Markenlexikon
Der japanische Unternehmer Ichibei Furukawa (1832 – 1903) beschäftigte sich zunächst mit dem Handel von Rohseide und Reis. 1877 kaufte er von der japanischen Regierung eine Kupfermine bei Ashio/Tochigi. Später kamen Kohlegruben, Goldminen, Hochöfen, Gummi-, Kabel- und Reifenhersteller sowie Elektrounternehmen hinzu. Furukawa wuchs neben Mitsubishi, Mitsui oder Sumitomo zu einem der größten japanischen Industriekonzerne der Vorkriegszeit heran.
Die 1920 gegründete Firma Furukuwa Denki Kogyo (Furukuwa Electric), die vor allem Elektrokabel herstellte, und der deutsche Elektrokonzern Siemens (jap. Jiimensu gesprochen) etablierten 1923 das Jointventure Fuji Denki Kabushiki-gaisha (Fuji Electric Company) – die beiden Worte »Furukuwa« und »Jiimensu« ergaben den Firmennamen Fuji. Das Unternehmen produzierte zunächst Elektromotoren, Ventilatoren und ab 1935 Telefone und Telefonanlagen. Für diesen Bereich wurde die Tochtergesellschaft Fujitsu gegründet. Fujitsu ist ein Akronym aus »Fuji« und »Tsushinki«, was auf japanisch Telekommunikationsausrüstung bedeutet.
1945 musste sich Siemens jedoch aus Japan zurückziehen, sodass Fujitsu in den alleinigen Besitz der Fuji Electric Company überging. 1951 begann Fujitsu als eines der ersten japanischen Unternehmen mit der Entwicklung eines Computers. 1954 kam der erste kommerzielle Computer Japans, der FACOM 100, auf den Markt. 1960 stieg Fujitsu in die Massenproduktion von Transistoren ein. Ab 1981 produzierte Fujitsu auch Personal-Computer.
1967 wurden Fuji Electric und Fujitsu voneinander getrennt und als selbstständige Unternehmen weitergeführt. Beide gehören jedoch nach wie vor zur Furukawa-Gruppe.
1999 fassten Fujitsu und Siemens ihre Computeraktivitäten in dem Gemeinschaftsunternehmen Fujitsu-Siemens Computers zusammen und schufen damit den größten europäischen Computerhersteller mit Standorten und Werken in Maarssen (Niederlande), München (Bayern), Augsburg (Bayern), Paderborn (Nordrhein-Westfalen), Sömmerda (Thüringen) und Sunnyvale/California (USA). Infolge der Dollar-Schwäche und des scharfen Preisverfalls verkaufte Siemens seinen fünfzigprozentigen Anteil 2008 an dem Jointventure an Fujitsu.
Aus dem Halbleitergeschäft zog sich Fujitsu 2013/2014 zurück. Teile davon wurden verkauft , andere verselbstständigt. 2024 stieg Fujitsu aus dem Geschäft mit Desktop-PCs, Workstations und Notebooks/Laptops aus. Das Unternehmen ist nun in anderen IT-Bereichen tätig (u. a. Cloud Computing, Datenmanagement, Künstliche Intelligenz, Netzwerke, SAP-Infrastrukturlösungen, Server, Speichersysteme).
Text: Toralf Czartowski