Markenlexikon

Ebay

Ursprungsland: USA

Der iranischstämmige Franzose Pierre Morad Omidyar (* 1967) kam 1973 in die USA, wo er nach seinem Informatikstudium zunächst bei der Softwarefirma Claris, einem Ableger von Apple, arbeitete. 1991 gründete er gemeinsam mit drei Freunden die Ink Development Corporation, die eine Shop-System-Software für das Internet entwickelte (eShop). Dieses Unternehmen wurde 1996 von Microsoft gekauft.

Bereits am 1. September 1995 hatte Omidyar die private Auktions-Website »auctionweb.com« ins Netz gestellt, auf der er zunächst nur einen defekten Laserpointer zum Verkauf anbot. Er beschrieb das ursprünglich rund 30 Dollar teure Gerät genau und verschwieg auch die Defekte nicht. Anfangs bekam er überhaupt kein Gebot, in der zweiten Woche waren es bereits vier Dollar und am Ende zahlte ihm jemand 14 Dollar. Als die Nutzerzahlen durch Mund-zu-Mund-Propaganda im Internet immer weiter stiegen, und der Provider ihm statt 30 Dollar monatlich plötzlich 250 Dollar in Rechnung stellte, mussten die User im Falle einer erfolgreichen Versteigerung einen geringen Geldbetrag an AuctionWeb zahlen.

Im Mai 1996 machte Pierre Omidyar sein Hobby zum Beruf; er gründete in San José/California die Firma AuctionWeb. Im September 1997 wurde dieses Unternehmen in Ebay umbenannt. Der Name Ebay entstand in Anlehnung an Pierre Omidyars Ein-Mann-Internet-Consulting-Firma Echo Bay Technology Group. Da die Domain echobay.com bereits von der kanadischen Minengesellschaft Echo Bay Mines, die in Echo Bay/Nevada Gold abbaute, registriert worden war, verkürzte er den Domain-Namen zu ebay.com.

Die Legende, dass Pierre Omidyar die Ebay-Plattform für seine damalige Verlobe Pamela Wesley programmiert hatte, damit sie ihre PEZ-Spender-Sammlung im Internet erweitern konnte, war ein PR-Gag, den man sich wegen des anfangs geringen Interesses der Medien an Ebay einfallen ließ. Anscheinend half dieser kleine Trick, denn schon zwei Jahre nach der ersten Auktion hatte Ebay bereits über eine Million registrierte Nutzer. Am 24. September 1998 ging das Unternehmen an die Technologiebörse NASDAQ und machte seinen Gründer zum Millionär. 1999 entstanden die ersten Ländergesellschaften in Australien, Kanada und Großbritannien, kurz darauf auch in Deutschland.

Inzwischen ist aus dem überschaubaren Internet-Auktionshaus für private Gebrauchtwarenverkäufer ein weltweiter Marktplatz für gewerbliche Händler geworden, die hauptsächlich Neuware zum Festpreis verkaufen oder die auf einer Ebay-Website einen Ebay-Shop betreiben und dort ausschließlich ihre Waren ohne Verfallstermin und ebenfalls zum Festpreis anbieten. Daneben gibt es jedoch auch weiterhin die klassischen Privatauktionen. Sein Geld verdient das Unternehmen mit einer Einstellgebühr, die der Verkäufer für die Nutzung der Internet-Plattform zahlen muss; die Höhe richtet sich nach dem Preis der Ware.

2002 erwarb Ebay das erst zwei Jahre zuvor entstandene Online-Bezahlsystem PayPal, das damals schon etwa die Hälfte aller Ebay-Mitglieder zum Bezahlen der gekauften Waren verwendeten. PayPal wurde 2015 von Ebay abgespalten und als eigenständiges Unternhemen an die Börse gebracht. Von 2005 bis 2011 gehörte auch das Internet-Telefonie-Unternehmen Skype zu Ebay.

2020 verkaufte Ebay das 2009 entstandene Anzeigenportal Ebay Kleinanzeigen sowie einige weitere Portale (Autotrader, Automobile.it, Bilbasen, Carsguide, dba, Gumtree, Kijiji, Marktplaats, mobile.de, Motors.co.uk, 2dehands, 2ememain) an das norwegische Unternehmen Adevinta (LeBonCoin, OLX OnLine eXchange, Shpock), das dadurch zum weltgrößten Anbieter von Online-Kleinanzeigen aufstieg.

Text: Toralf Czartowski