Markenlexikon

Escada

Ursprungsland: Deutschland

Dieses Modelabel wurde 1976 von Wolfgang Ley (* 1937) und seiner schwedischen Frau Margaretha (1933 – 1992) in München gegründet. Margaretha, eine gelernte Schneiderin, die zuvor als Model für der Modehäuser Fred Adlimueller Wien und Jacques Fath Paris sowie als Designerin für die deutsche Bekleidungsfirma Mondi gearbeitet hatte, übernahm den kreativen Teil, ihr Mann kümmerte sich um das Geschäftliche. 1979 wurde die Marke Escada eingeführt – benannt nach einem gleichnamigen Rennpferd.

Die Firma spezialisierte sich von Anbeginn auf elegante Mode für Frauen, die sich an der Haute Couture orientierte, aber nicht deren gelegentliche Abgehobenheit und exorbitanten Preise übernahm (Margaretha Ley: »Luxusmarke für die arbeitende Frau, die ein gewisses Vermögen hat«). 1980 folgte die jüngere und preiswertere Linie Laurèl; später kamen noch weitere Labels wie Crisca (1984), Apriori (1991) und Natalie Acatrini (1991) hinzu. In den 1980er Jahren stieg Escada neben Hugo Boss, Jil Sander und Joop zu einem der international führenden deutschen Modeunternehmen auf. Zu den Escada-Kunden gehörten u.a. Prinzessin Diana, Kim Basinger, Demi Moore, Brooke Shields, Jerry Hall oder Carla Bruni, die heutige First Lady Frankreichs.

Zu dieser Zeit eröffnete der Konzern, der 1986 an die Börse ging, in zahlreichen europäischen, nordamerikanischen und japanischen Metropolen eigene Boutiquen, außerdem wurden mehrere Bekleidungsfirmen übernommen (1987 Schneberger, 1988 Kemper, 1989 St. John Knits/USA). Ab 1989 fertigte Escada auch Kollektionen für Cerruti 1881. Mit der Tochtergesellschaft Escada Beaute stieg Escada 1990 in das Geschäft mit Lederwaren und Kosmetika ein (wurde 2002 an Wella verkauft), 1998 folgten Brillen (in Zusammenarbeit mit der französischen Firma Airess) und 2005 die erste Schmuckkollektion, die von der renommierten Pluczenik Group aus Antwerpen stammt.

Nach dem Tod von Margaretha Ley, die 1992 einem Krebsleiden erlag, wurde Michael Stolzenburg neuer kreativer Kopf, und als der 1994 im Alter von 36 Jahren verstarb, folgte ihm der Schotte Brain Rennie, der seit 1987 bei Escada arbeitete. Im gleichen Jahr etablierte das Unternehmen die eigenständige Kollektion Escada Sport.

Jahrelanges Missmanagement, die Übernahme von maroden Unternehmen (Kemper, Schneberger) und vor allem Mode, die den Kundinnen nicht mehr gefiel, führten in den 1990er Jahren zu dauerhaften finanziellen Problemen. 2003 beteiligte sich der US-Finanzinvestor HMD Partners, eine Abspaltung der Texas-Pacific Group (TPG), über seine Tochter HMD Investment Partners mit 27,5 Prozent an der Escada AG. 2006 trat Wolfgang Ley als Vorstandsvorsitzender zurück, neuer Kreativdirektor wurde der Italiener Damiano Biella, der zuvor bei Valentino und Carolina Herrera tätig gewesen war. Im gleichen Jahr erwarb die Finanzgruppe Finartis aus Genf über ihre Fondsgesellschaft European New Horizon den Finanzinvestor HMD Investment Partners (nun FCMH Fund) und damit auch die Escada-Anteile. Finartis gehört dem Multi-Millionär Rustam Aksenenko, dem Sohn des früheren russischen Vize-Premiers und Bahnministers Nikolai Aksenenko. 2008 kauften Michael und Wolfgang Herz (MaxIngvest, Tchibo, Beiersdorf) 26 Prozent der Escada-Anteile. Die Tochtergesellschaft Primera AG mit den Marken Apriori, Cavita und Laurèl sowie der Einzelhandelskette BiBa Mode wurden 2009 an die Münchener Beteiligungsgesellschaft Mutares AG (Apriori, Cavita, Laurèl) und das Damenmodeunternehmen Gelco aus Gelsenkirchen (BiBa) verkauft.

Im November 2009 musste die Escada AG schließlich Insolvenz anmelden. Neue Eigentümerin wurde daraufhin die frühere Investmentbankerin Megha Mittal, die Schwiegertochter des indischen Unternehmers Lakshmi Mittal (ArcelorMittal). Aktuelle Chefdesigner sind Bettina Hammerl (Escada) und Ilka Bennewit (Escada Sport). Die Mode von Escada soll in Zukunft deutlich billiger werden und sich mehr am Durchschnittsverbraucher orientieren.

Text: Toralf Czartowski