Markenlexikon

Gibson

Ursprungsland: USA

Orville Gibson (1856 – 1918) war hauptberuflich Schuhverkäufer in Kalamazoo/Michigan, doch in seiner Freizeit baute er zu Hause in seiner Werkstatt Mandolinen. 1894 machte er sein Hobby zum Beruf. Die nächsten beiden Jahre arbeitete er tagsüber in einem Schuhladen und abends baute er seine Instrumente. 1902 fand er mehrere Geschäftsleute aus Kalamazoo, die die Gibson Mandolin Guitar Manufacturing Company finanzierten. Zunächst stellte Gibson weiterhin Mandolinen her, in geringerem Maße auch akustische Gitarren. Erst als die Beliebtheit der Mandolinen in den frühen 1920er Jahren nachließ, spezialisierte sich das Unternehmen ganz auf Gitarren.

Nach dem Tod des Gründers wurde der Mandolinenspieler Lloyd Loar Chef der Entwicklungsabteilung. Unter seiner Federführung entstand 1923 die akustische 17-Zoll-Schlaggitarre Gibson L5 mit gewölbtem Boden, gewölbter Decke und zwei F-Löchern, die als Urform der Jazz-Gitarre gilt. Sie verdrängte in den Big Bands und Tanzorchestern der Swing-Ära bald das Banjo als Rhythmus-Instrument. Die Gibson Super 400 (1934), eine akustische Vollresonanz-Gitarre, die bis heute in Kleinserie gefertigt wird, hatte einen riesigen 18-Zoll-Korpus, um sich gegen die Blasinstrumente in den Big Bands durchsetzen zu können. Da man den Korpus kaum noch größer machen konnten, entwickelte Gibson 1936 die erste Jazz-Gitarre mit elektrischem Tonabnehmer (Gibson ES-150). 1944 wurde Gibson von der Chicago Musical Instrument Company (CMI) übernommen, der damals größten Instrumenten-Vertriebsfirma der USA.

1952 brachte Gibson eine elektrische Solid-Body-Gitarre auf den Markt, ein in Gitarrenform geschnittenes Brett mit Hals und Tonabnehmern, wie sie Fender bereits seit 1948 herstellte. Mitentwickelt hatte sie der damals sehr populäre Gitarrist Les Paul (1915 – 2009). Die Gibson Les Paul, die mit einer Unterbrechung von 1961 bis 1968 noch immer hergestellt wird, gilt neben den Fender-Modellen Telecaster und Stratocaster als Klassiker unter den E-Gitarren. Zu den bekanntesten Musiker, die eine Les Paul spielten, gehören u.a. Jimmy Page (Led Zeppelin), Pete Townshend (The Who), Paul McCartney, Eric Clapton, Mark Knopfler (Dire Straits), George Harrison (Beatles), Neil Young, Gary Moore, Carlos Santana, Robbie Krieger (The Doors), Peter Green (Fleetwood Mac) und Jeff Beck. 1957 erwarb Gibson die Epiphone Company, einen Hersteller von Bass- und Jazz-Gitarren.

Gibson
Gibson

1969 wurde CMI von dem ecuadorianischen Mischkonzern ECL Industries (Ecuadorian Company Limited) übernommen, der sich 1970 in Norlin Industries umbenannte (nach den damaligen Firmenchefs H. Norton Stevens und Maurice H. Berlin). 1984 verlegte Gibson seinen Firmensitz von Kalamazoo nach Nashville/Tennessee, wo 1974 eine neue Fabrik errichtet worden war.

1986 kam es zur Übernahme durch das Gibson-Management (Henry Juszkiewicz, David Berryman, Gary Zebrowski); der neue Firmenname lautete nun Gibson Guitar Corporation.

Anschließend erwarb Gibson zahlreiche Instrumenten- und Audio-Hersteller, u.a. Flatiron Mandolin (1987), Steinberger Sound (1988), Tobias Guitars (1990), Oberheim Electronics (1991), Original Musical Instrument (1993; Dobro, Dopyera Bros., Hound Dog, Slingerland Drum (1994), Kramer Guitars (1996), Opcode Systems (1998), Baldwin Piano and Organ (2001; Baldwin, Chickerin, Ellington, Hamilton, Wurlitzer), Valley Arts Guitars (2002), Garrison Guitars (2007), Stanton Group (2011; Cerwin-Vega, KRK Systems, Stanton Magnetics), Onkyo (2012; Beteiligung), Cakewalk (2013), TEAC/Tascam (2013) und die Unterhaltungselektroniksparte von Philips (2014).

2013 benannte sich die Gibson Guitar Corporation in Gibson Brands um. An der Philips-Übernahme überhob sich das Unternehmen jedoch, was im Mai 2018 zur Insolvenz nach Chapter 11 des US-Insolvenzrechts führte. Die Sanierung des Unternehmens wurde im November 2018 abgeschlossen.

Gibson produziert u.a. akustische und elektrische Gitarren, Bassgitarren, Resonatorgitarren, Mandolinen, Banjos, Pianos, Schlagzeuge, Effektgeräte, Verstärker, Lautsprecher, Gitarrenzubehör, digitale Jukeboxen sowie diverse Audio-Produkte. Das Unternehmen betreibt zwei Gitarrenfabriken in den USA, wo Gibson-Gitarren gefertigt werden (Nashville/Tennessee seit 1974, Bozeman/Montana seit 1989). Das im Jahr 2000 eröffnete Gibson-Werk in Memphis/Tennessee wurde 2018 geschlossen.

Text: Toralf Czartowski • Fotos: Unsplash.com, Pixabay.com, Public Domain