Markenlexikon
Der dänische Ingenieur Jörgen Skafte Rasmussen (1878 – 1964), dem u.a. die Zschopauer Motorenfabrik J.S. Rasmussen AG (DKW-Motorräder) und die Frankenberger Metallwerke GmbH (Framo) gehörten, erwarb 1925 die insolvente Moll Werke AG aus Scharfenstein, einen Hersteller von Metallwaren. Das DKW-Zweigwerk Scharfenstein stellte zunächst Fahrzeugteile (Stanz- und Ziehteile, Verbrennungsmotoren) her und ab 1927 Kühlschrank-Kompressoren und Kühlgeräte, die ebenfalls unter dem Namen DKW (das Kürzel stand ursprünglich für Dampf-Kraft-Wagen) vermarktet wurden (DKW – Das Kühl-Wunder). 1931 wandelte Rasmussen das Zweigwerk in Scharfenstein in eine eigenständige Firma um (DKK Deutsche Kühl- und Kraftmaschinen GmbH). Bis zum Kriegsende produzierte DKK neben Fahrzeugteilen und Kühlgeräten auch Kompressoren für U-Boote, Maschinengewehre und Maschinenpistolen.
Im Herbst 1945 enteigneten die sowjetischen Besatzungstruppen das Werk und brachten die Maschinen und Anlagen als Reparationsleistungen in die Sowjetunion. Nach der Umwandlung in einen Volkseigenen Betrieb (VEB) wurden in den leeren Werkhallen ab 1946 einfache Gebrauchsgüter aus Metall gefertigt (u.a. Nägel, Scharniere, Schaufeln, Kinderdreiräder). Daneben reparierten die ehemaligen DKK-Beschäftgten defekte Kälteanlagen. Die reguläre Produktion von Kompressoren, Kühlgeräten und Haushaltskühlschränken begann erst wieder 1949/1950. Das Werk firmierte nun als VEB DKK Scharfenstein und gehörte zur VVB (Vereinigung volkseigener Betriebe) NAGEMA Halle/Saale.
Als in der DDR die Nachfrage nach Kühlschränken stetig stieg, bekam DKK 1954 eine ehemalige Papierfabrik im nahegelegenen Niederschmiedeberg zugeordnet, wo fortan die Haushaltskühlschränke gefertigt wurden. Ab 1958 gehörte DDK zum VVB Luft- und Kältetechnik Berlin. Anfang der 1960er Jahre übenahm DKK die gesamte Produktion von Haushaltskühlgeräten in der DDR. Andere Bereiche wie die Kompressorenfertigung und die Herstellung von Gewerbekühlgeräten wurden zum VEB MAB Schkeuditz und zum VEB Kühlmöbelwerk Erfurt verlagert. Ab 1970 gehörte der VEB DKK Scharfenstein wie auch das Waschgerätewerk Schwarzenberg (WGW) zum Kombinat Monsator Schwarzenberg, das wiederum dem VVB Eisen, Blech, Metall (EBM) unterstellt war.
1979 kam es erneut zu einer Umstrukturierung: DKK wurde nun zusammen mit anderen Haushaltgeräteherstellern (u.a. VEB Besteck- und Metallwaren Aue, VEB Elektrowärme Belzig, VEB Gas- und Elektrogeräte Dessau, VEB Kühlmöbelwerk Erfurt, VEB Schwerter Emaillierwerke, VEB Wärmegeräte und Armaturenwerk Berlin, VEB Waschgerätewerk Schwarzenberg) in das neugeschaffene VEB Kombinat Haushaltgeräte Karl-Marx-Stadt integriert. Zwischen 1980 und 1983 entstand ein neues Gefrierschrankwerk in Niederschmiedeberg.
1983 führte das Kombinat Haushaltgeräte die neue Marke Foron (ein reiner Fanasiename) ein, unter der fortan verschiedene Produkte vermarktet wurden, u.a. Waschmaschinen, Kühlschränke und Messer. Da der DDR-Markt für Kühlgeräte in den 1980er Jahren gesättigt war, exportierte DKK seine Produkte auch in mehrere westliche Länder (u.a. BRD, Dänemark, Frankreich, Niederlande, Österreich), wo sie meist zu Dumpingpreisen und teilweise unter anderen Markennamen verkauft wurden. In den 1980er Jahren gehörte DKK mit rund 5000 Mitarbeitern zu den größten deutschen Herstellern von Haushaltskühlgeräten (bezogen auf die gesamtdeutsche Produktion). Zudem waren sämtliche Geräte und Komponenten Eigenentwicklungen.
Nach der politischen Wende in Deutschland wurde das Kombinat Haushaltgeräte 1990 aufgelöst und die einzelnen Betriebe der Treuhandanstalt unterstellt. Die DKK Scharfenstein GmbH mit den Standorten Scharfenstein (Kompressoren) und Niederschmiedeberg (Kühlgeräte) konnte ihre Produkte aber weder kostendeckend fertigen noch in ausreichenden Mengen auf dem Markt absetzen. Da es auch keine Kaufinteressenten gab, sollte die Firma eigentlich liquidiert werden.
Durch eine Zusammenarbeit mit der Umweltorganisation Greenpeace, die ein große Werbeaktion finanzierte, und dem Dortmunder Hygieneinstitut unter Leitung von Harry Rosin, das ein umweltschonendes Kältemittel aus Butan, Propan und anderen Gasen entwickelt hatte (Dortmunder Mischung), konnte DKK jedoch 1992 den ersten FCKW-freien Kühlschrank der Welt fertigstellen. Die geplante Liquidierung war damit abgewendet. Die DKK Scharfenstein GmbH ging 1993 zunächst in die Foron Unternehmensbeteiligungen GmbH über und daraus entstand im Herbst 1993 die Foron Hausgeräte GmbH. Das Unternehmn hatte damals noch etwa 600 Mitarbeiter. Die Serienfertigung der FCKW-freien Kühlschränke begann im März 1993. Foron konnte jedoch kaum davon profitieren, da Greenpeace darauf bestanden hatte, die neue umweltfreundlichere Technologie nicht zu patentieren, damit sie sich möglichst schnell in Geräten aller Hersteller zum Einsatz kommen konnte. Die etablierten Hersteller, die die Dortmunder Mischung zuvor noch als zu gefährlich und und ineffizient abgelehnt hatten, um den Absatz ihrer eigenen Geräte mit dem klimaschädlichen Kältemittel R134a nicht zu gefährden, schwenkten nun ganz schnell auf die neue Technologie um.
Foron versank danach bald in der Beudeutungslosigkeit. Der Versuch, sich als Anbieter von Nieschengeräten (u.a. freistehende Geräte, HomePub Kühl-Gefrierkombination mit integrierter Bierzapfanlage) zu positionieren, schlug fehl. 1996 musste die Firma schließlich Insolvenz anmelden. Daraufhin ging das Unternehmen in den Besitz der niederländische ATAG Kitchen Group über. Nach der Insolvenz der ATAG Group im Jahr 2000 wurde die Erwin Bonn GmbH Duisburg (EBD), ein Hersteller von Waschmaschinen, der seit 1994 zur italienischen Antonio Merloni S.p.A. gehörte, neuer Eigentümer der Marke Foron. EBD übernahm auch den Vertrieb und den Kundendienst. Für das Werk in Niederschmiedeberg fand sich jedoch kein Interessent, sodass die Produktion Anfang 2002 eingestellt werden musste. Nachdem Antonio Merloni 2001 die Seppelfricke Haus- und Küchentechnik GmbH gekauft hatte, wurden die Firmen EBD, Foron und Seppelfricke in der EFS Hausgeräte GmbH (Duisburg) zusammengefasst. Infolge der Weltwirtschaftkrise ging Antonio Merloni jedoch 2008 in die Insolvenz. Ende 2009 war auch EFS zahlungsunfähig. Am Standort Scharfenberg gibt es neute noch zwei Kältetechnikfirmen, die auf dem ehemaligen DKK-Gelände ansässig sind (Compact Kältetechnik Dresden GmbH, Rochhausen Kältesysteme GmbH).
Text: Toralf Czartowski