Markenlexikon

Grumman

Ursprungsland: USA

Die Grumman Aircraft Engineering Corporation wurde 1929 von Leroy Randle Grumman (1895 – 1982), Leon (Jake) Swirbul (1898 – 1960), William Schwendler (1904 – 1978) und Edmund Ward Poor (1904 – 1966) in Baldwin auf Long Island/New York gegründet. Das erste Flugzeug von Grumman war der Doppeldecker FF-1 (Erstflug 1931) mit einziehbarem Fahrwerk, der von der U.S. Navy eingesetzt wurde. Das Unternehmen beschäftigte sich anfangs vor allem mit der Konstruktion von Flugbooten und Amphibienflugzeugen (1933 Grumman JF-1 Duck, 1947 Grumman Albatross), später auch mit Jagd- und Torpedobombern (u.a. 1937 Grumman F4F Wildcat, 1941 Grumman TBF Avenger, 1942 Grumman F6F Hellcat, 1943 Grumman F7F Tigercat, 1960 Grumman A-6 Intruder) sowie Frühwarn- und Aufklärungsflugzeugen (1959 Grumman OV-1 Mohawk, 1960 Grumman E-2 Hawkeye).

1958/1959 entwickelte Grumman mit der G-159 Gulfstream I erstmals ein zweimotoriges Turboprop-Geschäftsreiseflugzeug, das zwischen 14 und 24 Passagiere befördern konnte. Das Modell, dessen Produktionsanlagen sich zunächst in Bethpage/New York und ab 1967 in Savannah/Georgia befanden, wurde kontinuierlich weiterentwickelt, von der strahlgetriebenen Gulfstream II (1966) über die 19-sitzige Gulfstream III (1979) bis hin zum achtsitzigen Langstrecken-Geschäftsreiseflugzeuge Gulfstream IV (1985) und zur Gulfstream V (1995), dem ersten Business-Jet, dessen Reichweite über 10.000 km lag. 1978 wurde dieser Geschäftsbereich jedoch verkauft.

In den 1960er Jahren entwickelte und baute Grumman die Mondlande-Module der Apollo-Raumschiffe (Apollo Lunar Module), mit denen die US-Astronauten auf dem Mond landeten. Den Auftrag zum Bau der Space-Shuttle verlor Grumman jedoch an Rockwell International.

Grumman
Grumman

Ende der 1960er Jahre benötigte die U.S. Navy einen Ersatz für das seit 1961 in Dienst befindliche trägergestütze Jagdflugzeug McDonnell F-4B Phantom II. Zunächst favorisierte das US-Verteidigungsministerium das bereits 1962 in Auftrag gegebene Schwenkflügel-Mehrzweckkampfflugzeug General Dynamics F-111, von dem Grumman eine Marine-Version entwickeln sollte (F-111B). Die Beschaffung dieses Typs stieß jedoch bei der U.S. Navy auf erheblichen Wiederstand. Konteradmiral Tom (Tomcat) Connelly, dem die spätere F-14 ihren Beinamen verdankt, bezeichnete die F-111B während einer Kongressdiskussion, an der auch der damalige Verteidigungsminister Robert McNamara teilnahm, wegen ihrer Größe und ihres Gewichts als ungeeignet für den Einsatz auf Flugzeugträgern. 1968 wurde die Weiterentwicklung der F-111B nach nur sieben gebauten Maschinen schließlich beendet.

Kurz darauf schrieb die U.S. Navy erneut einen Flotten-Abfangjäger aus. An dieser Ausschreibung beteiligten sich neben Grumman und General Dynamics auch LTV, McDonnell-Douglas und North American-Rockwell. Grumman, seit jeher ein Hersteller erfolgreicher Wasserflugzeuge und Marinejäger, machte mit seinem Entwurf 1969 das Rennen. Da durch das gescheiterte F-111B-Projekt schon viel Zeit verstrichen war, absolvierte das erste von zwölf YF-14A-Entwicklungsflugzeugen bereits im Dezember 1970 seinen Jungfernflug. Wenige Tage später stürzte dieses Flugzeug jedoch bei einem erneuten Testflug ab. Im Oktober 1972 wurden die ersten Serienmaschinen an die Naval Air Station in Miramar/California ausgeliefert. Der zweistrahlige und zweisitzige Schwenkflügeljet F-14 Tomcat wurde bis zu seiner Ausmusterung 2006 von der U.S. Navy als Luftüberlegenheitsjäger, zur Flottenverteidigung und für Präzisionsschläge gegen Bodenziele eingesetzt. Von den insgesamt 712 gefertigten Exemplaren erhielt die iranische Luftwaffe kurz vor der islamischen Revolution achtzig Stück.

1987 erwarb Grumman von Fairchild das A-10-Programm. Die Fairchild-Republic A-10A Thunderbolt II (Erstflug 1972) ist ein zweistrahliges Erdkampfflugzeug zur Luftnahunterstützung. Das Flugzeug wird von dem Piloten wegen seines außergewöhnlichen Aussehens auch Warthog (Warzenschwein) oder Hog genannt. Für die US-Post (United States Postal Service) baute Grumman von 1987 bis 1994 den leichten Transporter Grumman LLV (Long Life Vehicle).

Viele Grumman-Flugzeuge wurden in der 1956 eröffneten staatlichen Naval Weapons Industrial Reserve Plant in Calverton auf Long Island/New York gebaut (A-6 Intruder, E-2 Hawkeye, EA-6B Prowler, F-14 Tomcat) gebaut. Mehrere weitere Grumman-Standorte befanden sich ebenfalls auf Long Island (Baldwin, Bethpage, Farmingdale, Valley Stream).

1994 schloss sich Grumman Corporation mit der Northrop Corporation mit zur Northrop-Grumman Corporation zusammen.

Text: Toralf Czartowski • Fotos: Public Domain