Markenlexikon
Hermann Theodor Böhme (1850 – 1908) gründete 1881 in Chemnitz/Sachsen eine Drogen- und Farbenhandlung, zu der ab 1908 auch eine Chemiefabrik in Chemnitz-Kappel gehörte. 1929 entwickelte der Böhme-Chemiker Dr. Heinrich Gottlob Bertsch (1897 – 1981) auf der Grundlage von Fettalkoholsulfaten das erste synthetische Waschmittel der Welt, das 1933 unter dem Handelsnamen Fewa (= FEinWAschmittel) auf den Markt kam.
Im gleichen Jahr brachte auch der US-Seifenhersteller Procter & Gamble in den USA ein synthetisches Waschmittel heraus (Dreft). Dreft und Fewa waren jedoch nur für leicht verschmutzte Wäsche geeignet, zumal es sich bei Fewa um ein Feinwaschmittel handelte (Waschtemperatur: 30 °C). Erst mit dem 1943 von P&G entwickelten synthetischen Vollwaschmittel Tide (Temperaturbereiche von 20 °C bis 95 °C) konnte auch stark verschmutzte Wäsche befriedigend gereinigt werden.
1935 wurde die Chemiefabrik in Chemnitz-Kappel aus dem Böhme-Konzern ausgegliedert und an den Henkel-Konzern verkauft, der das Werk unter dem Namen Böhme Fettchemie weiterführte und den Firmensitz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs nach Düsseldorf verlegte. 1967 brachte Henkel/Böhme Chemie das Feinwaschmittel Fewamat auf den Markt, 1987 folgte Fewa flüssig, erstmals ohne Zusatz von Phosphaten.
Das Originalwerk in Chemnitz (Fettchemie Karl-Marx-Stadt), wo zu DDR-Zeiten Desinfektionsmittel (Fesia-form, Fesi-mon), Geschirrspülmittel (Fit), Imprägniermittel (WAP), Insektenschutz (Mückol), Pflanzenschutzmittel (Fekama), Waschmittel (Desipon, Fay, Fewa) und Weichspüler (Avistat) hergestellt wurden, blieb bis 1991 in Betrieb, dann riss man es ab. Das Werksgelände wurde inzwischen in einen Freizeit- und Gewerbepark umgewandelt.
Text: Toralf Czartowski