mobilbagger für den europäischen Markt produziert.
Text: Toralf Czartowski • Fotos: Public Domain