Markenlexikon
Der Tuchmacher und Metalldrücker Hans Grohe (1871 – 1955) gründete 1901 in Schiltach/Schwarzwald eine kleine Metallwarenfirma, die u.a. Uhrenteile, Messingpfannen und Blechbrausen herstellte. Bald spezialisierte sich die Firma ganz auf Metallteile für den Sanitärbereich, die an den Großhandel und an Installateurbetriebe im Schwarzwald geliefert wurden. 1934 verließ Friedrich Grohe (1904 – 1983), einer der Söhne des Gründers, das Unternehmen und erwarb zwei Jahre später die Kleineisenfabrik Berkenhoff & Paschedag aus Hemer/Westfalen, die sich auf die Produktion von Badezimmerarmaturen konzentrierte. Ab 1948 firmierte das Unternehmen als Friedrich Grohe Armaturenfabrik.
Nachdem der damalige Geschäftsführer Hans Grohe junior (1895 – 1960) 1960 plötzlich verstorben war, übernahm Friedrich Grohe bis 1975 die Geschäftführung beider Unternehmen (Hans Grohe Schiltach, Friedrich Grohe Armaturenfabrik). Aus Hans Grohe Schiltach ging 1977 die heutige Firma Hansgrohe hervor, die seit 1981 ebenfalls Bad- und Küchenarmaturen herstellt. 1956 erwarb Grohe die Carl Nester Armaturenfabrik aus Lahr/Schwarzwald, die anschließend als Grohe Thermostat GmbH firmierte. Bekannt wurde Grohe in den 1950er und 1960er Jahren Jahren u.a. mit dem Volksthermostat (ab 1956; ein automatisches Mischventil mit Thermostat) und der Einhebelmischbatterie (ab 1962), für die man die exklusive Lizenz des Erfinders Alfred M. Moen erworben hatte. 1961 entstand in Frankreich die erste Auslandsgesellschaft. Weitere Niederlassungen folgten in den Niederlanden (1973), den USA (1975), Großbritannien (1978), Spanien (1978) und Belgien (1979). 1968 verkaufte Friedrich Grohe 51 Prozent der Gesellschaftsanteile an seiner eigenen Firma (Friedrich Grohe Armaturenfabrik) an den US-Mischkonzern ITT.
Nach dem Tod von Friedrich Grohe 1983, erwarben seine Söhne Charles und Bernd Grohe die Gesellschaftsanteile von ITT wieder zurück. 1991 wurde das Unternehmen in eine börsennotierte Aktiengesellschaft umgewandelt. 1999 verkaufte die Grohe-Familie die Friedrich Grohe AG für rund 1,2 Milliarden Euro an die britische Beteiligungsgesellschaft BC Partners Limited. Als Grund gab Charles Grohe u.a. unerträgliche politische Rahmenbedingungen an (damals war die rot-grüne Regierung unter Gerhard Schröder an der Macht). BC Partner reichte den Armaturen-Weltmarktführer 2004 an die Private-Equity-Firmen Texas Pacific Group und CSFB Private Equity (Tochtergesellschaft der Bank Credit Suisse) weiter. Wie bei solchen Übernahmen üblich, werden die Kaufsummen größtenteils über Kredite finanziert, die anschließend dem Stammkapital des übernommenen Unternehmens zur Rückzahlung der Kredite wieder entnommen werden. Um die Umsätz und Erträge der gekaufte Firma trotzdem weiter oben zu halten, müssen an anderen Stellen Einsparungen vorgenommen werden. Bei Grohe waren das u.a. Werksschließungen, Arbeitsplatzabbau, teilweise Verlagerung der Produktion in die bereits existierenden Werke in Thailand und Portugal sowie Optimierung von Produktionstechnologie und Logistik. Durch den Fall Grohe wurde 2005 von dem SPD-Politiker Franz Müntefering die sogenannte Heuschreckendebatte angestoßen.
2008 verlegte Grohe seine Hauptverwaltung nach Düsseldorf, der Hauptsitz befindet sich jedoch weiterhin in Hemer. 2014/2015 wurde die Grohe Group S.à r.l., die über die Grohe Holding GmbH Hauptaktionärin der Grohe AG ist, mehrheitlich von dem japanischen Baustoffkonzern K.K. Lixil Group (Tokyo) und der Development Bank of Japan (DBJ) übernommen. Grohe betreibt Produktionsstandorte in Deutschland (Hemer, Lahr/Schwarzwald, Porta Westfalica), Thailand (Klaeng) und Portugal (Albergaria). Zu den wichtigsten Produkten gehören u.a. Badezimmerarmaturen, Küchenarmaturen, Waschbecken, Küchenspülen, WCs, Wasseraufbereitungsanlagen, Wassersensoren und Badzubehör.
Text: Toralf Czartowski