Markenlexikon

GlaxoSmithKline (GSK)

Ursprungsland: Großbritannien

Hinter dem britischen Pharmakonzern GlaxoSmithKline (GSK) verbergen sich zahlreiche Pharmaunternehmen aus Großbritannien, Neuseeland und den USA, die sich im Laufe der Zeit nach und nach zusammengeschlossen haben.

Der in London geborene Joseph Edward Nathan (1835 – 1912) gründete 1873 in Wellington (Neuseeland) ein Handelsunternehmen (Joseph Nathan & Co). Für den Verkauf von Milchpulver als Säuglingsnahrung lies sich die Firma 1906 den Markennamen Glaxo einfallen, der aus dem lateinischen Wort »Lacto« (= Milch geben) durch Ergänzen und Vertauschen von Buchstaben abgeleitet wurde, da Lacto als Marke schon vergeben war. In Neuseeland hieß das Produkt Defiance. Das erste pharmazeitische Produkt von Glaxo war 1924 Vitamin D. 1947 ging die 1935 gegründete britische Niederlassung Glaxo Laboratories an der Londoner Börse und wurde dadurch gleichzeitig zum Mutterunternehmen aller anderen weltweiten Niederlassungen. 1958 erwarb Glaxo die Pharmafirma Allen & Hanburys. Durch die Übernahme der US-Firma Meyer Laboratories (1978) gelang Glaxo auch der Einstieg in den amerikanischen Markt. Zu den wichtigsten Glaxo-Medikamenten zählen u.a. Betnovate (1963; Behandlung von Hautkrankheiten), Ventolin (1969; Behandlung von Asthma) und Zantac (1981; Unterdrückung der Magensäureproduktion bei Sodbrennen). 1995 übernahm die Glaxo Group den britischen Pharmakonzern Wellcome (GlaxoWellcome).

Die amerikanischen Apotheker Silas Mainville Burroughs (1846 - 1895), der Generalverteter der US-Pharmafirma Wyeth in England war, und Henry Solomon Wellcome (1853 – 1936) gründeten 1880 in London die Firma Burroughs, Wellcome & Company, die drei Jahre später in einer ehemaligen Papierfabrik in Dartford/Kent mit der Produktion eigener Arzneimittel begann. Wellcome stellte vor allem komprimierte pharmazeutische Produkte (Compress Pills), Fotochemikalien und Tee her, die teilweise unter dem von Henry Wellcome 1884 erfundenen Markennamen Tabloid (von lat. tabuletta = Täfelchen + Alkaloid) und einem Einhorn-Logo verkauft wurden. Das Wort Tabloid ging in englischsprachigen Ländern später als Bezeichnung für komprimierte oder konzentrierte Dosen in den allgemeinen Sprachgebrauch ein. Auch das Zeitungsformat Tabloid geht auf auf diesen Begriff zurück. Als Erfinder der Tablette gilt jedoch der Engländer William Brockedon (1787 – 1854), der 1843 auf seine Shaping Pills ein Patent erhielt. Henry Wellcome ließ die Maschinen für die Tablettenherstellung von firmeneigenen Ingenieuren entwickeln, was ihm einen deutlichen Wettbewerbsvorsprung gegenüber den Konkurrenten brachte. Seine Maschinen konnten wesentlich mehr und präszisere Tabletten pro Minute herstellen. 1924 schloss Henry Wellcome alle seinen kommerziellen und nichtkommerziellen AKtivitäten unter dem Dach der The Wellcome Foundation Limited zusammen. Dieses Unternehmen ging 1986 unter dem Namen Wellcome plc an die Londoner Börse. Zu den wichtigsten Wellcome-Medikamenten zählten u.a. Alcopar (1959; Behandlung von Wurminfektionen), Migril (1956; Behandlung von Migräne), Sulphetron (Behandlung von Lepra), Zovirax (1981; Behandlung von Herpesinfektionen) und Zidovudin (1987; Behandlung von HIV).

John K. Smith eröffnete 1830 eine Apotheke in Philadelphia (USA). Nachdem sein Bruder George 1841 in das Geschäft eingetreten war, entstand die Firma John K. Smith & Co. 1865 kam mit Mahlon N. Kline (1846 – 1909) ein weiterer Partner hinzu. 1891 erwarb Smith, Kline & Company den Arzneimittelgroßhändler French, Richards & Company (gegründet 1844 von Clayton French und William Richards), was zu einer erneueten Namensänderung führte (Smith, Kline &French Company; ab 1929 Smith Kline & French Laboratories). In den 1920er Jahren begann Smith Kline & French mit der Entwicklung eigener Medikamente. Eines der bekanntesten war Tagamed (gegen Sodbrennen), das 1976 auf den Markt kam und sich bald zu einem Blockbuster auf dem Pharmamarkt entwickelte. Nach der Übernahme der Beckman Instruments Inc. (gegründet 1935 von Arnold Orville Beckman), einem US-Hersteller von Labor- und Messgeräten, firmierte das Unternehmen ab 1982 als SmithKline-Beckman. 1989 kam es zur Fusion von SmithKline Beckman mit dem britischen Pharmakonzern Beecham Group (SmithKline Beecham).

Thomas Beecham (1820 – 1907) zog in den 1840er Jahren von Haustür zu Haustür und verkaufte dort Abführmittel (Beecham's Pills). 1847 eröffnete er ein eigenes Geschäft in Wigan. 1849 entstand in St. Helens/Lancashire eine pharmazeutische Fabrik, die verschiedene Patentarzneimttel (Standardmedikamente) herstellte, deren Zusammensetzung seit langem bekannt waren. Erst ab den 1940er Jahren konzentrierte sich die Beecham Group Ltd. (ab 1945 unter diesem Namen) mehr auf die Forschung und Entwicklung. Eine Zeitlang engagierte sich der Konzern durch mehrere Übernahmen auch in der Körperpflege- und Kosmetikindustrie (1938 Macleans, 1939 Brylcreem, 1965 Margaret Astor, 1967 Lancaster, 1970 Badedas/Duschdas, 1973 Aquafresh, 1974 Pitralon, 1974 Odol, 1974 Fissan) sowie in der Getränkeindustrie (Erfrischungsgetränke). Beide Geschäftsbereiche wurden jedoch später wieder verkauft. Ab den 1960er Jahren war Beecham weltweit führend bei der Enwicklung halbsynthetischer Penicilline. Großen Erfolg hatte das Unternehmen auch mit den Antibiotika Amoxil (ab 1972) und Augmentin (ab 1981). Nach dem Zusammenschluss mit SmithKline Beckman (1989) firmierte der Konzern unter dem Namen SmithKline-Beecham.

Im Jahr 2000 schlossen sich GlaxoWellcome und SmithKline-Beecham zur GlaxoSmithKline plc (GSK) mit Hauptsitz in London zusammen. 2001 erwarb GSK die deutsche Zahnpastamarke Parodontax, die es seit 1937 gibt. 2012 verkaufte GSK mehrere Medikamente (u.a. BC Powder, Beano, Ecotrin, Fiber Choice, Goody's Powder, Sominex, Tagamet) an die Prestige Consumer Healthcare Inc. 2015 gründeten GSK und der Schweizer Pharmakonzern Novartis ein Jointventure für den OTC- und Consumer Healthcare-Bereich. Beide Partner brachten ihre Marken in das neue Unternehmen GSK Consumer Healthcare ein, GSK u.a. Abreva, Aquafresh/Dr. Best, Cetebe, Contac, Formigran, NiQuitin, Odol, Parodontax, Sensodyne und Zovirax, Novartis u.a. Excedrin, Fenistil, Nicotinell, Otrivin, Theraflu und Voltaren. Seit 2018 ist GSK alleiniger Eigentümer von GSK Consumer Healthcare.

Amoxil (Antibiotikum), Aquafresh (Zahnpasta, Mundpflege), Arixtra (Antithrombotikum), Aropax/Paxil/Seroxat (Antidepressivum), Augmentan (Antibiotikum), Avamys (Behandlung von allergischen Schnupfen), Avandamet (Behandlung von Zuckerkrankheit), Avandia (Behandlung von Zuckerkrankheit), Benlysta (Behandlung von Lupus erythematodes), Besser Atmen (Nasenpflaster gegen Schnarchen), Bipolam (Antiepileptika, Antidepressiva), Boostrix (Impfstoff gegen Tetanus, Diphtherie und Pertussis), Boostrix Polio (Impfstoff gegen Tetanus, Diphtherie, Pertussis und Poliomyelitis), Cervarix (Impfstoff gegen humane Papillomaviren), Cetebe (Nahrungsergänzungsmittel, Arzneimitteln zur Behandlung von Erkältungskrankheiten), Chlorhexamed (Mundspüllösung), Cimetag (Behandlung der Refluxkrankheit), Corega (Gebissreiniger, Haftcreme), Dr. Best (Zahnbürsten), Duodart (Prostata-Medikament), Elmendos (Antiepileptika, Antidepressiva), Elontril (Antidepressivum), Fenistil (Behandlung von Hauterkrankungen), Fluarix (Impfstoff gegen Grippe), Formigran (Behandlung von Migräne), Havrix (Impfstoff gegen Hepatitis A), Hycamtin (Behandlung verschiedener Krebsarten), Kapanol (Schmerzmittel), Lactacyd Femina (Intimpflegeprodukte), Lamapol, (Antiepileptika, Antidepressiva), Lamictal (Antiepileptika, Antidepressiva), Lamisil (Behandlung von Fuß- und Nagelpilz), Naaprep (Nasentropfen, Nasenspray), NiQuitin (Raucherentwöhnung), Nicotinell (Raucherentwöhnung), Odol (Mundpflege, Zahnpasta), Otrivin/Otriven (Behandlung von Schnupfen und Bindehautentzündung), Panadol (Schmerzmittell), Pandemrix (Impfstoff gegen Grippe), Parodontax (Zahnpasta), Priorix (Impfstoff gegen Masern, Mumps und Röteln), Pylorisin (Behandlung der Refluxkrankheit), Relenza (Behandlung von Grippe), Retrovir (Behandlung von AIDS), Retrovis (Behandlung von AIDS), Rotarix (Impfstoff gegen Humane Rotaviren), Sensodyne (Mundpflege, Zahnpasta), Settima (Zahnpasta), Shingrix (Impfstoff gegen Gürtelrose), Trobalt (Epilepsie-Medikament), Twinrix (Impfstoff gegen Hepatitis A und B), Tyverb (Behandlung von Brustkrebs), Viani (Behandlung von Astham und COPD), Voltaren (Schmerzmittel), Wellbutrin (Antidepressivum), Zantac (Behandlung der Refluxkrankheit), Zovirax (Herpesinfektionen), Zyban (Raucherentwöhnung), Zyloric (Gicht-Vorbeugung).

Text: Toralf Czartowski